"Taran und der Zauberkessel", 1985 05/10
Diesen Zeichentrickfilm wollte meine Familie sehen. Ich hatte schon
öfter davon gehört, wollte mir jetzt aber ein eigenes Bild machen.
Die ersten Minuten in Taran's Zuhause waren okay, danach gab es
aber wieder eine Abenteuergeschichte, die ich nicht so mag. Die
Hauptfigur traf auf verschiedene skurrile Charaktere und musste
einige Prüfungen bestehen. Zeitweise hätte der Film auch "Taran und
das Zauberschwert" heißen können. Wie die gezeigte Welt
funktionierte und weshalb bestimmte Dinge auftauchten, wurde nicht
erklärt, sondern musste von dem Publikum einfach hingenommen
werden. Die Handlung war oft düster und fiel mir mit 6 Jahren zu
niedrig aus. 8 Jahre sollten Kinder mindestens sein, da hier viele
Skelette und gruselige Elemente gezeigt werden. Mir selbst gefielen
die tierquälerischen Szenen ebenso wenig wie das als "Running Gag"
inszenierte Würgen einer Figur. Und - wie so oft bei einem Disney -
Film - musste es natürlich eine Liebesgeschichte geben. Hier
stellten nun zwei Kinder (!) das Liebespaar dar. Es ist schon
erstaunlich, wie viel Doppelmoral ein großer Teil des Publikums
heutzutage hat: wenn sich hier ein Junge und ein Mädchen küssen,
ist das für sie in Ordnung. Wenn Disney, Pixar etc. aber mal ein
gleichgeschlechtliches Paar zeigt, wird mit dem "Schutz der Kinder"
argumentiert. Dabei bestehen die meisten sogenannten Kinderfilme
aus heteronormativen Inhalten, die meines Erachtens ebenso wenig in
solchen Werken zu suchen haben... Durch vorhersehbare Ereignisse
und eine langweilige Handlung gab es etliche Längen. Das Ende war
ebenfalls total vorhersehbar.
Die Bildqualität war sehr gut. Bei kaum sichtbarem bis feinem
Filmkorn gab es eine hohe Schärfe. Die Farben sahen gemäß der
düsteren Geschichte oft dunkel aus, der Kontrast war zurückhaltend
eingestellt, was gut war und im dunklen Bild auch etwas erkennen
ließ. Obwohl die meisten Hintergrundzeichnungen detailreich und die
Figuren professionell gezeichnet wirkten, wiesen die Nebenfiguren
manchmal, besonders in Nahaufnahmen, einen gewöhnungsbedürftigen
Zeichenstil wie in "Aristocats" auf. Dies lag vor allem an
unnatürlich dicken schwarzen Konturen der Figuren. Manchmal gab es
sogar nicht vollständig ausgemalte weiße Stellen an den
Figurenrändern zu sehen, was für einen Zeichentrickfilm - noch dazu
aus dem bekannten Haus - ungewöhnlich war. Zwischendurch waren
Nachschärfungen ersichtlich. Die deutsche Synchronisation klang
hörbar alt, offenbar wurden an dem Ton keine großen Verbesserungen
vorgenommen. Die meisten 1980er - Produktionen klingen heute
besser, als es bei dieser Tonspur der Fall war. Die Musik war
okay.
Ich fand die Geschichte absolut langweilig. Es wurden wenig
sympathische Charaktere gezeigt und zu wenige Hintergründe erklärt.
Technische Schwächen gab es mit mehreren unbemalten Stellen und
einem rustikalen deutschen Ton. Die Kinderliebe hatte meiner
Meinung nach nichts im Film zu suchen. Von mir erhält "Taran" damit
keine Empfehlung.