Halt auf freier Strecke 10/10
Ehrlich gesagt bin ich zutiefst gespalten aufgrund der Thematik ob
ich hier den Film mit einer Note bewerten soll oder nicht, da man
nur schwer die üblichen Kriterien die zu einer Bewertung führen
heranziehen kann, zumindest nicht alle. Da es sich aber um keinen
Tatsachenbericht sondern einen Spielfilm handelt habe ich mich
dafür entschieden.
Der Zuschauer macht bekanntschaft mit der Berliner Familie Lange.
Vater Frank, Ehefrau Simone und den beiden Kindern der Teenagerin
Lilly die im Schwimmen ihre Passion gefunden hat und auch
Wettkämpfe bestreitet sowie der kleine Blondschopf
Mika.
Eines Tages erhält Frank die niederschmetternde Diagnose Krebs
genauer Hirntumor, und als ob das nicht genug ist der Todestoß
'Inoperabel'. Die Familie entscheidet sich dafür Frank nicht in
eine betreute unterkunft zu bringen sondern zuhause das später
entsprechend mit Krankenbett umgerüstet wird bis zum bitteren Ende
zu pflegen und bei ihm zu sein, ihn wärme und liebe zu
spenden.
Der Film wartet hierbei mit einem derartigen realismus auf das ich
anfangs dachte es sich eine Art von Reportage.
Das leid das diese Krankheit über Frank und seine Familie bringt
ist für den betrachter praktisch Hautnah zu empfinden. Die
zunehmenden Motorische einschränkungen, geistige ausfälle und
Wesensveränderung die auch mit unkontrollierten wutausbrüchen und
geschrei einhergehen stellen eine ausnahmesituation für den
fortbestand einer intakten Familie da. Jeder gerät hier an seine
Belatungsgrenzen und doch versucht Simone den Kindern und Frank
diese zeit so normal wie möglich zu gestalten. Frank Filmt wie in
einer Art Tagebuch diesen zeitabschnitt (ca. 1 Jahr) mit, auch als
vermächtnis für die Familie da er auch schöne Std. beeinhaltet wie
den Besuch beim Schwimmwettkampf, weihnachten und
Silvester.
Aber Frank beginnt auch zu Halluzinieren, sein Tumor wird in seiner
vorstellung zu einer Person welche skurillerweise zu Gast bei
Harald Schmidt ist.
Er erhält Besuch von den Eltern und Freunden die sehr stark mit der
Situation umgehen aber natürlich auch leiden.
Es ist ein so bitterer, harter und trauriger Leidensweg bis zum
Ende wo er ans Bett gefesselt kaum noch sprechen kann, keine
erinnerung hat und unter Morphiumeinwirkung fast nur noch schläft
bis er, man möchte sagen endlich, an einem wunderschönen
verschneiten Wintertag erlösung findet. Spätestens ab da brach das
dann auch aus mir heraus, diese anspannung und dieser krampf, da
bleiben die Augen nicht trocken. Auch jetzt noch liegt der Film wie
Blei auf der Seele.
Gespielt wird Frank von
Milan Peschel, und das
Oscareif !
Eine so intensive, berührende und realistische Darstellung mit der
er sich für mich in die Erste Liga Katapultiert hat. Aber auch der
rest des Cast spielt stark.
Da es hier keine erkennbaren schwachpunkte gab tatsächlich die
Höchstpunktzahl !
Jedem der offen für das Thema ist sollte ihn sich
ansehen.