"Rat mal, wer zum Essen kommt", 1967 06/10
Dieses Drama setzte ich vor einigen Wochen auf die Watchlist,
nachdem es mir von einem YouTube - Kanal empfohlen wurde. Nun
entschied ich mich zu einer Sichtung, auch, weil die OOP - Blu Ray
von 2013 inzwischen Mondpreise angenommen hat und ich bei Gefallen
nicht noch tiefer in die Tasche greifen wollte. Die Umsetzung und
Grundidee gefiel mir, von der Stimmung her hatte der Film etwas von
"Die 12 Geschworenen", vor allem im letzten Drittel. Die Vorbehalte
nichtweißen Menschen gegenüber in jener Zeit wurden gut
herausgearbeitet. Allerdings hatte ich Probleme, dass das N - Wort
ausgerechnet von jenen Figuren verwendet wurde, von denen es
normalerweise nicht zu erwarten war. Das ergab wenig Sinn. Ob es
nur in der deutschen Synchronisation oder auch im Original
vorhanden war, konnte ich nicht nachprüfen. Später wurde es sogar
etwas inflationär genutzt. Die weibliche Hauptfigur kam dadurch
sehr unsympathisch rüber, ein Gefühl, welches bis zum Ende anhalten
sollte. Die schauspielerischen Leistungen waren durchschnittlich
bis gut. Wer die tragischen Hintergründe um Spencer Tracy kennt,
wird seine Rolle vermutlich mit anderen Augen sehen. Katherine
Hepburn hatte beinahe den ganzen Film über Tränen in den Augen. Ob
das auf die Umstände, die Handlung oder vielleicht eine Entzündung
zurückzuführen war, bleibt fraglich.
Die Bildqualität war sehr gut. Bei feinem Filmkorn gab es eine
ausreichend hohe Schärfe. Bei den Szenen mit Hepburn fielen viele
drehbedingte unscharfe Einstellungen auf. Ob damit ihr Alter
kaschiert werden sollte oder war das gar eine Drehbedingung?
Gelegentlich gab es schwarze und weiße Bildpunkte sowie kleinere
Verschmutzungen. Die Farb - und Kontrasteinstellungen sahen
natürlich aus. Die deutsche Synchronisation war in Ordnung. Die
Tonspur kam mit kaum hörbarem Hintergrundrauschen und wenigen gut
abgefederten Zischlauten daher. Die Dialoge waren jederzeit
verständlich. Die Musik bestand lediglich aus einem Titellied,
welches über die Laufzeit verteilt in mehreren
Instrumentalversionen angespielt wurde. Hier und da hätte ein
dramatisches Geigenspiel gutgetan.
Ein damals schwieriges Thema (und für reaktionäre Personen selbst
heute noch) wurde bis auf ein paar sprachlich diskriminierende
Stellen gut aufgearbeitet. Trotz der 108 minütigen Laufzeit kam
keine Langeweile auf. Daher gebe ich eine einmalige
Streamingempfehlung ab. Mit ein bisschen mehr Drama und Herz sowie
einer sympathischeren weiblichen Hauptrolle hätte ich mehr Punkte
vergeben.