Havoc 6/10 (Netflix)
Detektiv Walker (Tom Hardy) gerät nach einem missglückten
Drogengeschäft in die gefährliche Unterwelt und muss den
entfremdeten Sohn eines Politikers retten. Nachdem er Charlie
(Justin Cornwell) gefunden hat, werden sie von Mafia-Banden und
Walkers eigenen Partnern verfolgt. Schliesslich deckt Walker eine
weitreichende Verschwörung auf, die bis in höchste Machtkreise
reicht.
Havoc war für mich eine der am meisten erwarteten
Action-Produktionen der letzten Jahre, nicht zuletzt wegen Gareth
Evans Meisterwerken The Raid 1 und 2. Leider merkt man dem Film
seine lange Zeit in der Produktionshölle deutlich an, denn das
Endergebnis wirkt unfertig und unausgegoren. Tom Hardy macht seine
Sache als angeschlagener Detektiv gut und bringt die nötige Härte
und Verletzlichkeit in die Rolle. Auch der restliche Cast ist
solide gewählt, doch echte Charaktertiefe sucht man leider
vergeblich. Besonders positiv stechen zwei grosse Actionsequenzen
im Mittelteil und am Ende hervor, die durchaus brachial und
intensiv inszeniert sind. Die Härte der Kämpfe erinnert angenehm an
frühere Werke von Evans. Allerdings wird der Film durch die massive
und oft schlecht umgesetzte Nutzung von CGI stark heruntergezogen.
Die Autoverfolgungsjagd zu Beginn sieht erschreckend künstlich aus
und auch das häufige CGI-Blut zerstört viel von der Immersion.
Hinzu kommt ein extrem unübersichtlicher Schnitt, der bei schnellen
Szenen die Orientierung schwer macht. Das Evans den Schnitt hier
nicht selbst übernommen hat wie bei The Raid, macht sich leider
deutlich bemerkbar. Die Kameraarbeit enttäuscht ebenfalls, trotz
des gleichen Kameramanns. Statt dynamischer Energie gibt es hier
meist nur nervöses Gewackel ohne klare Linien. In The Raid war die
Handkamera kontrolliert und nachvollziehbar, hier wirkt sie oft
chaotisch und beliebig. Die Story ist minimalistisch und kaum der
Rede wert, was mich persönlich aber weniger gestört hat. Im
Vergleich zu vielen anderen Genrebeiträgen kann Havoc immer noch in
einzelnen Momenten glänzen. Insgesamt bleibt jedoch ein Gefühl der
Enttäuschung, weil ich, wahrscheinlich zu Recht, deutlich mehr
erwartet hatte.

LG, Raffi
Letterboxd: VincentVega84