There Will Be Blood
2007 (Regie Paul Thomas
Anderson)158 Min. O-Ton, US Bluray
Müsste jetzt das 6. oder 7. Mal gewesen sein, dass Ich den Film,
der in meinen persönlichen Top 5 of All Time ist, jetzt gesehen
habe, rund alle 2-3 Jahre gibt es ein revisit. Man entdeckt immer
wieder Kleinigkeiten wie Daniel Day Lewis nuanciertes Spiel als
besessener Ölbaron Daniel Plainview Anfang des 20. Jahrhundert im
phänomenalen 3. Akt ,wenn er in ruhigen Momenten leise spricht,
lächelt, was nicht oft vorkommt, um kurz danach wie ein alles
einnehmendes Ungetüm in gebückter Haltung seinen ganzen Hass auf
Paul Dano's Charakter( der gut spielt, aber hier nicht in
derselben Liga wie D.D.Lewis ist)herunterprasseln läßt. Es
sieht fast so aus als ob ihm das Adrenalin aus den Augen
herausblitzen würde.
"Stop Crying You Sniveling Ass" (3.
Akt)
"Gier ist gut", hat schon Gordon Gecko in Wall Street gesagt. In
Paul Thomas Andersons Meisterwerk wird es schön auf die Spitze
getrieben,
Im 15 minütigen dialoglosen Intro des Films sieht man
Daniel Plainview wie er sich alleine in Kalifornien einen Schacht
gräbt, um nach Gold zu schürfen.
Irgendwann rutscht er von der selbstgebauten Leiter ab, fällt
mehrere Meter in die Tiefe und bricht sich ein Bein. Unter
unglaublicher Anstrengung und Schmerzen zieht er sich wieder nach
oben und robbt! auf dem Rücken zum nächsten Ort. Paul Thomas
Anderson zeigt nicht wie er dorthin kommt, das geht den Zuschauer
nichts an, verstärkt aber noch den Eindruck, dass es ein längerer
Weg ist.
Was viel faszinierender ist, wir sehen ihn auf dem Rücken liegend
als er angekommen ist ,wie er trotzdem keine Sekunde den
Blick abwendet von den Leuten, die sein Gold zählen, was ihm
zuwider ist, nachdem was er durchgemacht hat. Er ist sprichwörtlich
durch die Hölle gegangen für sein Ziel, das legitimiert für ihn
alle Taten , die er später noch begeht.
"I am a false prophet and god is a superstition !"
(3.Akt)
Wer jetzt denken könnte , DD Lewis wäre der Antagonist und Paul
Dano's Charakter Eli der "gute" ? Weit gefehlt, der ist genauso
kramphaft ehrgeizig beim vergrössern seiner Kirche, in der er
den Hass von Daniel Plainview auf sich zieht, nachdem dessen
angenommener Sohn bei einer Expolosion an der Ölbohrstelle sein
Gehör verliert , er ihn in ein Internat schickt weil er nichts mehr
mit ihm anfangen kann und er in dessen Verletzung einen Makel sieht
,um sich dann von Eli durch eine lautstarke offene Beichte
reinwaschen zu lassen von seiner Schuld bei der er sich von diesem
erniedrigt fühlt (was am Ende Jahre später noch Bedeutung haben
wird.)
Neben dem Ende wohl die stärkste Szene von D.D.Lewis bei der es so
aussieht als würden gleich die Venen aus seinem Kopf
ploppen.
Nein , good guys gibt es kaum in dieser Welt, die fast
ausschließlich aus "greedy fucks" besteht. Bei Eli geht es auch nur
ums Geld , das er vehement von Daniel fordert. Der einzige
reine Charakter ist sein Sohn , der Ende des Films erwachsen ist.
Die Rolle ist aber zu klein um als Hauptcharakter neben den anderen
beiden zu gelten.
I....drink....your....milkshake....! I drink it up. !
(3.Akt)
Was natürlich noch hervorzuheben ist , ist die tolle Kameraarbeit
von Robert Elswitt. Oscars für ihn und Daniel Day Lewis, der für
mich hier die beste männliche schauspielerische Leistung der
Filmgeschichte zeigt.
Was ihn auch von vielen Schauspielern abhebt , durch sein
obsessives Method Acting , was er mit seiner Stimme macht. Wenn man
"Gangs of New York", Lincoln "und diesen Film im O-Ton vergleicht,
klingt er so unterschiedlich von der Stimmlage als wenn es 3
verschiedene Personen sind.
Wäre schön wenn der Film in 4K erscheinen würde, (ebenso
Magnolia und
Boogie Nights)die
Blu-ray ist allerdings gut gealtert.
10/10 Pkt. Meisterwek