"Top Gun", 1986 05/10
Nach etlichen Jahren des konsequenten Ignorierens sollte es nun
meine Erstsichtung des Actionabenteuers sein. Hauptsächlich lag das
an der Personalie Tom Cruise, den ich weder in Filmen, noch abseits
des Showbusinesses mag. Zudem war ich mir auch nicht sicher, ob mir
das Thema zusagen würde. Laut Rezensionen triefte das Werk vor
Patriotismus, was ebenfalls kein Grund war, mir den Film anzusehen.
Wegen der 4k - Veröffentlichung, Val Kilmer's frühen Tod, Tony
Scott's normalerweise guten Inszenierungen und den anhaltenden
Lobeshymnen wollte ich ihm nun doch eine Chance geben. Patriotisch
fand ich ihn gar nicht so sehr, da die Liebesgeschichte viel Raum
einnahm, was bei mir auch zum Punktabzug führt. Nicht in jedem Film
muss so etwas zu sehen sein. Wegen der vielen Flugszenen und der
Laufzeit von knapp zwei Stunden tauchten einige Längen auf. Es war
ersichtlich, dass das Drehbuch überaus dünn war, da Teile der
Handlung und auch die Entwicklungen zum Ende hin keinen Sinn
ergaben. Die schauspielerischen Leistungen waren durchschnittlich,
Val Kilmer hatte oft nicht mehr zu tun, als Kaugummi zu kauen und
Cruise frech zu grinsen. Durch starke Zooms während der Flugszenen
war es schwer diesen zu folgen. Oft war nicht einmal der
beschriftete Helm der Piloten zu sehen, wodurch sie nicht
auseinander gehalten werden konnten. Dazu trugen auch die sehr
ähnlichen Jets bei. Erst im letzten Drittel wurde - am Boden -
eingeblendet, dass an der Außenverkleidung die Spitznamen der
Piloten zu sehen waren. Wären diese im Flug gezeigt worden, hätte
wenigstens etwas Zuordnung stattgefunden. Da alle Figuren ständig
verschwitzt waren, spielte die Geschichte wohl im Hochsommer. Bei
oberkörperfreien Szenen und Liebesszenen sollte der in Strömen
fließende Schweiß anscheinend erotisch wirken.
Die Bildqualität im Stream war wechselhaft. Viele Einstellungen
enthielten mittleres Filmkorn, was den Sehgenuss schmälerte. So kam
selten ein HD - Feeling auf. Nur wenige Szenen filterten das Korn
auf ein feines Maß. Zumindest war das Bild fast durchgehend sauber.
Die Farben sahen dank der üppigen Verwendung von orangenen
Farbfiltern nie natürlich aus. Bei Flugszenen wechselten sich
orangene Himmel munter mit blauen ab, was uneinheitlich wirkte.
Teilweise erschien das Meereswasser grün und Wiesen gelb. Hauttöne
waren durchgehend orange. Der Kontrast fiel ordentlich aus. Da es
sich bei dem Ton um die Stereospur handelte, könnte das Bild noch
auf dem alten HD - Master beruht haben. Fans würde ich auf jeden
Fall wünschen, dass das nicht bereits das UHD - Bild war. Die
deutsche Synchronisation klang etwas dumpf. Es gab Zischlaute, die
ihr wahres Alter offenbarten. Dennoch waren die meisten Dialoge gut
zu verstehen. Die Musik war das beste am ganzen Film, allerdings
wurden zwei Lieder zu oft angespielt oder wiederholt. Hier wären
ein, zwei weitere Songs abwechslungsreicher gewesen.
Für mich war das kein Film, den alle mal gesehen haben müssten. Vor
allem die vielen langen Flugszenen und die starken Zooms
währenddessen trugen zu Langeweile und Verwirrung bei. Die
Liebesgeschichte war sogar teilweise nervig. An manchen Stellen
blieben Fragen offen (Exfreund, Vater, Realkampf). Meine Familie,
die den Film kannte, konnte sich ebenfalls nicht (mehr) dafür
begeistern. "Top Gun" erhält nur eine einmalige Streamingempfehlung
von mir.