"Fallen - Engelsnacht", 2016 05/10
Eigentlich als Anfang einer Filmreihe gedacht, wurden dieser auf
einer Buchreihe bestehenden Fantasyromanze keine Fortsetzungen mehr
zuteil. Das scheint an der Inszenierung zu liegen, da offenbar viel
von der Vorlage gestrichen wurde. Da ich die Bücher nicht kenne,
kann ich dies nur anhand des Gesehenen vermuten. So sollte zum
Beispiel einige Zeit in dem Internat für schwierige Heranwachsende
verstrichen sein, was optisch aber nicht klargemacht wurde. Zudem
blieben viele Figuren blass, sodass keine große Bindung aufgebaut
werden konnte und der Tod einiger Charaktere weniger emotional
ausfiel. Auch erschien mir die weibliche Hauptrolle zu
undurchsichtig. Hier war nicht ganz klar, wie sie zu ihren
Schlüssen gelangt war, weshalb sie die spätere unglaubliche
Wahrheit einfach akzeptierte und weshalb sie sich im Umgang mit den
beliebteren Mädchen schüchtern, im Umgang mit den jungen Männern
aber draufgängerisch verhielt. Das Casting dieser Männer setzte
eindeutig auf Modeltypen, um ein jüngeres Publikum anzusprechen.
Zudem fand ich sie für ihre Rollen zu alt, auch wenn im Film nicht
auf ihr Alter eingegangen wurde. Die Kulisse des Schlosses war gut
gewählt, so gefielen mir die zahlreichen Einblendungen des
wabernden Bodennebels oder des Vollmondes. Auch in den
Kranaufnahmen bei Tag machte es eine gute Figur. Allerdings sagten
mir die heruntergekommenen Innenräume nicht zu. Alles wirkte kaputt
und bröselig, so als ob die Dreharbeiten dort nur ausgewählt worden
waren, weil die Location aufgrund ihres verbrauchten Zustands
günstig zu haben war. Nie gewann ich den Eindruck, dass in dem
Gebäude wirklich Teenies wohnen würden. Die hatten dort bis auf die
nächtlichen Saufgelage ja ohnehin keinerlei Beschäftigung. Vor
allem die günstigen weißen Tische im Unterrichtsraum sahen dermaßen
billig aus, dass sie bei der aus anderen Fantasyfilmen bestehenden
Konkurrenz nie eingesetzt worden wären. Hier wären alte Schulbänke
wesentlich passender gewesen. Zudem sah das gezeigte Zimmer der
Hauptfigur absolut nach Jugendherberge und damit nicht sympathisch
aus. Vermehrt gegen Ende gab es viele Spezialeffekte, von denen
nicht mehr alle heutzutage ansehbar waren. Oft wurden so starke
Nahaufnahmen gezeigt, dass kaum noch zu erkennen war, was überhaupt
passierte. Dies kann durchaus auch erst während der zweijährigen
Zeit in der Produktionshölle passiert sein, wo mit starkem Zoom
vielleicht verhindert werden sollte, allzu viel von den schlechten
Effekten zu sehen. Das Ende blieb offen, weil es auf einen weiteren
Teil anspielte, der nicht kam. Daher dürfte es einige enttäuschen.
Die Laufzeit fühlte sich durch einige Längen nicht wie neunzig
Minuten sondern nach zwei Stunden an.
Die Bildqualität war sehr gut. Bei kaum sichtbarem bis feinem
Filmkorn gab es eine hohe Schärfe. Die Farben waren etwas zu kühl
und häufig wurde noch ein leichter Blaufilter über das Bild gelegt.
Der hohe Kontrast fiel jedoch gut aus. Die Synchronisation war dank
einiger bekannter Stimmen auf einem hohen Niveau, die Musik war
okay, allerdings hätte ich mir ein individuelles Stück gewünscht,
was eine akustische Wiedererkennung geliefert hätte. Die wenigen
eingestreuten Popsongs hätten für meinen Geschmack etwas besser
ausgewählt werden können.
Vermutlich werden mit "Fallen" hauptsächlich jene zufrieden sein,
die sehen wollen, wie sich zwei Menschen um die Gunst einer Person
streiten und von Ähnlichem träumen. Trotz offensichtlicher
Bemühungen großen Franchises wie "Harry Potter" oder "Twilight"
nachzueifern, gelingt das dem Film in den seltensten Fällen, weil
er in den emotionalen Momenten zu dramatisch ist und in den
restlichen Momenten auf zu wenige Erklärungen und zu wenig Gefühl
setzt. Daher gebe ich nur eine einmalige Streamingempfehlung mit
dem Hinweis auf das offene Ende ab.