Juror #2 8,0/10
Gesehen am 02.03.25 um 13:00 Uhr im
Passage Kino Hamburg.
Letzte Vorstellung des Film in der Kinoauswertung.
Stark Insziniertes Justizdrama vom Meister der guten Unterhaltung
Clint Eastwood, der mit 94 Jahren hier sein
Spätwerk abliefert und unter beweis stellt das er seinen Spürsinn
noch immer nicht verloren hat.
Der beginn ist recht Clean, heißt es gibt keine Vorspann Credits,
jedenfalls sind mir keine aufgefallen und nur der Filmtitel wird
eingeblendet vor Justizia. Ungwöhnlich für eine Hollywoodproduktion
aber auch angenehm zurückhaltend. In den Endcredits werden alle
genannt.
Der vergleich mit einem Klassiker wie 'Die 12 Geschworenen' ist
durchaus gerechtfertigt, doch erreicht er aber zu keinem zeitpunkt
ganz dessen Klasse und während sowohl das erste Filmdrittel wie
auch das mittelstück überzeugen enttäuscht das für mich etwas
unrunde zu schnell abgewickelte Ende das den betrachter mit einigen
offenen Fragen zurücklässt zumindest ein klein wenig. Sicher ist es
Legitim den zuschauer eine eigene Interpretation zuzugestehen,
etwas mehr Aufklärung ist hier dennoch wünschenswert.
Nicholas Hoult's Performance als zerrisene Person
rechtfertigt durchaus eine Oscar Nominierung, aber auch wenn die
Rolle der Erfogsorientierten und anfangs eiskalten Staatsanwältin
nicht ganz soviel Schauspielerischen Freiraum gewährt hat sich
Toni Collette endgültig für mich persönlich in
meine Favoritenliste gespielt und zeigte die stärkste leistung
!
J.K. Simmons, seit der Spinnentrilogie nicht mehr
im Kino gesehen mit einer Rolle auf die er etwas Aboniert zu sein
scheint. Erstklassig besetzt mit einer starken Ausstrahlung die
ihre Autorität unterstreicht auch die Rolle vom Richterin Thelma
Stuart durch
Amy Aquino.
Kiefer
Sutherland in einer kleinen Nebenrolle blieb dagegen
relativ unscheinbar.
Dialogtechnisch wie zu erwarten Top. Was sagte Staatsanwältin
Killebrew, so ganz bekomm ich das nicht mehr zusammen aber in etwa
*Gerechtigkeit ist die Wahrheit in der Praxis*.
Stark, gerade zu beginn mit den Außenaufnahmen in der Wohnsiedlung
und vor und in dem Gerichtsgebäude die Kamerarbeit von
Yves
Belanger. Man merkt das Eastwood hier Augenscheinlich viel
wert drauf gelegt hat.
Der Einordnung wegen, nicht so stark wie 'The Mule', aber auf
Augenhöhe mit 'Richard Jewell' und damit sein bester Film seit 5
Jahren !
Kurz zum Inhalt. Journalist Justin Kemp wird als Juror im Fall
James Sythe berufen, dem der Mord an seiner Freundin auf offener
Straße nach einem Beziehungsstreit in einer Bar vorgeworfen wird.
Ihre Leiche wird mit dem Kopf voran auf einem Stein im Wasser
liegend an einer Böschung die an einer vielbefahrenen Straße grenzt
gefunden. Im verlauf des Prozesses erinnert sich Kemp das er am
fraglichen Tag zur fraglichen zeit ebenfalls am Tatort entlang fuhr
und aufgrund der dunkelheit nicht klar erkennbar etwas anfuhr.
Entweder ein Reh oder Mensch wobei er damals von einem Reh ausging.
Nun dämmert ihm das womöglich er der Fahrlässigen tötung schuldig
ist und ein unschuldiger auf der Anklagebank sitzt und steht vor
der schwersten entscheidung seines Lebens. Gestehen und den
Angeklagten entlasten mit reinem gewissen aber nie das Kind das
seine Schwangere Frau in sich trägt aufwachsen zu sehen oder
schweigen mit aussicht auf eine vermeintlich schöne zukunft die
immer getrübt sein wird.
Eine zutiefst Seelisch wie Emotional erdrückende Situation in die
unweigerlich sich auch der Zuschauer befindet und selbst mit sich
ringt wie er entscheiden würde. Ich für meinen teil kann sagen das
ich diese Frage nicht einfach ohne weiteres beantworten kann. Dafür
steht zuviel auf dem Spiel.
Was ich als sehr hart empfinde das hier bzg. des Strafmaßes Mord,
so wirkt es jedenfalls, sehr eng mit fahrlässiger tötung verbunden
ist. Man kann durchaus Argumentieren was mitten in der dunkelheit
bei unwetter jemand auf einer Straße zu suchen hat.
So oder so, ganz klare Streaming bzw. Kaufempfehlung. Wer auf
Hochwertig Inszenierte und ausgezeichnete Unterhaltung wert legt
sollte eine sichtung in betracht ziehen, für Fans des Regisseurs
gar eine selbstverständlichkeit.