"The Prom", 2020 07/10
Weil ich einen schlechten Tag hatte, wollte ich mir diese bereits
mehrfach angeschaute Tragikomödie in Form eines Musicals erneut
ansehen und hoffte darauf, dass es meine Stimmung etwas anheben
könnte. Das ist "The Prom" gelungen. Das Drehbuch der auf wahren
Ereignissen beruhenden Geschichte wies eine hohe Qualität auf.
Sowohl die Handlung als auch die Dialoge waren gelungen. Meryl
Streep's Rolle hatte die meisten Lacher, aber auch die anderen
Stars bekamen ausreichend Screentime. Die Kulissen, Kostüme und der
Schnitt gefielen mir. Trotz der über zwei Stunden Laufzeit tauchten
kaum Längen auf, weil immer irgendetwas passierte (worauf schon das
schnell eingeblendete Intro hinwies) und die Geschichte in
ruhigeren Szenen mit Emotionen überzeugte. Am Ende wurde ich mit
einem guten Gefühl und einem Dauergrinsen entlassen. Ich hätte
beinahe 8 Punkte vergeben, wenn die Wandlung einiger Teenager -
Haltungen innerhalb nur eines Liedes, einer Figur nach wenigen
Stunden und einer zerstörten Elternbeziehung etwas realistischer
dargestellt worden wäre. Die schauspielerischen Leistungen waren
durchgehend professionell, Jo Ellen Perlman spielte wunderbar
authentisch. Ich fand es richtig und dankenswert, dass die meisten
entsprechenden Rollen tatsächlich mit queeren Darstellenden besetzt
worden waren. Von den Stars hatten nur Andrew Rannells und James
Cordon vertauschte Rollen, die sie aber glaubwürdig spielten. Dass
sich mindestens einer der Mobber inzwischen geoutet hat, ist
ebenfalls ein interessanter Cast - Fakt.
Die Bildqualität war hervorragend. Es gab kein sichtbares Filmkorn,
dafür eine hohe Schärfe. Die Farben wirkten realistisch, auch wenn
natürlich oft mit bunten Scheinwerfern gearbeitet wurde. Der
Kontrast war gut eingestellt und die dunklen Szenen waren
vollkommen rauschfrei. Die Synchronisation mit durch die
Beteiligten bedingten bekannten Stimmen war sehr professionell. Die
Dialoge waren jederzeit verständlich, was bei heutigen Produktionen
leider Seltenheitswert hat. Es waren viele Lieder enthalten, sieben
gefielen mir davon und hatten Ohrwurmpotential. Besonders Ranells'
Lied über das heuchlerische Verhalten von Gläubigen war gelungen
und vermittelte wichtige Botschaften.
Erneut konnte mich "The Prom" handlungsmäßig, optisch,
schauspielerisch und musikalisch gut unterhalten. Daher gebe ich
gerne eine Streamingempfehlung ab. Leider besteht Netflix auch hier
darauf, den Film nicht auf Blu Ray oder wenigstens DVD
herauszubringen. Daher hoffe ich, dass sich in nicht allzu ferner
Zukunft ein kleines Label dem Film annimmt und ihn auf Disc
veröffentlicht, was er verdient hat. Bei Namen wie Ryan Murphy als
Regisseur, Meryl Streep und Nicole Kidman in großen Rollen sowie
Kerry Washington in einer Nebenrolle ist der digital only - Zustand
ohnehin unverständlich. Ich würde "The Prom" sofort kaufen und war
bei dieser wiederholten Sichtung froh, dass er meine Stimmung heben
und den Abend retten konnte. Zwei Daumen hoch!