"Ugly - Verlier nicht dein Gesicht", 2024 05/10
Als ich vor ein paar Monaten die Filmbeschreibung las und mir kurz
darauf den Trailer ansah, war ich auf diesen Science Fiction - Film
neugierig geworden. Beim Schauen fiel mir schnell auf, dass
übermäßig viele Spezialeffekte eingesetzt wurden. Diese sahen
absolut günstig und damit schlecht aus. In 10 oder 15 Jahren werden
diese noch schlechter rüberkommen. Die miesen Effekte lenkten mich
teilweise von der Handlung ab, weil ich dachte "Oh, nein, das tun
sie nicht wirklich!", doch sie taten es. Die Anzüge der "Pretties"
sahen sehr nach "Thron" aus. Die Grundidee war in Ordnung, weil sie
verdeutlichte, dass die Optik nicht alles ist und einen
menschlichen Charakter nicht ersetzt oder gar übertrumpft. Doch für
die "Uglies" (Originaltitel) statt Normalos ebenfalls
muskelbepackte Models zu nehmen, verwässerte die Filmbotschaft.
Einen großen Kritikpunkt sah ich auch in der bösen Rolle (die sich
schon am Anfang herausstellte, daher kein Spoiler): für die
Antagonistin, die allen Menschen ab 16 zu einer Schönheitsoperation
rät, ausgerechnet eine Transfrau zu nehmen, empfand ich als
befremdlich. Das ist doch nur Wasser auf die Mühlen von Rechten,
die genau solch einen Unsinn behaupten und den Film nicht von der
Realität unterscheiden wollen. Obwohl Laverne Cox sich privat und
öffentlich für queere Rechte einsetzt, hätte sie diese Rolle lieber
ablehnen sollen. Zuletzt fand ich auch die "Jugendlichen" optisch
und vom Körperbau her unauthentisch. Diese Rollen mit doppelt so
alten Darstellenden zu besetzen, machte nur psychologisch Sinn.
Gegen Ende ahnte ich aufgrund der verstrichenen Laufzeit, dass auf
eine Fortsetzung spekuliert wurde, so kam es dann auch. Als
eigenständiger Film funktioniert "Uglies" wegen vieler offener
Fragen nicht und ob Netflix einem zweiten Teil zustimmt, ist mal
wieder fraglich. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ihn mir
vermutlich nicht angesehen.
Die Bildqualität war sehr gut. Ich konnte kein sichtbares Filmkorn
ausmachen. Es gab eine hohe Schärfe. Die Farben sahen nie natürlich
aus, in den vielen Nacht - und Waldszenen wirkte das Bild einfach
nur grau. Oft war die Helligkeit zu dunkel und Kontrasteinstellung
zu hoch, um die schlechten Effekte zu kaschieren. Die
Synchronisation war Standardkost. Alice Bauer fand ich für Joey
King zu dunkel. In der Vergangenheit wurde sie oft von helleren
Stimmen synchronisiert, das passte meiner Meinung nach besser zu
ihr. Auch die Stimme für Chase Stokes war zu dunkel und klang nicht
nach 15 jährigem Teenie. Die Musik war sehr gut, nur wurden die
guten Stücke schlecht abgemischt und eingespielt, während die
weniger guten auf gleicher Lautstärke und länger liefen.
Für einen Abend kann "Ugly" einigermaßen unterhalten - wenn das
sichtbare wahre Alter der Darstellenden, die schlechten Effekte und
die wegen einer dummen Gesellschaft fragwürdige Besetzung der bösen
Rolle außer Acht gelassen werden. Wer also nur halb hinschaut,
könnte Gefallen finden. Trotz meiner Kritikpunkte würde ich mir
einen eventuell möglichen zweiten Teil anschauen, um vielleicht zu
einem runden Ende der Geschichte zu gelangen. Aber auch nur, weil
ich jetzt den ersten gesehen habe. Damit gibt es von mir gerade
eben noch eine einmalige Streamingempfehlung. Netflix - typisch
gibt es ohnehin keine Disc - Veröffentlichung.