"Firebird", 2021 05/10
Durch Zufall entdeckte ich dieses Drama und lieh es mir wegen
seiner unerwartet enthaltenen deutschen Synchronisation aus. Viele
Filme dieser Art kommen leider entweder nur auf DVD oder in
Originalsprache mit Untertiteln raus. Das war also schon mal ein
Pluspunkt. Auch die Geschichte überhaupt zu verfilmen, die
anscheinend auf wahren Ereignissen beruhte und in der Sowjetunion
spielte, fand ich wichtig. Leider kam der Film jedoch nicht um
einige Klischees herum, Stichwort Ballett und Theater. Auch fand
ich die beiden Sexszenen zu rau. Wären sie etwas liebevoller
vonstatten gegangen, wäre das Drama am Ende noch größer gewesen.
Die durchtrainierten Akteure haben wohl kaum etwas mit der
(damaligen) Realität zu tun. Dass die ganze Laufzeit über gelogen
wurde, fand ich ebenfalls ungut, das passte jedoch in die
vorgestellte Zeit. Einen größeren Kritikpunkt sah ich in der
Russland - Verherrlichung. "Firebird" tat gerade so, als wäre
Moskau eine freie und für queere Menschen sichere Stadt. Das fand
ich zu geschönt dargestellt. Einige Handlungsstränge verliefen
vorhersehbar, das Ende kam für mich aber unerwartet. Der Filmtitel
erklärte sich übrigens durch zwei kurze Szenen. Durch die vielen
Szenen in der Kaserne verging die Spielzeit nur sehr langsam,
weswegen sich das rund 100 minütige Werk wie zweieinhalb Stunden
anfühlte. Zumindest sorgte dies im Zusammenspiel mit dem Schnitt
für eine etwas tiefere Charakterzeichnung als in den meisten
Mainstream - Filmen.
Die Bildqualität war trotz des Produktionsjahres durchschnittlich.
Es gab feines bis gröberes Filmkorn und nicht immer eine
ausreichend hohe Schärfe. Dadurch wirkte das Bild teilweise etwas
matschig. Die entsättigten Farben ließen es in Verbindung mit einer
oft übersteuerten Helligkeit nie natürlich wirken. Der Kontrast war
allerdings in Ordnung. Die Digitaleffekte sahen dagegen
überraschend schlecht aus, kamen zum Glück aber nur selten vor. Die
Synchronisation klang nach einer besseren semiprofessionellen
Produktion, ohne "günstig" zu wirken. Die Dialoge hätten im
Vergleich zur kaum auffälligen Musik für eine bessere
Verständlichkeit etwas lauter sein müssen.
Trotz einiger Klischees, einer offensichtlichen Inspiration von
"Brokeback Mountain" und einigen Längen wurde ich einigermaßen gut
unterhalten. Daher gebe ich eine Streamingempfehlung ab. Eine
Sammlungsempfehlung gibt es wegen meiner genannten Kritikpunkte
nicht. Wem "Firebird" zusagt, steht ein Blu Ray - Kauf offen, was
in der Kombination mit der deutschen Synchronisation für diese
Filmart wie angesprochen selten ist.