"The normal Heart", 2014 03/10
Eine Zeit lang hatte ich dieses Drama auf meiner Liste und es mir
nun ausgeliehen. Dieses fiel in die Zeit der 1990er bis Ende der
2010er, als sich die Studios nicht trauten, normale queere
Geschichten zu zeigen. Somit haben wir hier mal wieder ein schwules
Drama, in dem es um Aids und Tod geht. Nach dem guten Trailer war
ich entsetzt über die erste Stunde, in der es übelste
Klischeedarstellungen und Erotikszenen am laufenden Band gab
(ähnlich wie bei "Bros." und "All of us Strangers"). Was tat also
selbst der eigentlich vernünftige Hauptprotagonist, als er und
seine Freunde darüber aufgeklärt wurden, dass sie durch Sex
möglicherweise sterben können? Richtig, erst einmal Sex haben! Die
schwulen Figuren wurden extrem negativ dargestellt und trieben es
an allen Orten zu zweit, zu dritt, zu viert... Ich war mehrfach
versucht, den Film abzubrechen. Als die furchtbare erste Hälfte
überstanden war, wurde es doch noch besser. Mit der Erhöhung des
Dramaanteils wurden die Erotikszenen vollständig zurückgefahren.
Lediglich ab hier konnte der Film punkten. Mit der Entscheidung,
alle wichtigen Figuren nacheinander einen minutenlangen Monolog
sprechen zu lassen, wurden allerdings weitere Drehbuchschwächen
ersichtlich. Hauptsächlich lag der Fokus auf schwulen Figuren,
Diversität in Form von lesbischen oder Trans - Figuren war nicht
vorhanden. Dass der Cast aus bekannten Darstellenden bestand, war
positiv und dass die Hetero - Schauspieler sie in dieser Weise
verkörperten, erforderte vermutlich Mut. Wenigstens wurden auch
einige tatsächlich queere Personen gecastet. Die vulgäre Sprache
klang absolut nicht nach den 1980ern, in denen der Film spielen
sollte. So sprechen die Menschen heutzutage. Das war absolut
unauthentisch und riss mich jedes Mal aus der Handlung.
Die Bildqualität war sehr gut. Bei geringem Filmkorn gab es eine
hohe Schärfe. Die Farben wirkten oft natürlich, nur in manchen
Einstellungen und den späteren Krankenhausszenen waren sie zu kühl
und damit verfälscht. Der Kontrast war in Ordnung. Die
Synchronisation klang professionell und war meist gut verständlich.
Hier fiel mir auf, dass sie mal eine ordentliche Lautstärke
mitbrachte, ohne dass der Fernseher laut aufgedreht werden muss.
Das bekommen nur wenige Filme der neueren Zeit hin. Die wenige
Musik war samt der eingespielten Lieder okay.
Weil mir die klischeehafte Inszenierung, die furchtbare erste
Hälfte und die stereotypische Darstellung der schwulen Figuren
sauer aufstieß, gebe ich keine Empfehlung ab. Mit "The normal
Heart" haben die Filmschaffenden dem queeren Publikum einen
Bärendienst erwiesen und es so dargestellt, wie die heterosexuelle
Gesellschaft es gerne sehen möchte. Daumen runter!