"The Crow", 1994 05/10
Viele Jahre vermied ich diesen Film, vor allem weil Brandon Lee
dafür starb. Aber auch, weil die Handlung mich nicht ansprach. Nach
einigen Recherchen und nachdem immer wieder darüber berichtet
wurde, entschied ich mich nun dazu, ihn mir erstmals anzuschauen.
Relativ schnell fiel mir der seltsame und für die 1990er Jahre zu
moderne Schnitt auf, wobei ich mir unsicher war, ob das der Stil
des Regisseurs oder den Produktionsumständen geschuldet war. Die
vielen Kamerafahrten über das Viertel waren anscheinend über
Modelle realisiert worden, zumindest wirkte es so. In vielen Szenen
wurde offenbar das Körperdouble eingesetzt, was immer dann zu
erkennen war, wenn nur der Schatten oder der "Hauptdarsteller" mit
komplett ins Gesicht gefallenem Haar gezeigt wurde. Die teilweise
zahlreichen hineinkopierten Effekte waren oft als solche zu
erkennen. Die CGI - Spiegelszene mit Brandon Lee wirkte gar
gruselig. Dennoch hat der Film Respekt verdient, da das Team eben
schauen musste, wie es ihn fertiggestellt bekam. Für Fans wäre eine
wählbare überarbeitete Version im Rahmen der neuen 4k -
Veröffentlichung sicher wünschenswert gewesen, die einige Effekte
dem Stand der heutigen Technik angepasst hätte. Die Handlung selbst
war in Ordnung, hätte für meinen Geschmack aber weniger düster
dargestellt werden können. Daher waren das Mädchen und der Cop
seltene Lichtblicke in dem trostlosen Setting. Positiv fand ich,
dass sich die Gewaltdarstellungen in den Rückblenden in Grenzen
hielten und die Gräueltaten nur angedeutet wurden, statt wie heute
üblich draufzuhalten. Das fand ich sehr respektvoll gegenüber
Menschen, die so etwas wirklich erleben müssen. Ob diese
Entscheidung wegen des Hauptdarstellers getroffen wurde, bleibt
wohl Spekulation. Er hatte eine gewisse Ausstrahlung, aber weswegen
er in vielen Szenen oberkörperfrei herumlief, blieb mir ein Rätsel.
Vermutlich, um eine morbide erotische Reaktion im Publikum
hervorzurufen. Er soll das laut Medienberichten wegen der beim Dreh
vorherrschenden kalten Temperaturen zurecht bemängelt haben.
Die Bildqualität war gut. Das Bild war sauber, allerdings gab es
durchgehend feines und in wenigen Szenen mittleres Filmkorn. Ein
Rauschen, so wie in anderen Bewertungen festgestellt, konnte ich in
den vielen dunklen Szenen nicht erkennen. Die Schärfe hätte höher
ausfallen können. Die Farben waren oft in Erdtönen gehalten und
wirkten zu sehr nachbearbeitet. Der Kontrast war etwas zu hoch
eingestellt. Die deutsche Synchronisation klang absolut dumpf,
wodurch viele Dialoge nur schwer bis gar nicht zu verstehen waren.
Die Soundeffekte waren typisch für die Entstehungszeit. Die wenigen
eingespielten Lieder entsprachen nicht meinem Geschmack.
Nachdem ich "The Crow" nun erstmals gesichtet habe, muss ich sagen,
dass ich mir nach allen bisherigen Informationen etwas mehr davon
versprochen hatte. Der Film wusste zu unterhalten, aber für eine
mehrfache Sichtung und eine Streamingempfehlung reicht es bei mir
nicht aus. Dafür war mir der erzählerische Stil und der Schnitt zu
ungewohnt. Eine Sammlungsempfehlung gibt es daher von mir ebenfalls
nicht.