"Rapunzel - Neu verföhnt", 2010 04/10
Uff, diesen Animationsfilm musste ich notgedrungen am Feiertag
anschauen. Zuvor kannte ich nur Ausschnitte davon, wobei mir der
Animationsstil missfiel, sowie die Zeichentrickserie, deren
Zeichnungen mir ebenfalls nicht zusagten. Schon die Einleitung
dieses Films fand ich seltsam, der Text klang einfach nicht
professionell und wurde auch nicht professionell vorgetragen. Dann
kam wieder das pseudolustige Verhalten der Figuren dazu, was ich
als anstrengend empfand. Rapunzel war eine völlig überdrehte Figur,
mit der ich überhaupt nicht mitfühlen konnte. Alle Männer wurden
dämlich dargestellt, so wie es mittlerweile seit über fünfzehn
Jahren auch in anderen Produktionen gehandhabt wird. Natürlich gab
es ausschließlich heterosexuelle Figuren - eine vermeintliche
"Woke" - Agenda, die ohnehin nicht existiert, gab es nicht. Durch
solche konservativen Entscheidungen lernt der Nachwuchs jedoch
nicht, dass es auch Diversität gibt und Teile des Publikums werden
dadurch einfach ignoriert... Die sehr frei erzählte Handlung hatte
kaum etwas mit dem bekannten Märchen zu tun. Mit der ständigen
Flucht, einigen Gesangs - und Tanzeinlagen war ersichtlich, dass
Füllmaterial benötigt wurde. Gegen Ende wurde es dann ziemlich
brutal und der Gedanke, dass dieser Film Disney - freundlich ab 0
Jahren freigegeben wurde, war unerträglich. In einigen Bewertungen
las ich später von weinenden Kindern. Kein Wunder, so wurde hier
doch mit einem Dolch herumgelaufen, um dem ohnehin gekidnappten
Kind nach dem Leben zu trachten und es wurde (übertriebene) Gewalt
gegen Menschen und Tiere angewandt. Sogar einen Schafott gab es!
Muss so etwas in Filmen für eine junge Zielgruppe wirklich sein,
Disney? Daher empfehle ich "Rapunzel" ab frühestens zehn Jahren.
Einen Fön, von dem der deutsche Titel spricht, gab es übrigens
nicht. In einigen Szenen schrumpfte Rapunzel's Haar jedoch auf
magische Weise - ganz so, wie es den Regisseuren eben in den Kram
passte. Positiv waren nur einige Gesichtsausdrücke des Pferds und
die wenigen romantischen Momente, in denen sich die Figuren
ausnahmsweise normal verhielten.
Die Bildqualität war hervorragend. Es gab kein sichtbares Filmkorn
und eine hohe Schärfe, die allerdings noch etwas höher hätte
ausfallen können. Bis auf wenige Szenen waren die Farben schön
bunt. Der Kontrast war gut eingestellt. Der Knackpunkt waren jedoch
die Animationen, die trotz unfassbar hohem Budget von über 260
Millionen Dollar total seelenlos aussahen. Dieser Film sah wie
jeder andere Animationsfilm aus, eine Disney - Handschrift suchte
ich vergeblich. Besonders die langen Haare wirkten wie eine
einheitliche Masse und nicht "lebendig". Sowohl die Hintergründe,
als auch die Manga - artigen Figuren mit ihren übertrieben großen
Augen sahen absolut unrealistisch aus. Leider diente dieser Film
als Vorlage für sämtliche danach erschienenen Werke dieses Studios
und anderer Produktionsstätten, selbst die "Barbie" -
Animationsfilme imitieren ihn seitdem. "Rapunzel" hatte große
Ähnlichkeit mit der später erschienenen "Eiskönigin" und eben
"Barbie" (vor allem deren "Prinzessinnen - Abenteuer"). Die
Synchronisation klang oft semiprofessionell, was an dem Einsatz von
Stimmen lag, die nicht hauptberuflich im Synchronstudio engagiert
sind. Das war deutlich hörbar. Dass die Eltern der Titelfigur keine
Sprechrolle bekamen, hielt ich für einen Fehler. Die Lieder klangen
nicht eingängig und nicht immer bestmöglich übersetzt. Wenigstens
war die Tonabmischung gut und die Musik nicht lauter als die
Dialoge. Die Tonspur war insgesamt zumindest im Stream zu
leise.
Da mir die Geschichte und vor allem die Animation nicht gefallen
hat, gebe ich keine Empfehlung ab. Durch einige unnötig brutale
Szenen halte ich ihn keinesfalls für jüngere Kinder geeignet.