Geschrieben: 18 Apr 2024 09:31
"Wish", 2023 05/10
Als ich letztes Jahr gelesen hatte, dass Disney nach langer Zeit
wieder einen Film mit einer Mischung aus Animation und Zeichentrick
veröffentlicht, hatte ich mich gefreut und gehofft, dass mir die
Geschichte gefallen würde. Die Botschaft war auch vollkommen okay,
nur die Umsetzung weniger. Dachte ich bei dem klassischen Beginn
mit dem Märchenbuch (welches leider animiert, statt real wie früher
war) noch, dass Disney sich wieder auf seine Wurzeln besinnt,
merkte ich schon nach wenigen Szenen, dass es doch wieder nur
vermehrt Animationen gab. Es war ersichtlich, dass das Team von
"Encanto" hier mitwirkte, nicht nur wegen der spanisch klingenden
Stadt und Charaktere, sondern auch, weil die Gebäude und einige
Figuren sehr nach dem 2021 erschienenen Film aussahen. Selbst das
erste Lied klang wie daraus entnommen und war ähnlich
choreografiert. Meist lag bloß der Hintergrund in Zeichentrickoptik
vor, was mich persönlich enttäuschte, da ich einen höheren Anteil
erwartet hatte. Den Stern, der eine wichtige Rolle spielte, fand
ich sehr lieblos designt. Er ähnelte zu stark einer Mangafigur,
womit er mir nicht zusagte. Zudem war die Geschichte für Kinder zu
komplex und für Erwachsene zu uninteressant. Mehrmals hatte ich das
Gefühl, dass die Handlung vor sich dahinplätscherte und die Regie
den roten Faden verloren hatte, mit dem der Stern so gerne spielte.
Es gab aber auch Dinge, die ich gut fand. Die Diversität
beispielsweise. Schon in der Einleitung wurde erwähnt, dass die
Stadt für alle Menschen da wäre, diese optisch zu zeigen, war also
nur richtig. Auch wenn der typische Pöbel im Internet wieder auf
die "Woke" - Barrikade ging, konnte ich hieran nichts erzwungenes
feststellen. Die Krücke der Köchin fiel mir sogar erst nach einigen
Szenen auf und die Entscheidung, mal keinen gesunden Menschen zu
zeigen, gefiel mir sehr. Gerne hätte ihre Nebenrolle etwas
ausgebaut werden können. Der restliche Freundeskreis bestand leider
- wie bei Werken dieser Machart üblich - aus zu vielen anderen
Figuren, die keine individuelle Persönlichkeit besaßen und
vollkommen austauschbar waren. Die Gags waren leider so flach, wie
in allen anderen Animationsfilmen, dafür wurde die böse Rolle meist
nur gemein dargestellt. Es gibt so viele Disney - Filme, die nicht
für kleine Kinder geeignet sind, da fand ich diese Entscheidung
richtig erholsam. Selbst auf eine allzu gruselige Darstellung wurde
verzichtet. Hin und wieder waren Anspielungen auf andere Werke des
Studios zu erkennen, was etwas zu popkulturell wirkte. Laut
Recherchen soll "Wish" seit 2018 produziert worden sein. Die fünf
Jahre lassen darauf schließen, dass die Verantwortlichen mit dem
Ergebnis selbst nicht so zufrieden waren.
Die Bildqualität war gemäß des Erscheinungsjahres sehr gut. Es gab
kein Filmkorn, dafür eine hohe Schärfe. Die Farben wirkten oft
natürlich, wurden im Verlauf der Handlung und zur Untermalung
dieser aber zu düster. Der Kontrast war etwas zu hoch. Leider gab
es sehr breite diagonale Balken, die das Sichtfeld erheblich
schmälerten. Die Synchronisation war gut, wenn ich auch nicht alle
Stimmen passend besetzt fand. Die Köchin und der kleinste Freund
beispielsweise, deren Stimmen sich für ihr Rollenalter unter 18
Jahren deutlich zu tief und damit erwachsen anhörten. Gelegentlich
wurden ganze Dialoge verschluckt, selbst die Lieder waren teilweise
unverständlich. Hier war die Musik deutlich lauter als der Gesang,
dennoch war die unpassende deutsche Übersetzung herauszuhören. Von
den Liedern hatte nur eins Ohrwurmpotential, die anderen klangen zu
beliebig. Mir fehlte ein Endlied, welches aus der Geschichte
herausführte.
Auch wenn zumindest versucht wurde, den früheren Disney - Geist
wieder aufleben zu lassen, wurde noch immer zu sehr auf Animationen
gesetzt. Die Handlung war für die Laufzeit viel zu dünn und
unspektakulär und die Lieder waren zu beliebig. Vielleicht besinnt
sich der Konzern mal darauf, wieder komplette Zeichentrickfilme zu
produzieren - ohne den lahmen, vollkommen austauschbaren Witz aus
den Animationsfilmen und mit dem Charme vergangener Zeiten. Weil
mir zu viel gefehlt hat, gebe ich keine Empfehlung ab.