"Barbie", 2023 03/10
Halleluja, was hat sich Mattel nur dabei gedacht? Die erste halbe
Stunde war vollkommen okay, darin wurde das Barbieland samt Figuren
vorgestellt. Aber als es in die echte Welt ging, wurde die Handlung
immer abstruser. Zwar wurde etwas Kritik an der Marke geäußert, das
Wort "Plastik" jedoch vermieden. Dabei ist die geringe
Nachhaltigkeit ein großer Kritikpunkt, schließlich könnte Mattel
auch Puppen aus Holz oder Metall herstellen oder statt jedes Mal
eine neue Puppe auch nur neue Kleidung herausbringen, was
wesentlich nachhaltiger wäre... Davon abgesehen wurde Ken von dort
an immer unsympathischer. Mattel stellte sich selbst als alter
weißer Mann, der die Kontrolle über Barbie haben möchte, dar. Übel
stießen mir die sexistischen Kommentare in beiden Welten auf. Mir
war schon klar, dass das kein Kinderfilm ist, aber in diesem Punkt
haben die FSK und das Marketing wieder versagt. Worte wie "Beule",
"Vagina" und "Schl*mpe" sind sicher nicht ab 6 Jahren geeignet.
Dazu kam der durch Ryan Gosling und die anderen Ken's zur Schau
gestellte Sexismus - also das, was die Regisseurin beim weiblichen
Geschlecht anprangerte, tat sie bei dem männlichen selbst. Obwohl
Ken - Puppen über ganz normale Bekleidungen verfügen, trugen die
Charaktere hier beinahe nur offene Kleidung, die gezielt die
Muskeln der Akteure präsentieren sollte. Das nenne ich
scheinheilig! Lediglich wer keine hatte (Allan), bekam kein
freizügiges Outfit. Das Ende setzte dem Film dann noch die Krone
auf. Die Diversität fand ich gelungen, wenn es auch etwas mehr
gleichgeschlechtliche Figuren hätte geben können. Dass Warner Bros.
den Film mitproduzierte, wurde an mehreren Marvel - Anspielungen
ersichtlich.
Die Bildqualität war sehr gut, durch das vorhandene geringe
Filmkorn aber nicht hervorragend. Die Schärfe fiel hoch aus und die
Farben waren natürlich, selbst in der knallbunten Welt. Der
Kontrast war gut eingestellt. Die deutsche Tonspur war viel zu
leise, die Musik war lauter als die Dialoge. Ich habe mich sehr
über Karin Buchholz als Erzählerin gefreut. Die anderen Stimmen
waren in Ordnung. Zu Beginn fand ich es schade, dass Barbie und Ken
nicht ihre gewohnten Stimmen hatten, nach dem Filmende war ich
allerdings froh darüber, dass diese hierin nicht verheizt wurden.
Die wenigen Poplieder waren in Ordnung, Gosling's Song gefiel mir
nicht.
Normalerweise hätte sich Mattel mit diesem Film ins eigene Fleisch
schneiden müssen, denn das, wofür "Barbie" eigentlich steht -
Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt - wurde in diesem Film durch
Sexismus und Egoismus ersetzt. Offenbar hat der Mainstream aber auf
beiden Augen Scheuklappen auf. Ryan Gosling hätte der hier
verkörperte Charakter eigentlich auch schaden müssen, statt weitere
Rollen zu fördern. Mit ihrem Perfektionismus war die Hauptfigur oft
unsympathisch, denn "Barbie" fehlte es an Herzlichkeit. Die 3
Punkte gibt es nur für das gelungene Setdesign und Teile der
Synchronisation. Weil ich nicht gut unterhalten wurde, gebe ich
keine Empfehlung ab.