Come and See (1985, Elem Klimov)
Absolut zermürbender Anti-Kriegsfilm aus Russland. Ein Junge
schließt sich den Partisanen im besetzten Weißrussland an um seinen
Beitrag zum Kampf gegen die Nazis zu leisten. Er selber konnte es
kaum abwarten um von den Widerstandskämpfern eingezogen zu werden.
Das Zugehörigkeitsgefühl und der Wunsch nach Abenteuer haben ihn
für Propaganda empfänglich gemacht. Die anfängliche Euphorie
wandelt sich sehr schnell in einen nicht enden wollenden Alptraum,
wobei der kleine Florya sichtbar altert. Klimov vermischt hier
realistische Kriegsdarstellung mit surrealen Momenten. Manche
Momente sind sehr intim, an anderer Stelle herrschen Chaos und
Verderben. Der Film beschreibt man am besten mit dem Begriff
"Erfahrung", schwierig die Gefühle beim Sehen in Worte zu fassen.
Der wirkt sehr lange nach. Viele Filmemacher haben mit Kriegsfilmen
versucht den seelischen (
Apocalypse Now) und moralischen
(
Platoon) Verfall dazustellen, den Unterschied zwischen
der Propaganda im eigenen Land und der Realität vor Ort aufzuzeigen
(
Full Metal Jacket) oder machten das gewissenlose
Verheizen von Menschenleben zum Thema (
Paths of Glory).
Aber wenn es darum geht den Krieg einfach nur als grausam zu
schildern, dann kommt wenig an
Come and See ran.
(9/10)
Honeymoon (2014, Leigh Janiak)
Mäßig spannender Film über ein Pärchen in den Flitterwochen, welche
durch merkwürdige Vorkommnisse zum Alptraum werden. Die Allegorie
auf die Angst vor Ehe & Schwangerschaft ist zwar ganz nett,
aber leider sind die Thriller-Elemente wenig prickelnd.
(5/10)
Willkommen bei den Hartmanns (2016, Simon
Verhoeven)
Mal wieder ein gesellschaftlich-relevantes Thema für den deutschen
Massengeschmack verheizt. Ist in etwa so kreativ wie die Til
Schweiger und Matthias Schweighöfer Filme, nur mit einem ernstem
Thema als Hintergrund. Ja richtig, als Hintergrund: Statt sich mit
der Flüchtlingsproblematik und der damit verbundenen Integration
sinnvoll auseinanderzusetzen, kriegen wir nervige Figuren, in
dämlichen Situationen mit dummen Humor. Von bissiger Satire mit
ernstem Kern keine Spur.
(3/10)
The Last Face (2016, Sean Penn)
Will eine schwierige Liebesbeziehung vor dem Hintergrund der
Bürgerkriege in Afrika (Liberia und Sudan) erzählen, doch
verzettelt sich sehr schnell in Kitsch und Pathos, wobei das Thema
Tod und Gewalt irgendwann zu reiner Dekoration verkommt. Es ist
schon arg fragwürdig, reell-existierendes Leid zum Thema zu nehmen
und dann die Liebesgeschichte zweier UN-Helfer in den Fokus zu
rücken. Auch wenn uns zahlreiche Zeitlupensequenzen inkl. Hans
Zimmers pathetischem Score daran erinnern sollen, wie schlimm und
grausam doch alles sei, so dienen diese Szenen nur um die
Liebesgeschichte voranzutreiben.
Am Ende wird in der obligatorischen Rede von der Notwendigkeit zur
Unterstützung der dritten Welt geredet, was absolut heuchlerisch
wirkt, da die emotionalen Folgen der Bevölkerung nur am Rande
thematisiert wurden, während die Liebesbeziehung die volle
emotionale Bandbreite zugesprochen bekommt. Denn der Krieg in
Afrika und die Liebe zwischen Mann und Frau "share a singular
brutality of corrupted innocence". An dieser Stelle darf gekotzt
werden. Da wirkt es noch tragischer, dass Sean Penn ein Aufgebot
von tollen Schauspielern verheizt: Charlize Theron, Javier Bardem,
Adèle Exarchopoulos und Jean Reno können aus dem desaströsem Script
außer ein paar Momente nichts herausholen.
(3/10)