The Piano (1993, Jane Campion)
Ein stumme Frau, die zwangs Neuvemählung nach Neuseeland zieht,
findet sich in einer Dreiecksbeziehung zwischen Ehemann und einem
konvertierten Maori wieder. Aufgrund ihrer Stummheit kommuniziert
sie ihre innere Verfassung nur über das Pianospiel. Sehr ruhiger,
gefühlvoller Film mit viel aufgeladener Symbolik über die
Selbstbestimmung der Frau im viktorianischen Zeitalter. Das
Verhalten und die Charakterisierung der einzelnen Figuren dient
eher als Metapher für eine jeweilige Sorte Mensch mit verbundener
Weltanschauung, denen es schwer fällt zueinander durchzudringen
geschweige denn miteinander zu kommunizieren. Besonders die
Darstellung der Natur kann als eigenständiger Charakter verstanden
werden und steht auch in einem besonderen Verhältnis zu den anderen
Figuren.
Teilweise etwas langatmig erzählt, dafür aber mit guter
Photographie ausgestattet, schafft es der Film ohne viele Worte
sehr viel auszudrücken.
(7/10)
Colonia Dignidad (2015, Florian
Gallenberger)
Eine fiktive Geschichte vor realem Hintergrund: Während des
Pinochet-Regimes in Chile werden immer mehr politische Gegner und
Aktivisten in eine Art Zuchtanlage verbannt, wo sie gefoltert und
gefangen gehalten werden um einer sektenähnlichen christlichen
Gemeinde zu dienen. Die Geschichte wird aus Sicht eines Päärchen
gezeigt, die beide im Jahre 1973 versuchen der Anlage zu entkommen.
Dummerweise wird der reale Skandal in Form einer illegalen
Einrichtung leider mehr oder weniger als ein simpler McGuffin für
eine massentaugliche Flucht-Handlung missbraucht. Anstatt über die
begangenen Menschenrechtsverletzungen aufzuklären und die
politischen Hintergründe näher zu beleuchten, wird der Fokus zu
sehr auf Fiktion und Thriller gelegt, sodass die wahre Grausamkeit
hinter der Geschichte einen nie packt. Selbst beim Finale hat man
sich das fiktionale Ende von
Argo nahezu komplett
abgeschaut, weshalb man immer weniger das Gefühl hat, eine
Geschichte vor realem Hintergrund zu sehen. Der Abspann ist da fast
schon das Schockierendste am ganzen Film.
(5/10)