Yojimbo (1961, Akira Kurosawa)
Hab mal wieder einen Klassiker nachgeholt von einem der
bedeutendsten Regisseure überhaupt. Wem der Titel nichts sagt:
Yojimbo gilt als Geburtsstunde des Italo-Western und ist
das Original zu Sergio Leones
Für eine handvoll Dollar.
Der Film wird als einer der einflussreichsten Filme moderner
Unterhaltung überhaupt angesehen.
Was mir sofort auffiel, dass der Film im Vergleich zu Kurosawas
früheren Meisterwerken
Seven Samurai oder
Rashomon im Widescreen-Format (1:2,35) gedreht wurde und
nicht mehr im 4:3, was seiner immer noch referenzwürdigen Optik und
Bildkomposition sehr zur Gute kommt. Sein Markenzeichen ist die
dynamische Inszenierung und die Darstellung einer lebhaften
Umgebung und Natur. So befindet sich in fast jedem seiner Bilder
Bewegung, was er oft über die Darsteller, Natur i.F.v. Wind
(wackelnde Äste, klappernde Fenster, wehendes Laub oder Gras) oder
Regen darstellt. Diese Dynamik kommt auch in
Yojmbo
hervorragend zur Geltung, weshalb er optisch bis heute immer noch
eine Wucht ist. Die sehr gute Aufbereitung des Filmmaterials der
Criterion Collection trägt ihr Übriges zum Filmgenuss bei.
Die Handlung (ein einsamer Ronin kommt in eine fremde Stadt und
spielt die beiden vorherrschenden Clans gegeneinander aus) ist
besonders wegen dem gesellschaftlichen Hintergrund interessant. So
will ein Bauernjunge nicht mehr seinen landwirtschaftlichen
Verpflichtungen nachkommen und sich lieber in der Stadt den
rivalisierenden Banden anschließen, weil er das Leben für
aufregender hält und ein Sarghersteller nutzt den Konflikt um sich
daran zu bereichern, während sich andere Händler und Geschäftsleute
den Banden anschließen um später daraus einen Vorteil ziehen zu
können. So zeichnet Kurusawa ein düsteres Bild der Gesellschaft
während der Zeiten der Tokugawa-Dynastie. Der namenlose (Anti)-Held
passt da super in das gesellschaftliche Bild, da er sowohl positive
(Hilfsbereitschaft, Rechtschaffenheit) als auch negative
Eigenschaften (rücksichtsloses Töten) auf sich vereint. Die
dargestellten Gewaltszenen sind für die damalige Zeit auch
überraschend brutal, um so noch weiter den Heldenmythos der Samurai
zu entmystifizieren.
Viele dieser Elemente übernahm Sergio Leone später für seine
Dollar-Trilogie und wurden so für den Italo-Western stilprägend.
Inszenatorisch ist er heute noch dank seiner liebevollen
Kameraarbeit, dem tollen Score und der herausragenden
Bildkomposition schön anzusehen und ist somit ein absolut zeitloser
Film.
(8/10)