Geschrieben: 11 Juli 2013 09:40
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Story: 7/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 5/10
Bill Murray erlangte in den 1980er Jahren durch seine Rollen in
Filmen wie Ghostbusters und Caddyshack Kultstatus. In letzter Zeit
ist es etwas ruhig um ihn geworden, und er widmete sich eher
Herzensprojekten als Blockbustern, mit Rollen, die weit von seinem
Kultcharakter Peter Venkman entfernt angesiedelt waren.
Auch in der neuen Komödie von Notting Hill Regisseur Roger Michell
spielt er eine Rolle, die so gar nicht in sein Portfolio zu passen
scheint: Franklin D. Roosevelt, den 32. Präsidenten der Vereinigten
Staaten. Dass es dabei nicht so ganz ernst zugeht, kann man sich
sicherlich denken.
Story:
Amerika zur Zeit der Depression. Der Zweite Weltkrieg steht vor der
Tür und Präsident Roosevelt (Bill Murray) steht kurz davor,
historischen Besuch zu empfangen, denn erstmals in der Geschichte
der Vereinigten Staaten besucht ein britischer König die neue
Welt.
Während alles für diesen historischen Augenblick auf dem Landsitz
im Hyde Park am Hudson vorbereitet wird, widmet sich Roosevelt
seiner Cousine Daisy (Laura Linney), zu der er mehr als ein
verwandtschaftliches Verhältnis pflegt.
Der König und die Königin hingegen sind entsetzt, da sie das Gefühl
einfach nicht loswerden, dass dieser amerikanische Emporkömmling,
dessen Hilfe in dieser schwierigen Zeit so unabdingbar ist, sie
lächerlich machen will, indem er ihnen bei einem Picknick Hot-Dogs
zu servieren gedenkt.
Man muss schon sagen, dass Regisseur Roger Michell ein Händchen für
ruhige, aber dennoch packende Inszenierungen hat. So mixt er gleich
mehrere Handlungsstränge ineinander und präsentiert dem Zuschauer
ein Feel-Good-Movie, das vor einem der bedeutendsten Augenblicke
der amerikanisch-englischen Geschichte angesiedelt ist, und schön
die Unterschiede zwischen dem britischen Adel und der
amerikanischen Demokratie aufs Korn nimmt.
Leider verläuft sich die Handlung nach einer knappen Stunde ein
wenig und driftet ins belanglose, fast schon langweilige ab,
wodurch die flott inszenierte Komödie ein wenig an Fahrt
verliert.
Die Liebesgeschichte zwischen dem Präsidenten und seiner Cousine
wird immer wieder von den Vorbereitungen auf das Picknick und die
ernsten Gespräche zwischen den beiden Herrschern unterbrochen, die
mehr Gemeinsamkeiten haben, als es anfangs den Anschein hat.
Leider sind die verschiedenen Handlungsstränge auch die größte
Schwäche des Films, denn er weiß nie so genau, welche Geschichte er
erzählen will, und so wirkt alles ein wenig unkoordiniert.
Vom Cast her ist der Film erstklassig besetzt.
Dabei erweist sich vor allem Bill Murray, der von Natur aus gewisse
Ähnlichkeiten zu Präsident Roosevelt aufweist, als besonderer
Glücksgriff.
Zwar bleibt Murray stets der sympathische Schelm, als den man ihn
kennt und liebt, und dennoch spielt er ganz anders als sonst. Er
versteht es perfekt den Blick und die Gestik des poliokranken
Roosevelt zu imitieren, und im englischen Original kommt sogar
seine sprachliche Interpretation des historischen Vorbildes zur
Geltung, was in der Synchronfassung erwartungsgemäß
untergeht.
Aber auch Samuel West spielt seine Rolle als stotternder Monarch
gut, und steht der Darstellung von Colin Firth in The King’s Speech
in Nichts nach.
Einige mit Handkameras gedrehte Szenen schwanken so stark, dass man
Gefahr läuft, seekrank zu werden. Aber diese Szenen halten sich
erfreulicherweise in Grenzen. Überwiegend ist die Kameraführung
ruhig und gediegen, was dem Film auch durchaus gerecht wird, da er
selbst auch recht ruhig und gediegen inszeniert ist.
Ein bisschen Drama, ein bisschen Komödie, aber nie albern oder
gezwungen ist Hyde Park am Hudson ein richtig schönes Stück Film,
das weitab von den großen Hollywood-Blockbustern eine erfreuliche
Erfrischung bietet.
Bild:
- Bildformat: 2,40:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p/24
Auflösung
- Video-Codec: MPEG-4/AVC
- Satte, natürliche Farben
- Weiches, leicht unscharfes Bild
Das Bild besticht vor allem durch seine klaren, leuchtenden und
doch natürlichen Farben. Von Filmkorn fehlt jede Spur, von
Detailschärfe allerdings leider auch. Zwar ist das Bild nicht
wirklich unscharf, wirkt aber alles in allem sehr weich. Lediglich
in dunklen Szenen geht die Schärfe etwas hoch, und zeigt sogar hin
und wieder einzelne Hautpartikel und kleinere Feinheiten.
Unterm Strich ist das Bild angenehm und verleiht dem Film einen
richtigen Wohlfühl-Effekt.
Ton:
- Deutsch DTS-HDM 5.1
- Englisch DTS-HDM 5.1
- Klare, oft zu verständliche Dialoge
- Schöne Musikuntermalung
Eines vorneweg: der Film ist sehr dialoglastig. Infolge dessen sind
auch keine großartigen Highlights zu erwarten. Positiv fällt auf,
dass es dennoch hin und wieder welche gibt, wenn auch nur
ausgesprochen selten.
Dafür ist die dezente Musikuntermalung gut gelungen, und bettet die
klar verständlichen Dialoge schön ein. Die Dialoge hingegen sind
oft sogar zu verständlich, in Außenaufnahmen etwa kommt die
Klarheit der im Studio eingesprochenen Worte zu deutlich daher, als
dass es noch natürlich wirken würde. Das ist nur deshalb ein
Kritikpunkt, weil die Authentizität ein wenig darunter
leidet.
Extras:
- Audiokommentar
- Deleted Scenes
- Deutsches Making Of
- Deutsches Mini-Making-Of
- Bill Murray Featurette (Deutsch & Englisch)
- B-Roll
- Bildergalerie
- Originaltrailer
- Trailershow
Auf den ersten Blick scheinen die Extras ausgesprochen umfangreich
zu sein, doch der Schein trügt.
Sowohl das Mini-Making-Of, als auch das Featurette über Bill Murray
sind lediglich kurze Zusammenschnitte aus dem richtigen Making-Of.
Dieses liegt allerdings erfreulicherweise in deutscher Sprache
vor.
Der Audiokommentar hingegen muss wieder einmal ohne deutsche
Untertitel auskommen, und ist deshalb nur halb so wertvoll, wie er
es sein könnte.
Fazit:
Bild- und tontechnisch kann Hyde Park am Hudson es nicht ganz mit
aktuellen Produktionen aufnehmen. Das Bild versteht mit angenehm
natürlichen Farben und ohne Artefakte, Störungen und Filmkorn
durchaus zu gefallen, wenn auch die Schärfe ein bisschen höher
hätte ausfallen können.
Dialoglastig wie der Film ist bietet er kaum tonale Highlights,
überzeugt allerdings durch eine wunderbare Musikuntermalung und
klar verständliche Dialoge, die allerding – gerade bei
Außenaufnahmen – fast schon zu perfekt sind, was dem Ambiente ein
bisschen zum Nachteil gereicht.
Im Bonussektor gibt es einige kleine Appetithäppchen, die zwar
nicht ganz überzeugen können, aber erfreulicherweise in deutscher
Sprache vorliegen.
Der Film selbst ist zwar inszenatorisch ein wenig unausgegoren,
aber dennoch recht schön gemacht. Bill Murray liefert eine der
besten Darstellungen seiner bisherigen Karriere ab und lädt mit
seiner charmanten Art ein ums andere Mal zum Schmunzeln, aber auch
zum Nachdenken ein.
Erfrischend anders wird der Film sicherlich seine Fans finden, die
von allzu brachialen Späßen wie Hangover und Co. die Nase voll
haben, und sich mal auf höherem Niveau unterhalten lassen möchten.