Geschrieben: 07 Juli 2013 13:06
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 2/10
Bild:6/10
Ton: 6/10
Extras: 4/10
Das Subgenre des Rape-and-Revange-Thrillers ist eine Sache, die in
der Vergangenheit oftmals für Ablehnung seitens des Publikums und
der Bundesprüfstelle sorgte. Das Thema Vergewaltigung und
Misshandlung ist allerdings auch heikel, und anschließende
Racheakte seitens der Opfer sind nichts anderes als Selbstjustiz,
ob gerechtfertigt oder nicht. Dass diese häufig in deutlichen
Bildern gezeigt wird, führte bei vielen Vertretern dieses Subgenres
zu Indizierungen, oft sogar zur Beschlagname der fraglichen Titel.
Mit Girls against Boys präsentiert nun auch Regisseur Austin Chick
seinen Beitrag zum Genre, wobei er den Fokus eher auf die
seelischen Grausamkeiten, denn auf den Akt an sich legt. In seinem
Film legt er, wie schon bei seinen vorherigen Filmen, das Augenmerk
auf starke Frauen.
Story
Shae (D. Panabker) hat nicht gerade viel Glück. Vom privaten
Unglück frustriert, besucht sie einen Club und wird auf dem
Nachhauseweg prompt vergewaltigt. Die Polizei reagiert verhalten
und desinteressiert und auch die weiteren Sticheleien seitens der
männlichen Wesen in ihrem Unfeld, tragen nicht gerade zu ihrer
Erheiterung bei. Glücklicherweise ist da noch ihre neue Kollegin Lu
(N. LaLiberte), die ebenfalls einen gesunden Hass auf Männer hat.
Gemeinsam starten die beiden einen Vergeltungsfeldzug, um sich an
den Männern im Allgemeinen und ihren Peinigern im Besonderen zu
rächen. Dass dabei die Hemmschwelle nach und nach fällt, fällt Shae
erst auf, als es fast schon zu spät ist.
Obwohl das Thema einiges zu bieten hat, und auch alle Möglichkeiten
für üble Splatterszenen bereithält, geizt der Film mit allem, was
einen Slasher-Fan beglücken könnte. Es beginnt damit, dass die
ausschlaggebende Vergewaltigung nur im Nachhinein als solche zu
erkennen ist. Und auch die anschließenden Racheakte an dem
Vergewaltiger gehen ohne sonderliche Schauwerte am Zuschauer
vorbei, was vor allem Gorehounds enttäuschen dürfte, die sich hier
einen blutigen Rachethriller erhofft haben. Statt auf das Geschehen
draufzuhalten, präsentiert der Regisseur dem geneigten Zuschauer
die leidenden Gesichter der Opfer, oder eben die emotionslosen
Gesichter der Täter. Dabei überlässt er das, was letztendlich
passiert, aber keineswegs der Phantasie des Zuschauers – was
letztendlich eine elegante Lösung gewesen wäre – sondern
präsentiert, nachdem alles vorbei ist, die Folgen der Misshandlung
in morbiden, teils parodistisch überzeichneten Bildern, wodurch
selbst das, was man sich ausmalte, an Härte verliert.
Das Motiv der gerechtfertigten Rache kommt ebenfalls selten bis gar
nicht zur Geltung. Man fühlt sich nicht in die Szene hineingezogen,
fühlt auch nicht mit den Opfern, und mit den Tätern schon gar
nicht. Danielle Panabaker starrt stets lust- und emotionslos ins
Nichts, was möglicherweise eine emotionale Totenstarre darstellen
soll, in ihrem Fall aber bestenfalls als grenzdebil bezeichnet
werden kann. Ihre Kollegin Nicole LaLiberte zeigt zumindest eine
perverse Lust an der Folterung, ohne dass der Zuschauer jemals
erfährt, woher ihr Hass auf die Männlichkeit rührt. Ferner ist ihre
Darstellung derart überzogen, dass der Film fast schon zur Parodie
verkommt. Obwohl thematisch brisant, bleibt die Inszenierung so
schwach wie die Farben, und die Handlung lädt zum Einschlafen ein.
Der dezent eingesetzte Score und die wenigen Dialoge stören den
Zuschauer dann auch nicht sonderlich, so dass die
anderthalbstündige Ruhepause nur selten gestört wird. Lediglich die
Schreie der gepeinigten Herren schrecken einen kurz auf, wodurch
man wenigstens nicht Gefahr läuft, die wenigen halbwegs
interessanten Stellen zu verpassen.
Bildqualität
Bildformat: 1,78:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p/24 Auflösung
Video-Codec: MPEG-4/AVC
natürliche, leicht blasse Farbgebung
permanente Unschärfe
Schwarzwert zu dominant
Das Bild zeigt sich nicht gerade im besten Licht. Zwar sind die
Farben weitestgehend natürlich, neigen aber zu einer unschönen
gräulichen Blässe. Des Weiteren leidet das Bild unter einer
permanenten Unschärfe. Details offenbaren sich nur selten, und
wenn, dann hauptsächlich in Nahaufnahmen, zumindest solange sie
nicht von den dominanten Schwarzflächen verschluckt werden.
Richtiges Blu-ray Feeling will da nicht so recht aufkommen.
Tonqualität
Deutsch DTS-HDM 7.1
Englisch DTS-HDM 5.1
nur wenig tonale Highlights
Trotz der hochwertigen 7.1 DTS-HD Master Abmischung bleibt der Ton
der Scheibe ausgesprochen dezent. Tonale Highlights sucht man
vergeblich, der Subwoofer wird so gut wie nie gefordert. Allerdings
ist das bei dieser Art von Film auch eher Nebensächlich. Lediglich
in einigen sehr wenigen Szenen bietet der Ton echten Raumklang
(beispielsweise in einer Disco), aber ansonsten fällt er wirklich
nicht auf. Dazu kommt noch, dass der ohnehin spärlich eingesetzte
Score, wenn er denn mal erklingt, die Dialoge überlagert, die
ansonsten eine leichte S-Schwäche haben, also zu Zischlauten
neigen.
Ausstattung
Audiokommentar mit Regisseur Austin Chick und Danielle
Panabaker
Featurette „Girlpower“ (7:05 Minuten)
Kinotrailer
Trailershow
Neben einem nur leidlich interessanten Featurette über die starken
Frauen im Film gibt es löblicherweise einen Audiokommentar mit dem
Regisseur und der Hauptdarstellerin. Unglücklicherweise muss dieses
Feature ohne deutsche Untertitel auskommen, und ist somit nur
englischsprachigen Zuschauern zugänglich.
Fazit
Qualitativ bietet die blaue Scheibe mit einem zugedrückten Auge
Mittelmäßigkeit. Was für das Bild gilt, gilt gleichermaßen für den
Ton. Tonale Highlights gibt es nur wenige. Die 7.1 Tonspur stellt
demnach keinen echten Mehrwert dar. Wenigstens der Bonussektor hält
ein kleines Schmankerl und einen Audiokommentar bereit, der
allerdings nur englischsprachigen Zuschauern zugänglich ist, da auf
deutsche Untertitel wieder einmal verzichtet wurde. Der Film selbst
ist weder Fisch noch Fleisch. Kein Rape-and-Revenge Thriller der
alten Schule, wie es das Thema vermuten lässt, aber auch bei weitem
kein schwarzhumoriger Slasher, wie man vom Cover her annehmen
würde. Für ein Drama zu undramatisch und für einen Thriller zu
langweilig, stellt der Film sich bestenfalls als uninspiriertes
Stück Zeitverschwendung heraus. Die wenigen Anflüge von schwarzem
Humor und einigen relativ harmlosen Folterszenen, sind die einzigen
Schauwerte, die den geneigten Genrefan am ausschalten hindern. Da
die Folterszenen nicht die Gewaltakte selbst in den Fokus rücken,
ist der Streifen daher auch bedenkenlos für Zuschauer mit nicht
allzu starken Nerven verträglich. (ms)