1862 hat der Franzose Victor Hugo sein wohl bekanntestes Werk „Die
Elenden“ im Hauteville House auf Guernsey im Exil beendet. Den
meisten dürfte dieser Titel unter dem Namen „Les Misérables“
bekannt sein. Das Stück wurde bislang wohl am häufigsten für die
Leinwand adaptiert. Bereits 1907 entstand eine erste Fassung unter
dem Titel „Le Chemineau“, so dass bis heute die Geschichte 47-mal
verfilmt wurde. Die neuste Version davon heißt schlicht „Les
Miserables“, bei der Tom Hooper („The King’s Speech“) Regie führte
und die nun auf Blu-ray erscheint.
Story
Jean Valjean (H. Jackman) wird nach 19 Jahren in Gefangenschaft von
Inspektor Javert (R. Crowe) aus dem Zuchthaus entlassen. Nach
einiger Zeit ist es ihm gelungen, sich in einer Stadt eine neue
Existenz als Bürgermeister aufzubauen. Als in seinem Beisein die
junge Fantine (A. Hathaway) im Krankenhaus stirbt, wird er dort von
Javert wieder erkannt, so dass er sich erneut auf die Flucht
begeben muss. Zusammen mit Fantines Tochter Cosette (A. Seyfried)
setzt er sich nach Paris ab, wo er fortan ein zurückhaltendes Leben
führt. Doch dann kommt es während des Juniaufstands 1832 erneut zur
Konfrontation, so dass Valjeans Existenz erneut bedroht wird.
Die Leinwandadaption von Hooper basiert genauer gesagt auf dem
Musical von dem Komponisten Claude-Michel Schönberg und dem Texter
Alain Boublil, dessen aktuelle Fassung am 8.Oktober 1985 in London
uraufgeführt wurde. In diesem Zusammenhang gibt es für den
vermeintlichen Zuschauer sowohl eine gute als auch eine schlechte
Nachricht. Die Schlechte vorweg, für diejenigen, die keine Musicals
mögen: In dem Film wird nahezu durchgehend gesungen. Die gute
Nachricht richtet sich an alle Fans des Original Musicals: Der Film
orientiert sich sehr stark an der Vorlage.
Die Nebenbesetzung wurde sogar sehr häufig mit Original Darstellern
besetzt, was noch für mehr Authentizität sorgt. Einen deutlichen
Unterschied gibt es aber. Es hat sich nicht nur die Reihenfolge der
einzelnen Lieder verändert, sondern zusätzlich wurden manche Stücke
zum Teil gekürzt bzw. erweitert oder die Texte abgeändert. Das
passt aber nichtsdestotrotz ausgezeichnet in den Kontext und stört
keineswegs. Nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache, dass
sämtliche Darsteller die Stücke live bei den Filmaufnahmen gesungen
haben und diese nicht separat im Studio aufgenommen wurden.
Respektable Leistung.
Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt. So hat das
Drehbuchautoren-Team, bestehend aus William Nicholson sowie den
kreativen Köpfen des Musicals Alain Boublil, Claude-Michel
Schönberg und Herbert Kretzmer, die Geschichte episodenhaft
aufgebaut, was in vereinzelten Fällen einen fließenden Übergang
missen lässt. Obendrein ist die Leinwand-Adaption wesentlich
Pathos-lastiger als das Musical ausgefallen. Abgesehen davon gibt
es aber viel zu viele positive Elemente in der Kinoverfilmung, als
das die wenigen störenden Elemente den Sehgenuss ernsthaft trüben
könnten. Neben der hohen dramaturgischen Dichte steht in diesem
Zusammenhang vor allem die sensationelle schauspielerische Leistung
an erster Stelle. Insbesondere Anne Hathaway („Zwei an einem Tag“),
die für ihre Darbietung der Prostituierten Fantine zu Recht den
Oscar für die beste Nebenrolle einkassierte.
Der restliche Cast, bestehend aus Hugh Jackman („X-Men“ Trilogie),
Russell Crowe (“Gladiator”), Helena Bonham Carter („Fight Club“),
Amanda Seyfried (“Mamma Mia”) und Sacha Baron Cohen („Sweeney
Todd”) fällt da nur kaum im Niveau ab. Eddie Redmayne („My Week
with Marilyn“) sticht mit seiner Leistung als Cosettes Freund
Marius ebenfalls positiv aus der Masse heraus. Mit u.a. Samantha
Barks, Colm Wilkinson und Frances Ruffelle wurden darüber hinaus
auch einige Darsteller aus dem Original Musical für die
Leinwandadaption verpflichtet.
Bildqualität
-
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,85:1
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überwiegend sehr gute Schärfe bei guter Plastizität und hohem
Detailgrad
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nur sehr wenige weiche Darstellungen
-
Farbdarstellung trotz Farbfilter natürlich und kräftig
-
herausragender Schwarzwert mit einer makellosen
Durchzeichnung
-
sehr stimmungsvolle Kameraführung
-
keinerlei Kompressionsspuren zu erkennen
Wie bei einem Film aktuellen Alters nicht anders zu erwarten, ist
der Blu-ray Transfer wirklich erstklassig. Nur wenige kleinere
Beeinträchtigungen wie vereinzelt weichere Abschnitte oder kleine
Schwächen beim Schwarzwert stören da den ansonsten tadellosen
Eindruck, der beim Betrachten dieses Filmes entsteht. Ansonsten
bietet das Bild eine herausragende Schärfe, die insbesondere bei
Nahaufnahmen Feinheiten wie winzige Härchen der Augenbrauen oder
Schmutzpartikel akkurat wiedergegeben werden. Stilmittelbedingt
wurde mit Farbfiltern gearbeitet, die dennoch die Koloration
natürlich ausschauen lassen.
Tonqualität
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Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 7.1,
u.a.
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kein deutscher HD Sound
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natürliche und ausgewogene Abmischung
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tadellose und sehr umfangreiche Dynamik
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hervorragende und authentische Surroundeffekte mit
ausgezeichneter Direktionalität
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jederzeit klar verständliche Stimmen
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klar differenzierbare Musikelemente
Leider verfehlt der deutsche Ton die Referenz nur knapp, was die
englische DTS-HD Master Audio 7.1 mühelos meistert. Vor allem
Defizite im Tieftonbereich und der Durchzeichnung führen zur
Abwertung, wenngleich diese Manko im Verhältnis nur minimal und
auch nur im Direktvergleich offensichtlich auffallen. Abgesehen
davon gefällt insbesondere die außerordentlich natürliche und
dynamische Abmischung, was den zahlreichen Gesangseinlagen sehr
zugutekommt. Dabei werden sämtliche Kanäle nahezu durchgehend mit
einbezogen, was für eine tolle Räumlichkeit sorgt und wohl jeden
mehr als nur zufriedenstellen dürfte.
Ausstattung
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Audiokommentar mit Regisseur Tom Hooper
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6-teiliges Featurette „ Les Misérables: A Revolutionary
Approach” (HD; 63:54 min.)
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Das Original Meisterwerk: Victor Hugo's Les Misérables (HD;
11:11 min.)
-
Wendecover
Das Bonusmaterial ist recht übersichtlich gestaltet, liefert
dennoch eine Menge an zusätzlichen filmbezogenen Informationen, die
obendrein komplett in HD vorliegen. Neben dem ausführlichen
Audiokommentar von Regisseur Tom Hooper bietet vor allem das
6-teilige über 1-stündige Featurette eine Menge an
aufschlussreichen Interviews und Behind the Scenes Aufnahmen, die
einige Details zu der Produktion verraten. Abgesehen davon gibt es
noch einen Beitrag in dem sich Produzent Cameron Mackintosh und
Regisseur Tom Hooper mit der Original Novelle befassen.
Fazit
Der Blu-ray Transfer ist bis auf wenige Ausnahmen absolut
hervorragend gelungen. Beim Bild sind nur wenige Defizite beim
Schwarzwert sowie einige weichere Passagen daran schuld, dass die
Höchstnote verpasst wurde, denn die restliche Darstellung ist
tadellos. Die Abmischung erweist sich sowohl als klar und
kraftvoll, wie auch dynamisch und außerordentlich räumlich. Dennoch
klingt das englische Pendant noch ein wenig ausdrucksstärker im
Bassbereich sowie lebendiger. Das Bonusmaterial liefert
umfangreiche zusätzliche Informationen zur Verfilmung und der
Geschichte an sich.
Musical-Liebhaber werden ihre wahre Freude an deren
Leinwandadaption zu „Les Miserables“ haben. Da nahezu durchgehend
gesungen wird, reduziert sich letztendlich die Zielgruppe an
potentiellen Zuschauern. Dennoch sollte sich davon niemand
abschrecken lassen, den die schauspielerische Leistung sowie die
dramaturgische Dichte ist so hoch, dass man kein Musical Freund
sein muss, um an diesem Film Gefallen zu finden. (sah)
Story 8
Bildqualität 9
Tonqualität 9
Ausstattung 7
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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