Geschrieben: 18 Juni 2013 08:22
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Story: 3/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 8/10
Keith Lemon ist eine fiktive Persönlichkeit des britischen Komikers
Leigh Francis, der diesen Charakter für seine Comedyshow Bo’
Selecta kreierte. Der Charakter erreichte auf der Insel bald
Kultstatus, und da war es natürlich nur ein kurzer Schritt bis auf
die Leinwand.
Nachdem bereits Sascha Baron Cohen seine Kunstfiguren Ali G., Borat
und Brüno mit wechselhaftem Erfolg auf das Kinopublikum losgelassen
hat, schafft nun auch Keith Lemon den Sprung. Wer Keith Lemon
kennt, dem ist natürlich von vorne herein klar, dass es sich dabei
nur einen Fettnäpfchen-Weitsprung handeln kann. Die Frage ist nur,
wie hoch fliegt der Mist, wenn Keith mit Anlauf hinein
springt?
Story:
Keith Lemon ist ein Unternehmer und Erfinder aus dem englischen
Leeds. In London versucht er, seine neue Erfindung, einen
ausklappbaren Begrenzungspfahl zur Dienstahlsicherung für Autos, an
den Mann zu bringen, scheitert dabei jedoch grandios. Indessen hat
er bereits eine Million dieser unsäglichen Dinger beim „bösen
Steve“ bestellt, der natürlich sein Geld sehen will, weil er Keith
ansonsten die Vorhaut abschneidet (die er schon längst nicht mehr
besitzt). Da Keith momentan nicht greifbar ist, entführt der fiese
Halunke vorerst schon einmal Keith’s Freundin Rose (Laura Eikman)
und droht, diese in einen kochenden Bottich zu tauchen, wenn er
sein Geld nicht bekommt.
Glücklicherweise bekommt Keith von dem Aussteller am Stand neben
seinem eine neue Erfindung geschenkt: Ein Telefon ohne
Tasten!
Auch diese Neuerung möchte vorerst niemand haben, bis zu dem
Augenblick, an dem Keith eine Zitrone auf die Rückseite des
Telefons klebt, was unverständlicherweise einen Boom auf die Geräte
auslöst, und Keith über Nacht zum Milliardär macht. Aber das
Telefon hat seine Tücken, und schon bald wird der frischgebackene
Milliardär von haufenweise Leuten verfolgt, die ihm nicht nur an
die Vorhaut, sondern an sein Wichtigstes wollen: Sein Geld!
Von der Grundidee her, ein Telefon ohne Tasten, dass sich erst
verkauft, nachdem eine Frucht auf der Rückseite aufgeklebt ist,
hätte der Film durchaus das Potential, eine bitterböse
Gesellschaftskritik zu werden, die hemmungslos auf dem
Apple/iPhone-Hype herumreitet, und alles schön durch den Kakao
zieht. Allein, wer Keith Lemon kennt, ahnt bereits, dass daraus
nichts wird.
Statt einer witzigen Persiflage erwarten den Zuschauer
Fäkalwitzchen, Geschmacklosigkeiten und dumme Sprüche am Stück. Das
wäre sogar noch halbwegs in Ordnung, wenn die Gags wenigstens
zünden würden. Leider ist das nur in den allerseltensten Fällen der
Fall.
Die meisten Witzchen verpuffen unbelacht und werden bereits nach
kürzester Zeit nervig, so dass wirklich nur Hardcore-Fans des
Ausnahmekomikers diesem Film etwas abgewinnen können, und am Ende
wartet der Film auch noch mit einer Wendung auf, die dreist bei dem
Steve Martin Klassiker Reichtum ist keine Schande geklaut wurde. Da
helfen auch die englischen Stars nicht viel, die sich in diesem
Film die Klinke in die Hand geben um einen belanglosen
Cameo-Auftritt nach dem anderen zu absolvieren.
Und nicht einmal The Hoff, der sich ebenfalls selbst spielt,
scheint sich in seiner Rolle wohl zu fühlen, und dabei ist er für
sonst jeden Mist zu haben (Piranha 3DD). Von Leigh Francis, alias
Keith Lemon, war ohnehin keine besondere darstellerische Leistung
zu erwarten, und er schafft es tatsächlich spielend, die geringen
Erwartungen noch zu unterbieten.. Völlig talentlos, aber über alle
Maße von sich überzeugt, kalauert er sich von einem schlechten Gag
zum nächsten, ohne dabei auch nur die geringste Chance auf einen
Lacher zu bekommen. Auch seine Filmpartnerin Kelly Brook, die sich
kurzerhand ebenfalls selbst spielt, füllt ihre Rolle nicht einmal
ansatzweise so aus wie ihr Dekollete. Lediglich der kleinwüchsige
Verne Troyer (Mini-Me aus Austin Powers) schafft es als Keiths
Schutzengel Archimedes, dem Zuschauer den ein oder anderen
Schmunzler abzuringen.
Bild:
- Bildformat: 1,85:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p/24
Auflösung
- Video-Codec: MPEG-4/AVC
- Satte, strahlende Farben
- Sehr hohe Schärfe, im Nah- wie im Fernbereich
- Hauttöne unnatürlich blass.
Das Bild der Scheibe ist nahezu makellos. Satte Farben, gute
Kontraste und ein sehr hoher Schärfegrad – so muss eine Blu-Ray
aussehen. Lediglich die Hauttöne sind ein wenig blass und
befremdlich geraten, was gerade angesichts der sonst so satten
Farbgebung ins Auge fällt.
Ton:
- Deutsch DTS-HDM 7.1
- Englisch DTS-HDM 7.1
- Satter Sound bei den Musikeinlagen
Der Ton kann in den Musikeinlagen durchaus überzeugen, und reißt
den Zuschauer das ein oder andere Mal aus seinem Dämmerzustand.
Wuchtig dröhnt und hämmert es im Heimkino, wenn der Soundtrack aus
sämtlichen Boxen den Raum flutet.
Ansonsten hat der Film tonal nicht viel zu bieten. Es gibt hin und
wieder ein paar nette Soundeffekte, in Massenszenen wie der
Toga-Party kurz vor Schluss bekommt man ein wenig Raumklang
geboten, aber ansonsten ist der Soundteppich nicht wirklich der
Rede wert.
Dennoch bleiben die Stimmen stets klar und verständlich, wobei der
Originalton weitaus dynamischer ist als die deutsche
Synchronisation. Dafür kommt das mangelnde schauspielerische Talent
des Hauptdarstellers in der Synchro nicht so stark zum tragen, da
der Synchronsprecher mit seiner Stimme mehr Emotionen überträgt als
der Darsteller selbst.
Extras:
- Audiokommentar (ohne deutsche Untertitel)
- Blooper Bits (5:06 Minuten)
- Alternatives Ende (2:05 Minuten)
- Interview mit Douglas (1:11 Minuten)
- Making Of (26:22 Minuten)
- Script Meeting (3:10 Minuten)
- Deleted Scenes (16:25 Minuten)
In Punkto Extras geizt die Blu-Ray keineswegs, sonder fährt eine
ganze Palette an netten Schmankerln auf, die auch den letzten Fan
zufrieden stellen werden Ein Making of, Erweiterte, alternative und
verpatzte Szenen und sogar ein Audiokommentar befinden sich im
Gepäck der Scheibe, wobei letzterer leider eine deutsche
Untertitelspur vermissen lässt, während die restlichen Boni über
Untertitel verfügen.
Fazit:
Rein technisch betrachtet gibt es an dem Titel nicht viel
auszusetzen. Die Farben des Films sind strahlend und satt, wobei
lediglich die Hauttöne ein wenig blass wirken. Dafür ist die
Schärfe in beinahe allen Szenen wirklich hervorragend. Auch der Ton
kommt wuchtig und voluminös aus allen Boxen, wobei Raumklang und
Soundeffekte sich dezent zurückhalten, und lediglich der Soundtrack
gut zur Geltung kommt und die Dialoge niemals überlagert werden,
sondern immer klar und verständlich bleiben. Auch die Extras lassen
kaum Wünsche offen, und lediglich die fehlenden Untertitel beim
Audiokommentar verpassen einen leichten Dämpfer.
So gut der technische Aspekt der Scheibe ist, so schlecht ist der
aufgespielte Film. Hierbei handelt es sich um einen cineastischen
Totalausfall auf unterster Ebene. Fäkalhumor und Sexwitzchen, dumme
Sprüche und eine hanebüchene Story, die von talentlosen Darstellern
zum Besten gegeben wird. Für Fans des britischen Komikers mag der
Streifen vielleicht noch taugen, alle Anderen sollten besser die
Finger davon lassen.