Geschrieben: 22 Juli 2017 10:34
Sooooo, endlich auch im Kino in
2D gesichtet und im Vorfeld war ich über die durchaus
überdurchschnittlich positiven Reviews und Kritiken sehr auf den
Film gespannt.
Eins vorweg: In dieser Kritik wird gespoilert und offen über den
Film geschrieben. Wer also den Film noch nicht gesehen hat, sollte
jetzt selbst entscheiden, ob er weiter lesen möchte.
Kurz und knapp, der neuste Spiderman ist ein ordentlicher und guter
Film geworden, allerdings nicht mehr und nicht weniger.
Tom Holland spielt den Spidey anständig, gut und überzeugend. Es
mangelt nicht an guter Schauspielkunst und es lag auch definitiv
nicht an Tom, dass der Sprung zur Begeisterung nach dem Kino Besuch
ausgeblieben ist.
Der Film hätte locker etwas kürzer gehalten werden können,
besonders wenn es um die Screen-Zeit mit seinem Kumpel Ned und
Happy Hogan geht.
Mit 35 Jahren bin ich entweder aus dem Alter raus, in dem man über
solch Teeny- oder Blödel-Humor lachen kann oder speziell dieser
amerikanischer Humor ist einfach plump, langweilig, ideenlos und
letztendlich dumpfbacken dämlich.
Die Szenen mit Ned waren schnell nervig und haben den Film jegliche
Ernsthaftigkeit und besonders immer wieder die Spannung zwischen
den Auftritten von Spidey genommen.
Ich mag den Marvel Humor und auch die Szenen von Spidey in Civil
War waren gut platziert und passend.
Aber in Homecoming wird der Bogen ganz anders gespannt und das
merkt man leider - genau so wie bei Happy Hogan.
Der Mann war auch in den vorherigen Filmen nicht der Hellste, aber
auch hier ist es einfach too much, immerhin reden wir von einem
erwachsenen Mann, der die rechte Hand von Tony Stark ist. Sorry,
das geht einfach nicht.
Gleich anders kam der Humor von Spidey selbst daher! Die
Situationskomik bei missglückten Verfolgungsjagden war richtig gut
inszeniert und sorgte für eine gute Stimmung. Man hat im Film
bestens den Unterschied zwischen gutem und eher schlechte Humor zu
spüren bekommen.
Aber wenn man mal von dem Humor absieht, war leider auch ein
anderer Störfaktor vorhanden.
Die Auftritte von Toni Stark haben richtig Spaß gemacht, bis auf
die Letzte und das verdanken wir wohl dem Drehbuchautor.
Kurz angeschnitten:
Spidey verbockt es mit der Fähre, viele Unschuldige hätten sterben
können, weil Spidey nicht auf Toni gehört hat und den Helden
spielen wollte.
Toni kam aber zur Hilfe und rettete die Situation und rüttelte
anschließend klein Spidey auf, dass er - wie Toni ihm im Vorfeld
des öfteren gesagt hat - Ihn bei solchen Ausflügen um Hilfe bitten
und er die einfache freundliche Spinne von Nebenan sein soll.
Toni nimmt Ihn den Anzug weg und zeigt damit, dass solche Spielchen
nicht tolleriert werden!
Gut und glaubhaft inszeniert und besonders nachvollziehbar!
Doch nun spulen wir nach Vorne:
Spidey verlässt aufgebracht den Abschlussball und möchte es erneut
auf eigener Faust erzwingen - gelernt hat er demnach aus den
Ereignissen auf der Fähre nichts.
Nach der Bruchlandung auf einen Strand, der übrigens neben einer
Messe mit hunderten von Menschen war, gewinnt er den Zweikampf und
rettet die Ladung und Waffen.
Als Dank möchte Toni in einem lächerlichen Gespräch Spidey zum
Avengers machen, was dankend abgelehnt wurde.
So liebe Leute! Toni Stark, der Genie, wird plötzlich als Kind
dargestellt, der überrumpelt wird, da Spidey plötzlich zum
Erwachsenen avanciert. Im Endeffekt haben beide die Rollen
vertauscht, was komplett unglaubwürdig ist.
Hätte also Spidey das mit der Fähre hinbekommen, wäre er schon da
als Avengers aufgenommen worden? Sorry, das macht doch absolut kein
Sinn!
Spiderman hat wiederholt nicht auf Toni gehört und auf eigener
Faust gehandelt. Das es diesmal gut ausging verdanken wir dem
Film-Klischee und daher umso weniger nachvollziehbar.
Toni wollte nach der Fähre eindringlich und verständlich machen,
dass die Avengers ein Team sind von Superhelden, aber keine
One-Man-Show, was auch einleuchtend ist.
Warum, wieso und weshalb plötzlich diese schnelle
Kurzschlussreaktion Ihn umgehend zum Avengers zu machen eingesetzt
ist, kann ich bei allem Verständnis nicht kapieren.
Legen wir mal diesen Logik-Fehler bei Seite. Da gibt es noch den
neuartigen Anzug von Spidey - der ein Iron Man Light Anzug.
Wir sprechen hier von einem 15jährigen Spiderman, der seine ersten
Erfahrungen mit der Bekämpfung größerer Krimineller macht und dann
sowas?
Spiderman ist auf seine Spinnen-Sinne angewiesen, auf seine Kräften
und Stärken und nicht auf den High-Tech Kram von Toni. Man hätte so
viele tolle und interessante Situationen herbeirufen können, aber
leider nimmt der Anzug viel Arbeit ab und macht vieles
einfacher.
Spiderman sollte Spiderman bleiben und auf seine Stärken
zurückgreifen und nicht auf die Technik eines anderen Helden -
schade.
Kommen wir mal zum Positiven, denn da gibt es natürlich auch
einiges ;)
Der Film hat tolle Action-Szenen mit Spidey, die auch tatsächlich
den Zuschauer ergreiffen und mitreissen. Immer wieder erkennt man
wie Grün Spidey noch hinter den Ohren ist, aber wer kann es ihm
übel nehmen - jeder fängt mal an und genau das hat den Szenen so
gut getan.
Musikalisch wurde das Ganze gut untermalt und auch ein paar
Gänsehaut Momente sind an Bord.
Besonders hervorheben muss mal die Performance von Michael
Keaton!
In jedem Moment ist sein Handeln nachvollziehbar und obwohl er der
Bösewicht ist, findet man Sympathie an seinem Charakter, da er
besonders glaubwürdig und bodenständig ist. Der Twist war wirklich
überragend und die Szene mit Ihm und Spidey im Auto waren
elektrisierend und es knisterte förmlich etwas in der Luft - ein
wirklich magischer Moment.
Auch die Ansprache von Michael Keaton von Mann zu Kind war
ergreiffend und offenbarte seine ehrliche Denke.
Im Großen und Ganzen ist Spiderman Homecoming, wie oben
geschrieben, ein guter Film geworden, der viel Potenzial verschenkt
hat - leider.
Ned und Happy hätte man an einer sehr kurzen Leine halten müssen -
oder gar komplett raus nehmen - dann hätte der Film immernoch viele
humorvolle Momente, allerdings auf einem nur guten Niveau.
Die Kehrwende von Toni hätte man komplett entfernen müssen.
Natürlich kann er Spidey ein Lob für seine Tat aussprechen, aber
gleichzeitig auch klar machen, dass dies nicht der Weg ist, den er
für Ihn möchte. Um ein Avenger zu werden, müsse er lernen auch auf
andere zu hören und auf die Hilfe anderer zu setzen, dies ging
leider dadurch unter und noch schlimmer - es rutschte ins
lächerliche ab.
Nichtsdestotrotz hat der Film knapp 7/10 Punkten verdient und hätte
mit etwas mehr Feinschliff ein Highlight im Jahr 2017 werden
können.