Die Neun Pforten Blu-ray Review
Dass man mit außerordentlicher Qualität rechnen
kann, wenn Roman Polanski einen Okkult Thriller dreht, hat der
Wahl-Franzose bereits mit
Rosemarys Baby bewiesen.
Dabei setzt der Regisseur weniger auf gewaltige Schockmomente und
erst recht nicht auf plumpe Brutalität, sondern eher auf subtilen
Schauer und viel Niveau, wobei man letztes generell von seinen
Filmen gewohnt ist.
Die neun Pforten ist ein
Genrefilm aus dem Jahr 1999, der auf dem Roman
Der Club
Dumas des Autors Arturo Pérez-Reverte basiert und
mittlerweile auf Blu-ray neu veröffentlicht worden ist. Allerdings
muss man gerade bei Katalogtitel oftmals Abstriche in Bezug auf
technische Umsetzung als auch Ausstattung machen.
Story
Der New Yorker Dean Corso ist darauf
spezialisiert, seltene Bücher auf der ganzen Welt aufzutreiben.
Eines Tages beauftragt ihn der exzentrische Millionär Boris Balkan
sein Exemplar des Buches
Die neun Pforten ins Reich der
Schatten mit den beiden restlichen Stücken zu vergleichen, da
nur eines davon ein Original sei. Auf der Suche entdeckt Corso
immer mehr auf was er sich eingelassen hat, denn er ist nicht der
einzige, der auf der Suche nach den okkulten Werken ist. Er muss
letztendlich erkennen, dass an der Legende, der Teufel habe bei der
Entstehung mitgewirkt, mehr dran ist, als ihm lieb ist.
Wenn Polanski einen Thriller inszeniert ist eines garantiert:
Spannung. Das hat er mit Filmen wie
Chinatown,
Frantic oder
Der Ghostwriter bereits
eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Bei
Die neun
Pforten verhält sich das nicht anders. Gleich zu Beginn
wird klargestellt, was man von der Geschichte zu erwarten hat: Ein
okkult, leicht morbid angehauchtes Rätsel, bei dem sogar die
Auflösung am Schluss Interpretationsfreiheit lässt.
Erfreulicherweise hat man sich beim Film nicht zu stark am Buch
orientiert, welches einen komplexeren Aufbau besitzt und vor allem
deutliche Bezüge zu Alexandre Dumas´
Die drei
Musketiere beinhaltet. So konzentriert sich die Verfilmung
lediglich auf die Story um
Die neun Pforten ins Reich der
Schatten, was sowohl mehr Kurzweile, als auch mehr Spannung
und Mystik bedeutet.
Der Regisseur hat die Rolle des Dean Corso hervorragend mit Johnny
Depp besetzt, der den Charakter zwar gewohnt scharfsinnig, lässig
und cool, aber mit einer deutlichen Spur von Abgebrühtheit und
Skrupellosigkeit darstellt. Der ansonsten charmanten Lena Olin
nimmt man die Figur der Liana Telfer ebenfalls ab. Und nicht zu
vergessen: Emmanuelle Seigner – Roman Polanskis Ehefrau – als
mysteriöse und pfiffige Helferin. Das einzige was bei dem ansonsten
intelligenten und stilvollen Drehbuch nicht so ganz passt, ist die
Tatsache, dass Corso als renommierter Buchexperte sehr
unverantwortlich mit den vermeintlichen Kostbarkeiten umgeht, da er
in deren Anwesenheit kein Problem darin sieht, sich eine Zigarette
anzuzünden. In einer Szene fällt sogar Asche auf den Buchdeckel,
was nicht gerade sehr authentisch wirkt. Abgesehen davon ist
Die neun Pforten auch trotz seines Alters ein sehr
subtiler Mystery Thriller, der die Spannung sehr gut bis zum Ende
erhält und dabei eine besonders, diabolisch-düstere Atmosphäre
bietet.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,35:1
Kinowelt bediente sich für diese Blu-ray beim Remaster von
Lionsgate. Eine eigene Bildrestauration wäre indes empfehlenswerter
gewesen, da zwar nur selten, aber oft genug leichte Bildfehler
festzustellen sind. Auch bei der Bildschärfe, die (vor allem bei
Nahaufnahmen) wirklich atemberaubend ist, gibt es hin und wieder
negative Momente. So überzeugt die Detailzeichnung nicht vollends,
manche Aufnahmen sind stellenweise zu weich. Der Schwarzwert
präsentiert sich, auch in Punkto Durchzeichnung, jedoch um ein
vielfaches besser als noch bei der DVD. Generell, verglichen mit
der damaligen Veröffentlichung, ist eine deutliche
Qualitätssteigerung festzustellen, wobei auch die Farbsättigung
deutlich an Qualität gewonnen hat. Dabei ist zu berücksichtigen,
dass dem Film ein sehr matter Look verpasst wurde, der allerdings
als Stilmittel die Atmosphäre sehr gut betont.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1,
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1 Sowohl der deutsche als auch der
englische Ton liegen in DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Der
kompressionsfreie Sound macht sich deutlich bemerkbar. Die Dialoge
treten klar aus dem Mix hervor und sind jederzeit deutlich
verständlich. Die Abmischung ist generell sehr organisch und
dynamisch gehalten mit guten Bässen. Der Subwoofer wird gut
platziert gefordert und präsentiert einen angenehmen Druck. Im
Surroundbereich wird eine authentische Atmosphäre geboten mit guter
bis sehr guter Direktionalität, auch wenn ab und an das Geschehen
sich konzentriert im Frontalbereich abspielt. Im Vergleich zum
englischen Original-Track vermisst man lediglich einige
Umgebungsgeräusche und ein klein wenig mehr Dynamik. Der Score
unterstützt die Spannung und vor allem die mystisch, düstere
Atmosphäre dramatisch. Wojciech Kilar (
Bram Stoker's Dracula,
Der Pianist) hat hier erstklassige
Arbeit geleistet und perfekt abgestimmte Musik zum Film
beigesteuert.
Ausstattung
Die Ausstattung entspricht nahezu der DVD-Version des Films. Leider
sind sämtliche Extras lediglich in SD enthalten. Der Audiokommentar
von Roman Polanski ist sehr interessant und bietet eine Menge an
zusätzlicher Information des Regisseurs zu seinen Intentionen sowie
der Entstehung des Films. Das Making of ist unspektakulär und mit
zwei Minuten Spielzeit sehr kurz ausgefallen. Da bieten die
Specials „Inside Roman Planski“ und vor allem das halbstündige
Gespräch mit Roman Polanski deutlich mehr Auskunft. Weitere
Interviews sowie Trailer zum Film runden das Gesamtangebot ab.
Leider muss man somit auf drei auf der DVD Special Edition
enthaltenen Features verzichten: Zum einen die isolierte Musikspur
des herausragenden Soundtracks und zum anderen die Storybord- /
Filmvergleiche sowie die Galerie der satanischen Holzschnitte.
Immerhin gibt es als Entschädigung ein Wendecover.
Fazit
Auf technischer Seite bleibt ein
zwiespältiger Eindruck zurück. Das Bild ist an sich ganz ordentlich
ausgefallen und ist weitgehend überzeugend, der Einsatz von DNR ist
aber deutlich zu erkennen. Eine Steigerung zur DVD ist dennoch
bemerkbar. Der Ton punktet dagegen mit sehr guter räumlicher
Atmosphäre und authentischer Dynamik. Letztendlich ist Kinowelt
hier ein guter Blu-ray Transfer gelungen, der einen Upgrade auf das
HD-Medium lohnenswert macht. Mit
Die neun Pforten
hat Roman Polanski erneut einen spannender Thriller inszeniert, der
sehr gut unterhält und mit feiner Ironie gespickt ist. Aufgrund
mangelnder gewaltiger Schockmomente und Horroreinlagen, als auch
wegen der leicht komplexen Erzählweise ist der Film zu unrecht von
Zuschauern und Kritikern verkannt worden. Nichtsdestotrotz ist
Die neun Pforten einer der besten Werke des
Regisseurs. Zwar braucht er seine Zeit bis er sich dem Zuschauer
erschließt, bietet dann jedoch erstklassige Unterhaltung, die mit
viel Liebe zum Detail und einer faszinierenden Bildsprache
umgesetzt worden ist.
Story: 9/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 6/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung:
8/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic
DMP-BD30
AV-Receiver:
Denon AVR-1602
Lautsprecher: Magnat