Quo Vadis, Cinema?

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11. Dezember 2025

Kaum steht ein Filmstudio zum Verkauf dreht die Internet-Community durch.

Ich habe das mal zum Anlass genommen ein wenig Filmgeschichte zu recherchieren und zusammenzutragen um alle zum Durchatmen zu animieren:

 

Ich begann meine Suche mit einem einfachen Begriff und einer Überraschung:

Das älteste Filmstudio der Welt ist…

 

Studio Babelsberg. War für mich tatsächlich neu, ich war aber auch noch nie dort.

Ist somit auf meiner To-Do-Liste.

Das Studio wurde am 12. Februar 1912 gegründet.

Funfact: Hitchcock dreht seinen ersten Film (damals noch unbekannt) dort und sagte später:

„Alles was ich über das Filme machen wissen musste, habe ich in Babelsberg gelernt“.

 

Meine Suche war aber wohl nicht präzise genug, also habe ich die „Big Five“ gegoogelt.

Die fünf größten Filmunternehmen der Welt:

 

  • Universal Pictures, gegründet am 30. April 1912.
  • Paramount Pictures, gegründet am 08. Mai 1912
  • Warner Bros. Entertainment, gegründet am 04. April 1923
  • The Walt Disney Company, gegründet am 16. Oktober 1923
  • Sony Pictures Entertainment, gegründet 1987

 

Aber so einfach wie es aussieht ist es nicht. Das wird am letztgenannten Studio offensichtlich.

Sony Pictures Kernmarke ist nämlich Columbia Pictures, 1919 gegründet als Cohn-Brant-Cohn Film Sales Corporation (CBC) um 1924 umbenannt in Columbia Pictures Corporation.

1982 wurde das Studio von der - ja, kein Witz - Coca Cola Company gekauft. Die stiegen aber 7 Jahre später wieder aus dem Film-Business aus. Columbia Pictures schloss sich mit TriStar zusammen und wurde seither als Columbia TriStar vermarktet. Dies ist tatsächlich die Kernmarke von Sony, die nun seit Ende 2004 konsequent alles unter dem Namen Sony einheitlich vermarkten.

 

Paramount Pictures hatte eine gute Zeit, war aber 1933 Bankrott. Unter dem Namen Paramount Pictures, Inc. Kam es zur Reorganisation und 1966 übernahm Gulf and Western Industries das Studio. 1994 wurde das ganze dann von Viacom aufgekauft, die sich später aufteilten und umbenannten, weshalb Paramount dann Teil von Paramount Global war. Und 2025 kam ein reicher Multimilliardär um die Ecke (David Ellison, Gründer und CEO von Skydance) und kaufte das Studio. Somit heißt das ganze nun Paramount Skydance Corporation.

 

Das führt uns nun zu Warner Bros. Die bewegte und instabile Zeitlinie beginnt 1967. Hier wurde das Studio von Seven Arts übernommen. Zwei Jahre später folgte die Übernahme durch Kinney National. Nun bekannt unter Warner Communications kam es 1989 zur Fusion mit dem Verlagshaus Time, also Umbenennung in Time Warner. 1996 folgte die nächste Fusion mit Ted Turners Turner Broadcasting System. 2001 übernahm AOL den Konzern und benannte ihn um in AOL Time Warner. Diesen Schritt könnte man als Genickbruch benennen. 2002 musste ein Verlust von 99 Milliarden Dollar ausgewiesen werden. Seither wurden Sparten neu sortiert, geschlossen, verkauft, restrukturiert. 2017 kam es zu einer Übernahme durch AT&T und damit zum neuen Namen WarnerMedia. Nach der weiteren Fusion mit Discovery, Inc. heißt der Konzern seit 2022 Warner Bros. Discovery.

 

Was ist eigentlich mit Universal Pictures? Die hatten eine gute Entwicklung - bis 2004. Aufgrund einer Finanzkrise wurde 80% des Studios an NBC verkauft, die nun NBC Universal heißen. 2016 kaufte NBC Universal zudem DreamWorks Animation. NBC Universal ist also der Mutterkonzern von Universal Pictures und Dreamworks Animation - und ist seit 2013 Teil des größten Kabelanbieter und zweitgrößten Internetanbieter Comcast.

 

Bevor jetzt noch Disney dazu kommt muss es komplizierter werden:

Es geht IMMER um Politik. JEDES der Studios hat seine eigenen TV-Sender.

 

Die Comcast Corporation ist also Inhaber von NBC Universal und damit neben einer Vielzahl von TV-Kanälen auch der Inhaber von NBC News. Comcast positioniert sich auf der Seite der Demokraten. Dem unterliegt natürlich auch Universal Pictures.

 

Paramount Skydance Pictures, denen Paramount Pictures gehört, sind u.a. Inhaber der CBS Entertainment Group, also allen entsprechenden TV-Kanälen von CBS. Larry Ellison ist der Vater von Paramount Skydance Pictures David Ellison und bekennender Trump-Unterstützer. Daher geht man davon aus, dass die Pro-Republikaner-Haltung starken Einfluss auf die TV-Sender haben wird, der sich bisher eher links-liberal positionierte.

 

Warner Bros. Discovery gehört u.a. CNN. Die politische Ausrichtung ist links-liberal, den Demokraten nahestehend. 2023 hab es hinter den Kulissen Veränderungen und Debatten über „Säuberungen“ und einen Rechtsruck bei CNN, hin zu denn Republikanern.

 

Sony Pictures hat zwar ebenfalls TV Kanäle, bleibt aber politisch neutral und dem Entertainment verpflichtet.

 

Damit kommen wir zur Walt Disney Company. Gegründet am 16. Oktober 1923 und sicherlich allen am bekanntesten. 2006 übernimmt Disney Pixar, Ende 2009 kaufte Disney Marvel, 2012 Lucasfilm. Das Grande Finale folgte 2018 mit der Übernahme von 21th Century Fox. 

Nicht Teil des Deals ist die TV-Sparte Fox News Channel, die als rechtskonservativ und den Republikanern nahe stehend gelten. Dagegen gehört neben diversen TV-Kanälen auch ABC zum Disney Konzern.

Walt Disney selbst war zwar Republikaner, politisch hält sich Disney inzwischen aber eher an Profit-Orientierte Politik und machte sehr negativ auf sich aufmerksam mit einem ausgeprägten Wandel zum Woke-Unternehmen.

 

Um was geht es mir denn mit dieser Recherche?

Keines der Studios ist noch das Selbe, das einst gegründet wurde.

Wir reden hier nicht von Filmliebhabern. Wir reden von Wirtschaftsunternehmen. Und die wollen Profit. Und natürlich ist bei einer gewissen Größe immer auch der Politische Einfluss wegweisend.

 

Wieso also dieses Gejammer, dass Netflix Warner kaufen wollte?
Netflix hat keine Politische Ausrichtung. Sie sind ein Wirtschaftsunternehmen, das wachsen will und die Filmlandschaft und die heutige Zeit transformiert.

Viel mehr Sorgen macht mir das Konkurrenz-Angebot von Paramount Skydance, da es hier offensichtlich nur um Politik geht (Details sind der Presse zu entnehmen).

Besorgniserregend ist meiner Meinung nach nicht, wer welchen Konzern schluckt, sich zusammenschließt oder an einen Streaming-Anbieter verkauft wird. MGM (gegründet 1924) wurde nach anhaltenden Finanzproblemen 2022 durch Amazon übernommen. Das alles ist der Lauf der Zeit und unvermeidbar. Aber wenn sich durch Übernahmen politische Machtverhältnisse ändern, dann ist DAS das eigentlich bedenkliche.

Aus diesem Aspekt hoffe ich, dass es beim Deal Netflix-Warner bleibt.

 

Aktuell gibt es also die Folgenden BIG FIVE:

 

THE COMCAST CORPORATION

  • NBC Universal ist das Tochterunternehmen
  • Universal Pictures Tochter von NBC Universal
  • Illumination Entertainment (Animationsstudio) gehört zu Universal Pictures
  • DreamWorks Animation ebenfalls Tochter von NBC Universal
  • Streamingdienst: Comcast, Peacock (in den USA)

 

PARAMOUNT SKYDANCE CORPORATION

  • Paramount Skydance TV Media bündelt alle TV-Sparten, u.a. CBS News, MTV oder auch Nickelodeon
  • Paramount Skydance Studios bündelt neben Paramount Pictures auch..
  • .. das Animationsstudio Paramount Animation des Konzern.
  • Streamingdienst: Paramount+

 

WARNER BROS. DISCOVERY, Inc.

  • Nachrichtensender CNN
  • Filmstudio Warner Bros., DC Entertainment und DC Studios
  • Warner Bros. Animations
  • Streamingdienst: HBO Max

 

SONY PICTURES ENTERTAINMENT

  • Keine Nachrichtensender, nur Entertainment-TV-Kanäle
  • Columbia TriStar Pictures ist Kernmarke
  • Sony Pictures Animation für die Animations-Sparte des Konzern zuständig
  • Streamingdienst: Kein eigener Dienst

 

THE WALT DISNEY COMPANY

  • Nachrichtensender ABC News
  • Die Disney Content Group fasst die Studios 
  • Neben den Walt Disney Animationsstudios und den Pixar Animation Studios gehört auch Blue Sky Studios zu Disney. Dieses gehörte zum Fox-Deal und wurde dann 2021 geschlossen.
  • Streamingdienst: Disney+

 

Ich habe sicherlich nicht alle Details erwähnt, denke aber, man bekommt so ein ganz gutes Bild von der Lage und auch der Komplexität.

Wenn man noch mit berücksichtigt, dass es bisher gängige Praxis war, dass man den Vertrieb außerhalb der USA in andere Hände, andere Studios gibt, dann wird auch klar warum man kein Ranking verteilen kann.

 

Aber noch ein interessanter Einblick in die Zerbrechlichkeit der Filmindustrie:

Der Disney Konzern hat sich von allen am Breitesten aufgestellt und es inzwischen auch geschafft, mit dem Sreaming-Dienst Disney+ die Gewinnzone zu erreichen.

2023 machte Disney einen Umsatz von rund 82,7 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn lag bei rund 6,7 Milliarden. Wir reden hier vom größten Filmunternehmen der Welt.

Warner hatte im selben Jahr einen Umsatz von 41,3 Milliarden und verzeichnete dann ein MINUS von 3,1 Milliarden „Netto-Gewinn“. Es ist also ein fragiles System und in Zeiten, in denen ein Blockbuster locker 300 Millionen in der Produktion kostet und zusätzliche Werbekosten verursacht, wird offensichtlich, wie schnell ein solcher Flop auch große Filmstudios ins Wanken bringen kann.


Abschließend eine Frage zum Nachdenken und diskutieren:
Die BIG FIVE sind Traditions-Filmstudios. 
Wo sind dann die Streaming-Anbieter Amazon Prime und Netflix bisher einzuordnen?
Ein traditionelles Filmstudio wurde an der Größe und damit einhergehend am Output an Filmen gemessen (und dem daraus resultierenden Gewinn). Doch auch die genannten Studios produzieren inzwischen eine Menge an Filmischem Output.
Also auch ohne den Deal Warner-Netflix.. Wo ordnet ihr die Sreamingdienste ein?


Quellenangaben: Das Internet :-)
Ich habe alle Infos selbst zusammengetragen und gebe keine Garantie auf 100%ige Richtigkeit. Ich habe mich um eine Übersichtlichkeit und nachfolziehbare Zusammenhänge bemüht. Die Rechte der Logos liegen selbstverständlich bei den jeweiligen Unternehmen.

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von zodiwil 
am Ich frage mich auch …
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