Französische Horrorfilme haben dank kontroverser Titel wie Martyrs, Frontier(s), Inside und Co. inzwischen einen ganz bestimmten Ruf, und auch auf dem Actiongebiet sind die Franzosen inzwischen heißbegehrte Genrelieferanten. Nun erscheint mit Night Fare – Bezahl mit deinem Leben ein frischer Titel auf dem Markt, der den Anschein erweckt, er könnte beide Lager in gewisser Weise zufriedenstellen. Werfen wir also einen Blick auf das neue Werk von Regisseur und Drehbuchautor Julien Seri, das mit weniger als einer Million Euro überwiegend durch Crowdfunding finanziert wurde, und die dazugehörige Blu-ray aus dem Hause Tiberius.
Story
Chris (J. Howard) war vor einiger Zeit einfach so nach London gezogen, ohne seiner Freundin Ludivine (F. Valette) irgendein Wort der Erklärung zu hinterlassen. Nun kommt er ebenso wortlos nach Paris zurück und erntet von ihr eine gute Portion Verachtung. Zudem ist sein Kumpel Luc (J. Demurger) nun mit ihr zusammen. Eine gemeinsame Party soll’s richten, doch Chris hat nur wenig Lust auf Drogen, Alkohol und Sex. Also beschließt er, nach Hause zu fahren. Luc lässt ihn nicht alleine ziehen und überredet ihn, mit in ein schickes Apartment am Rand der Stadt zu fahren. Sie steigen in ein schickes schwarzes Taxi, das von einem geheimnisvoll-stillen Fahrer gelenkt wird. Da Luc ein kleinkriminelles Arschloch ist, prellt er die Zeche, sobald sie am Ziel angekommen sind. Doch der Fahrer des Taxis (J. Liaudin) denkt gar nicht daran, es dabei bewenden zu lassen und macht Jagd auf die zwei Fußgänger…
Der Film beginnt wie ein 08/15-Thriller im Stil von Filmen wie „Joyride“. Ein böser, motorisierter Bursche macht Jagd auf zwei Menschen, die ihm mehr oder minder übel mitgespielt haben. Der rachsüchtige Fahrer stellt sich dabei als unerbittlicher Prügelknabe heraus, der einerseits gut einstecken, andererseits aber genauso gut austeilen kann und dabei keineswegs zimperlich zu Werke geht. Im Film selbst wird er mit Jason Voorhees verglichen – ein Vergleich der in gewisser Weise zutrifft, denn allein von der Erscheinungsform, dem Körperbau und der Art seiner „Bestrafung“ kommt er dem Freitag der 13. Kultkiller recht nah. Der Gewaltgrad ist allerdings bei weitem nicht so hoch, wie man angesichts des Herstellungslandes und der Freigabe der FSK annehmen würde. Zwar ist das rote Siegel absolut gerechtfertigt, wer allerdings ein Blutbad oder eine Splatterorgie erwartet wird bestimmt ein wenig enttäusch sein.
Das interessante ist indessen die Wendung, die der Film im letzten Drittel des Films erfährt, und die den Streifen inhaltlich aus der Masse vergleichbarer Titel heraushebt. Zum einen bekommt der Film dadurch einen leicht mystisch-übernatürlichen Touch, zum anderen funktioniert er als Parabel über Schuld und Sühne. Im Endeffekt bekommt man hier sogar vereinzelte Versatzstücke der griechischen Mythologie serviert, zumindest, wenn man den Film mit etwas Wohlwollen und Phantasie betrachtet.
Die Darsteller agieren auf hohem Niveau und machen ihre Sache recht gut. Insbesondere der wortkarge Bösewicht kann in dieser Hinsicht vollends überzeugen. Darüber hinaus kann der Film inszenatorisch mit wundervollen Aufnahmen des nächtlichen Paris überzeugen, unterlegt mit fantastisch passender Musik und schnellen Schnitten. Genrefreunde werden sicher ihre Freude an diesem zwar recht kurzen, aber dafür umso packenderen Beitrag haben, der trotz einiger Logikfehler an dieser Stelle als Geheimtipp empfohlen wird.
Bildqualität
- Bildformat 2.35:1
Tonqualität
- Deutsch & Französisch DTS-HD Master Audio 5.1
Ausstattung
- Making Of (14:11 Minuten)
- Die Hintergründe erläutert (8:36 Minuten)
- Premiere in Paris (6:10 Minuten)
- Die Ulules (2:30 Minuten)
- Trailer Deutsch & Englisch
- Trailershow
- Easter-Egg (1:08 Minuten)
Fazit
Dieser Geheimtipp aus dem Nachbarland überzeugt technisch mit einem nahezu perfekten Bild und einem alles in allem sehr guten Sounderlebnis. Hier wurde das fehlende Budget perfekt verschleiert und der Film sieht wertiger aus und klingt auch so, als er tatsächlich ist. Selbst das Bonusmaterial kann überzeugen und liegt weit über dem, was man bei solchen Filmen erwarten würde.
Der Film selbst ist ein Geheimtipp für Genrefreunde, der in bekannten Bahnen verläuft, dann eine Abzweigung nimmt und letztendlich in einem unvorhersehbaren Finale endet. Ein Film, den man sich unbedingt ansehen sollte, wenn man sich selbst als Fan des Genres bezeichnet.
(Michael Speier)
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