Nachdem in der letzten Zeit mit Bates Motel und Hannibal bereits zwei Klassiker des Genrekinos als erfolgreiche TV-Serien adaptiert wurden erwischt es nun den Roman Polanski Klassiker Rosemary`s Baby, welchen der Regisseur kurz nach der Ermordung seiner schwangeren Frau durch die Manson-Family inszenierte, was dem Film eine gewisse persönliche Tragik verlieh. Im Gegensatz zu oben genannten Titeln entschied man sich jedoch nicht für eine komplette Neuinterpretation, sondern bliebt relativ nah an der literarischen Vorlage und produzierte auch lediglich eine aus zwei abendfüllenden Episoden bestehende Mini-Serie. Ob die Neuverfilmung durch Regisseurin Agnieszka Holland an das Original heranreicht und wie es um die technischen Attribute der Blu-ray aus dem Hause Studiocanal bestellt ist soll diese Rezension klären.
Story
Bei manchen Remakes stellt sich automatisch die Frage, ob diese überhaupt notwendig sind. In manchen Fällen macht der technische Fortschritt Sinn, in anderen Fällen der Zeitgeist und ab und zu musste eine Geschichte bei der ersten Verfilmung extrem gekürzt werden um den zeitlichen Rahmen nicht zu sprengen. Bei „Rosemarys Baby“ allerdings handelt es sich um eine zeitlose Story, die beinahe gänzlich ohne optische Horrorelemente auskommt und am ehesten dem Dramagenre zuzuordnen ist. Stellt sich also die Frage: Was macht Agnieszka Hollands Inszenierung der Romanvorlage von Ira Levin anders oder besser?
Die traurige Antwort: Überhaupt nichts! Einzig der Handlungsort wurde von New York nach Paris verlegt, was zumindest eine Erklärung für Rosemarys Hilflosigkeit liefert, da sie der französischen Sprache nicht mächtig ist. Dieser Schritt war logisch und sinnvolle, denn ganz im Ernst: Die naive Art einer Mia Farrow hätte man der toughten Zoe Saldana ohnehin nicht abgekauft. Okay, Rosemarys Mann ist Schriftsteller und kein Schauspieler, aber das macht keinen Unterschied.
Hollands Zweiteiler lässt der Handlung mehr Zeit um sich zu entwickeln, was allerdings keineswegs nötig gewesen wäre. Durch die gestreckte Laufzeit entstehen unnötige Längen welche die ohnehin etwas träge Handlung zusätzlich ausbremsen. Wenn Holland nun die Laufzeit genutzt hätte um atmosphärische Spannung aufzubauen, die Charakteristik ihrer Figuren vertieft oder die Dramatik der Ausgangssituation erläutert hätte, wäre die Laufzeit vielleicht angebracht gewesen. So aber entstehen nicht viel mehr als ästhetisch schöne Bilder von einer zwar überzeugenden Hauptdarstellerin in einer malerischen Umgebung, die aber in einem dümmlich geschriebenen Wulst von dämlichen Dialogen untergeht. Die zusätzlichen Minuten versucht die Regisseurin mit überflüssig blutigen Effekten zu füllen, die ebenfalls nicht nötig gewesen wären, wie Polanski in seinem Original beweist.
Darstellerisch ist hier leider ebenfalls kein Blumentopf zu gewinnen. Einzig Hauptdarstellerin Zoe Saldana liefert als „neue“ Rosemary eine gute Performance ab, die in der deutschen Version allerdings sehr stark unter der unterirdisch miesen Synchronsprecherin leidet. Ihr Ehemann Guy wird von Patrick J. Adams gespielt, der zumeist hilflos in der Gegend herumsteht und nicht zu wissen scheint was gerade vor sich geht. Jason Isaacs spielt mal wieder den „bösen Hexer“, der im direkten Vergleich zu seinen früheren Rollen aber ebenfalls eher ungefährlich rüberkommt.
Zugutehalten muss man der Miniserie allerdings, dass die Spannung und Atmosphäre, trotz einiger Längen, durchaus stimmig ist und den Zuschauer einigermaßen zu unterhalten versteht – vorausgesetzt man kennt den Plot noch nicht. Ob die Macher vorhatten, die beiden Nachfolgeromane als „Staffel“ 2 und 3 zu produzieren kann an dieser Stelle nicht gesagt werden, aber vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, sich gleich auf die Fortsetzung zu konzentrieren, statt das Publikum mit einer überflüssigen Neuadaption zu langweilen. Wer das Original nicht kennt, der könnte natürlich durchaus zu dieser Version greifen und wird sich sicher auch gut unterhalten fühlen. Empfehlenswerter ist allerdings nach wie vor die Version von 1968.
Bildqualität
- Bildformat 1.78:1
Tonqualität
- Deutsch, Englisch DTS-HD Master 5.1
Ausstattung
- Die Geburt der Angst: Das Making Of von Rosemarys Baby (12:01 Minuten)
- Featurette: Grand Guignol: Pariser Bühnenbild (6:33 Minuten)
- Trailer Deutsch und Englisch
- Wendecover
Fazit
Optisch bietet Rosemarys Baby einen Augenschmaus auf gehobenem Fernsehniveau. Vor allem die Schärfe kann hier überzeugen und protzt mit zahlreichen Details. Der Ton bleibt überwiegend auf die vorderen Kanäle beschränkt und nutzt die Möglichkeiten des Mediums nicht einmal ansatzweise aus. Das Bonusmaterial ist ebenfalls nichts Besonderes, erlaubt aber einen kleinen Blick hinter die Kulissen.
Inhaltlich bleibt diese, an sich unnötige, Neuverfilmung sowohl der literarischen Vorlage, als auch der Erstverfilmung durch Roman Polanski sehr treu, verfügt aber im Gegensatz zur Erstverfilmung über unnötige Längen. Einen Blick kann man zwar riskieren, allerdings ist Polanskis Original die weitaus bessere Wahl, wenn man sich für die Geschichte interessiert. Zumindest die Hauptdarstellerin ist gut, leidet aber unter einer unterirdischen Synchronisation. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP-System: Sony BDV-N9200WB 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem