Seit alters her sind Spiegel Gegenstände mit mystischer Macht. Im Aberglauben wohnt dem Spiegel manch böse Macht inne: Er soll Böses herbeirufen können, Seelen gefangen halten und das Zerbrechen eines Spiegels bedeutet jahrelanges Unglück. In dem Film Oculus von Regisseur Mike Flanagan geht es um einen Spiegel, der sogar in der Lage ist, zu töten. Die Werbekampagne verspricht einen handfesten Horrorschocker, der selbst hartgesottenen Zuschauern das Herz in die Hose rutschen lässt, während das blaue FSK-Siegel auf der Front in gewissem Gegensatz dazu steht. Werfen wir nun also einen Blick – nicht in den Spiegel – sondern auf die Blu-ray Veröffentlichung des Titels aus dem Hause Universum.
Story
Als Kinder wurden die Geschwister Kaylie (K. Gillan) und Tim (B. Thwaites) Zeuge, wie ihr Vater seine Frau brutal folterte und ermordete. Tim verarbeitete sein Trauma daraufhin in einer Therapie, während Kaylie fest davon überzeugt war, dass ein mysteriöser Spiegel aus dem 18. Jahrhundert die Ursache des Unglücks war. Nach Jahren gelangt sie in den Besitz der Antiquität und versucht nun, mittels eines gefilmten Experiments nachzuweisen, dass dem Spiegel etwas Böses anhaftet.
Der Film basiert auf dem Kurzfilm Oculus: Chapter 3 – The Man with the plan (Kurzfilm ist im Bonusmaterial enthalten), den Regisseur Mike Flanagan bereits 2006 gedreht hatte. Ursprünglich stand die Idee im Raum, die abendfüllende Umsetzung des Stoffes als eine Art Episodenfilm zu inszenieren, welcher die einzelnen Stationen des Spiegels und das von ihm ausgelöste Unglück in den Fokus rücken sollte. Stattdessen entschied sich Flanagan jedoch dazu, es bei der einen – bereits bekannten – Episode zu belassen, und lässt Protagonistin Kaylie über die diversen Vorkommnisse der Vergangenheit dozieren. Dieser Schritt hat zum Vorteil, dass die Geschichte recht geradlinig und strukturiert bleibt, wobei die Hintergründe des Spiegels und die erzählte Vorgeschichte weitaus interessanter sind, als die aktuelle Station des Mörderspiegels. Der Film erzählt seine Geschichte in zwei parallel laufenden Handlungssträngen, die einmal in der Vergangenheit der beiden Helden spielen und immer mit der gegenwärtigen Situation abwechseln. Das ist einerseits unterhaltsam und spannend, da sich dem Zuschauer auf diese Art das gesamte Werk erst zum Schluss hin eröffnet, erfordert andererseits aber auch eine gewisse Konzentration, da der Ort der Handlung in beiden Fällen der Gleiche ist, und so ein Umdenken seitens des Zuschauers gewährleistet sein muss.
Inszenatorisch beginnt der Film leider ein wenig schleppend. In der ersten Dreiviertelstunde passiert nicht viel, was der Rede wert wäre, allerdings werden hier wichtige Hintergrundinformationen für das Finale vermittelt. Die zweite Hälfte legt dann ein wenig an Tempo zu, kann aber in keiner Weise die Erwartungen erfüllen, welche die reißerische Werbekampagne geweckt haben. Statt blutrünstigen Splatterszenen und atemberaubendem Terror handelt es sich bei Oculus um einen eher ruhigen, subtilen Horrorthriller, der seine Kraft vor allem aus den Gedanken des Zuschauers zieht. Zwar gibt es ein paar wenige explizite Szenen, aber diese können eingefleischte Gorehounds, die einen neuen Mirrors erwarten haben, keineswegs zufriedenstellen. Anstelle von bluttriefenden Gräueltaten präsentiert Flanagan eine durch und durch unheilvolle und gruselige Atmosphäre, die mit einigen Schockmomenten und garstigen Schauergestalten, dennoch für einen gelungenen Filmabend zu sorgen versteht. Wären da nicht die zahlreichen Logiklöcher und die unübersehbaren Längen, welche die Handlung zuweilen zu sehr ausbremsen, könnte man in diesem Zusammenhang von einem wirklich guten Gruselfilm reden. So bleibt der Streifen jedoch lediglich knapp über dem Durchschnitt. Sehenswert, sicherlich, aber leider fehlt hier noch das gewisse Etwas.
Bildqualität
- sehr gute Schärfe mit hoher Detailsichtbarkeit
- stabile und sehr natürliche Farben
- perfekt eingestellter Kontrast
- satter Schwarzwert mit exzellenter Durchzeichnung
- keinerlei Störfaktoren oder Kompressionsspuren sichtbar
Tonqualität
- zahlreiche Surroundelemente
- gut eingesetzter Subwoofer
- sehr gute Signalortung und Direktionalität
- jederzeit klar verständliche Dialoge
Ausstattung
- Audiokommentar mit Mike Flanagan und Trevor Macy
- Deleted Scenes (9:50 Minuten)
- Making Of (9:34 Minuten)
- Original Kurzfilm Oculus – Chapter 3 (32:11 Minuten)
- Trailer
- Trailershow
- Wendecover
Fazit
Audiovisuell kann der Gruselthriller Oculus auf ganzer Linie überzeugen. Bild und Ton bewegen sich auf ganz hohem Niveau und lassen kaum Wünsche offen. Das Bild ist glasklar und messerscharf, der unheilvolle Ton mit seinen gut platzierten Effekten unterstreicht die Atmosphäre dabei perfekt. Das Bonusmaterial kann sich ebenfalls sehen lassen und hat sogar den Original-Kurzfilm, der als Vorlage für den Film diente, mit an Bord. Leider wurde beim Bonusmaterial auf deutsche Untertitel komplett verzichtet. Oculus bietet eine gute und solide Gruselunterhaltung, allerdings nur auf durchschnittlichem Niveau. Wer aufgrund des Trailers einen reißerischen Horrorschocker im Stil von Mirrors erwartet hat, wird sicherlich enttäuscht sein. Für einen gruseligen Filmabend mit einigen Schockeffekten taugt der Film jedoch allemal, und Fans von Old-School-Mystery-Thrillern kommen hier voll auf ihre Kosten. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP-System: Sony BDV-E370 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem