Der Engländer Jonathan English war schon geraume Zeit als Produzent tätig und hatte als Regisseur bereits zwei Spielfilme inszeniert, als ihm 2011 mit dem Mittelalter-Actiondrama Ironclad ein Überraschungserfolg gelang. Zum dennoch übersichtlichen finanziellen Erfolg dieser Produktion trugen sicherlich auch die großen Namen bei, mit denen die Besetzungsliste geradezu gespickt ist: So gaben sich neben James Purefoy (u. a. Solomon Kane, Rom) Brian Cox (u. a. Das Bourne Ultimatum, Die Bourne Verschwörung), Paul Giamatti (u. a. Der Soldat James Ryan) und Derek Jacobi (u. a. Gladiator) die Ehre, in dieser mittelalterlichen Schlachtplatte mitzuwirken. Besonders in der Auswertung für den Heimkinomarkt war Ironclad leicht überdurchschnittlicher Erfolg beschieden. So war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis jemand, in diesem Falle der Regisseur des Erstlings selbst, diesen Achtungserfolg zu wiederholen versuchen würde.
Story
England, im 13. Jahrhundert: Die Schlacht um die Burg Rochester im Jahre 1215 ist geraume Zeit vorbei. Jene Schlacht also, in der König Johann Ohneland, mürrisch und unfroh ob der Tatsache, dass ihn der englische Adel zur Unterzeichnung der Magna Charta zwang, sich mit Unterstützung von skandinavischen Barbaren eben jenen englischen Adel wieder untertan zu machen versuchte. Besonders Schottland hat unter der Knute der englischen Besatzung zu leiden, und nach einigen Jahren führt die stets schwärende Feindschaft zwischen England und dem zeitweise besetzten Schottland zu offenen Feindseligkeiten: Keltische Clans plündern, brandschatzen und vergewaltigen sich nun durch englische Siedlungen und Burgen nahe der Grenze, um sich für erlittenes Unrecht blutig zu rächen. Als die Burg eines englischen Adligen angegriffen wird und dieser schwer verletzt wird, ruft die Familie mittels ihres Sohnes einen Verwandten zu Hilfe, einen ehemaligen Kreuzritter, Überlebender der Schlacht um Rochester und jetzt durch Kriege desillusionierter Kämpfer für Geld. Und der ehemalige Tempelritter eilt zur Hilfe herbei und bringt ein paar nach Blut dürstende Kumpane mit.
Beim Lesen von Kritiken zu Ironclad 2 – Bis aufs Blut aus verschiedensten Quellen stellt man fest, dass auf den Film ordentlich eingeprügelt wird. Und womit? Mit Recht. Wo man im Vorgänger zumindest noch von einem gehörigen Maß an geschichtlichem Hintergrund in Verbindung mit einem Mindestmaß an Story sprechen konnte, reduzierte der Regisseur im vorliegenden Film beides auf ein Minimum, um den Verzicht durch ein Plus an immerzu gleichen Actionszenen zu ersetzen. Und so rennen sie immer wieder auf dem gleichen Weg gegen die Burg an, die Kelten, klettern an lächerlich kurzen Leitern beinahe schon grotesk niedrige Mauern hoch, um dort oben im Kampf gegen die englischen Verteidiger unschön aus dem Leben zu scheiden. Am nächsten Tag versuchen sie es dann, wider besseren Wissens, äußerst gering variiert auf die beinahe genau gleiche Art wieder. Erst zum Ende des Films hin bewirken die zahlreichen Fehlversuche einen Lerneffekt und einen neuen Ansatz, sonst wäre der Film wohl nie zu Ende gegangen. Man sagt der menschlichen Rasse eine gewisse Lernfähigkeit nach, die ihr Optimierungsprozesse nach begangenen Fehlern ermöglicht; dies ist der evolutionäre Quantensprung, der den Menschen vom Primaten unterscheidet. Diese Evolution vollzieht sich bei den Kelten erst zum Ende des Films.
Das offensichtlich sehr geringe Budget wirkte sich mit Ausnahme der meisten Kostüme sehr deutlich aus: Die Kelten greifen mit dem immerzu gleichen Personal stets an der gleichen Stelle an, so dass man sich zu Recht die Frage nach dem taktischen Geschick des Anführers stellt. Gleichwohl fallen besonders diese Kelten wie die Fliegen, und trotzdem greifen immerzu die gleichen Gesichter an. Leider lässt der Regisseur den Zuschauer nicht am Wunder des unerschöpflichen Personalersatzes teilhaben und verwehrt so modernen Armeen die Lösung für ein drängendes Problem. Dafür wird den Verteidigern erfolgreich, dem Zuschauer hingegen deutlich weniger effektvoll, durch mehrere Lagerfeuer eine wesentlich größere Anzahl von Kämpfern suggeriert. Wer genauer hinsieht (z. B. in der 41. Minute), bekommt zudem den Eindruck, dass Kelten fragwürdige Kriegslisten praktizierten. Da springt schon mal ein Krieger zur arglistigen Täuschung des Verteidigers regelrecht von der Leiter, nachdem ein für ihn bestimmter Stein einen Meter an ihm vorbei fliegt. Vermutlich erklärt sich dadurch aber das schier unerschöpfliche Reservoir an Kämpfern: Der Gesprungene stellt sich wohl einfach unten wieder an. Die Special Effects sind unfreiwillig erheiternd. Rauch ist auf eine Weise integriert, die jeder Anfänger am Computer in kaum geringerer Qualität hinkriegen dürfte, und einige Sequenzen sehen aus, als wären sie geradewegs aus einem Mittelalter-PC-Game kopiert und in den Film eingefügt worden. Das sieht nicht nur lächerlich und billig aus, es ist auch so: Einige Figuren bewegen sich, als würden sie mit einem Controller gesteuert.
Warum beim Endkampf wie in früheren Mantel-und Degenfilmen der Held zunächst am Rande der Niederlage steht, um dann seine Lage durch Kämpfen in Türmen und engen Gängen (früher auch gerne mal auf Tischen oder an Seilen, Kristalllüstern und Ähnlichem; alles mit dem Schwert, wohlgemerkt) etc. zu „verbessern“ wird wohl auf ewig Geheimnis der Filmemacher bleiben. Erstaunlich ist, dass zwei aus der Erfolgsserie „Game of Thrones“ sehr bekannte Gesichter in diesem cineastischen Abfall mitwirken: So zeigt sich „Lady Catelyn Stark“ (Michelle Fairley) neben „Dorea“ Roxanne McKee, bekannt aus der zweiten Staffel der genannten Serie. Während McKee wohl Geld brauchte und bis zum bitteren Ende durchhalten musste, scheidet Fairley im Film verfrüht freiwillig aus dem Leben, was ob des gezeigten durchaus verständlich ist. Kaum zu glauben, dass die anderen Darsteller bezahlt wurden: Mit Ausnahme des Burgherrn und der genannten Darstellerinnen haben hoffentlich alle anderen Darsteller für ihr Mitwirken in einem Kinofilm bezahlen müssen (grundsätzlich eine gute Idee für Crowd Funding). Insgesamt betrachtet ist Ironclad 2 eine Aneinanderreihung von nun wirklich nicht sehr spektakulären, dafür nach einer Weile abstumpfenden und ermüdenden Kampfszenen, die man in so ziemlich jedem anderen Ritter- oder Mittelalterfilm schon deutlich besser gesehen hat. Dazwischen, wohl um auf abendfüllende Spielfilmlänge zu kommen, wurde versucht, ein Minimum an Handlung einzuflechten, was das Ergebnis eher noch schlimmer macht. Man hätte nach den recht expliziten Gewaltdarstellungen des Vorgängers vermutet, dass der Regisseur versuchen würde, hier noch eine Schippe draufzulegen. Hat er nicht, eher eine drunter: Der zweite Film ist fast zahmer.
Bildqualität
Dem Film wurde eine Bildqualität zuteil, die er eigentlich nicht verdient.
- hohe Schärfe, mit wenigen Ausnahmen auch in Hintergründen
- sehr hoher Detailreichtum: jede Struktur in Steinen oder Holz ist nahezu perfekt erkennbar, in aller Regel sind Haare und Poren gut erkennbar
- selten in Totalen der englisch-schottischen Landschaften dezente Unschärfen in Hintergründen, vermutlich Fokussierungsfehler
- neutrale Farbgebung
- ausgewogener Kontrast
- guter Schwarzwert
Tonqualität
Auch tonal lässt sich die Veröffentlichung nicht lumpen, die Abmischung liegt in DTS HD MA 5.1 vor.
- gute bis sehr gute Surroundkulisse
- oft gut lokalisierbare direktionale Effekte
- insgesamt sehr gut ortbare Geräusche
- bei Beschuss der Burg mit brennenden Baumstämmen (!?) prägnanter, voluminöser und tiefreichender Bass
- Score drängt nicht in den Vordergrund, sondern begleitet das Geschehen eher unauffällig im Hintergrund
- perfekte Dialogverständlichkeit
Ausstattung
Die Ausstattung dieser Veröffentlichung mit Boni ist mehr als übersichtlich. Der Publisher hat noch eine Trailershow mit sechs Titeln beigepackt, die BD verfügt über ein Wendecover.
- Featurette „Battle for Blood“ 15:03 (nur in Englisch ohne Untertitel vorliegend)
- Trailer 1:30
Fazit
Audiovisuell kann die Veröffentlichung von Ironclad 2- bis aufs Blut als durchaus gelungen bezeichnet werden. Beim Bild sind kaum Mängel auszumachen, und die wenigen auffälligen sind eher auf Nachlässigkeiten des Kameramannes zurück zuführen denn auf Fehler im Quellmaterial. Die Bildqualität ist aber nicht nur Segen, sondern auch Fluch: Zu deutlich werden viele der amateurhaft eingefügten CGI sichtbar. Tonal passt der Track soweit, ohne am Status der Referenzen kratzen zu können. Die Extras sind im Umfang übersichtlich, was bei diesem Film aber ebenfalls mehr Segen als Fluch und sicherlich kein Verlust ist. Jonathan English hätte es lassen sollen. Wie Philipp Lahm hätte er auf dem Gipfel des (in seinem Falle ohnehin bescheidenen) Erfolges abdanken sollen. Mit seinem dritten Spielfilm, dem Vorgänger von Ironclad 2 – Bis aufs Blut hatte der Regisseur bis dato wohl den Zenit seiner Fähigkeiten erreicht; mit Ironclad 2- bis aufs Blut befindet sich English definitiv momentan wieder auf dem absteigenden Ast und schadet seinem durch den Vorgänger erwirkten, gar nicht mal so schlechten Ruf nachhaltig. Nähme sich der Film nicht so ernst, ginge er noch als Trash durch, so aber ist selbst Schund wie Bolls Schwerter des Königs fast besser. Aber nur fast. (pl)
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