The Big Red One (1980) Blu-ray

The Big Red One erzählt die Erlebnisse der First Infantry Division im zweiten Weltkrieg. Die Einheit durchlebt Kampfeinsätze von Nordafrika über Sizilien bis hin zu den Konzentrationslagern der Nazis in Falkenau. Der leitende Sergeant (L. Marvin) muss seinen Soldaten, wie den jungen und idealistischen Griff (M. Hamill), nicht nur als Anführer, sondern auch als Vorbild zur Seite stehen. Doch der Krieg kreiert keine Helden, sondern nur Überlebende. Samuel Fuller war sowohl Regisseur als auch Autor von The Big Red One. So basiert die Geschichte um die First Infantry Division auf seinen eigenen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Für mehr Aufsehen als die Handlung des Films sorgt aber bis heute die komplizierte Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte. Während Fuller ein langes Epos anstrebte, forderte der Vertrieb eine leichter verdauliche Fassung. Infolge entstand die Kinofassung mit 113 Minuten Spielzeit. Mit jener war Fuller bekanntermaßen niemals einverstanden. Erst nach seinem Tod 2004 erbarmte sich Warner: Produzent Richard Schickel durfte auf Basis des finalen Drehbuchs eine 162 Minuten lange Schnittfassung erstellen. Wermutstropfen der vorliegenden Blu-ray ist, dass zwar beide Versionen enthalten sind, nur die deutlich schlechtere Kinofassung liegt aber in HD vor. Letzten Endes hat man also die Wahl entweder bessere Bildqualität oder einen besseren Film zu konsumieren. Das ist ärgerlich und stuft diese Veröffentlichung leider herunter. Denn die HD-Kinofassung hat deutliche Probleme im Pacing. Die Charaktere wirken zum Teil stereotyp. Wichtige Szenen, die ihnen in der restaurierten Fassung mehr Profil geben, fehlen im Kino-Cut. Allgemein erscheinen etliche Passagen abgehackt und der Fluss der Handlung gibt sich hektisch und unelegant. Schaut man sich in aller Ruhe beide Fassungen von The Big Red One an, besteht schnell kein Zweifel daran, dass die restaurierte Version haushoch überlegen ist. Auch sie ist beileibe kein perfekter Kriegsfilm, fasziniert aber auf ihre eigenwillig Weise. So ist erstaunlich, was Fuller mit dem bereits 1980 verschwindend geringen Budget von 4 Mio. US-Dollar aus dem Stoff herausholen konnte. Zudem transportiert The Big Red One im Verhältnis zu vielen anderen Kriegsfilmen deutlich die Botschaft, dass es im Krieg keine Helden oder gar Idole gibt – es gewinnt nur, wer überlebt. Fans von dreckigen Kriegsfilmen mit Fokus auf den Charakteren sollten The Big Red One eine Chance geben. Ob dafür die Blu-ray notwendig ist, ist jedoch eine andere Frage: Die restaurierte Fassung ist heute die einzig logische Wahl – liegt aber leider nur in SD vor.

Leider wird die Bildqualität The Big Red One keineswegs gerecht. Speziell die Farben wirken sehr verwaschen, was sich mit schlechten Kontrasten und unterdurchschnittlichen Schwarzwerten zu einem enttäuschenden Endergebnis vermengt. Auch der Detailgrad bewegt sich selbst für eine Produktion aus den frühen 1980ern nur im unteren Mittelfeld. Selbst in Nahaufnahmen sehen die Gesichter der Schauspieler weichgezeichnet aus. Hautporen etwa in Mark Hamills Gesicht sucht man jedenfalls vergeblich. Es scheint, als habe Warner hier ein altes DVD-Master aus der Mottenkiste gefischt, was auch der Einsatz von Rauschfiltern, der teilweise zu stehenden Mustern führt, bestätigt. Deutlich schlechter sieht natürlich die inhaltlich bessere „restaurierte Fassung“ aus, welche leider nur in SD enthalten ist. Das ist wirklich schade, denn die Kinofassung ist eine enttäuschende Erfahrung, sobald man einmal die fast 50 Minuten längere Schnittfassung genossen hat. Letztere bietet aber lediglich die Qualität einer durchschnittlichen DVD.

Die deutsche Tonspur zur Kinofassung steht hier im Zentrum und liegt in Mono vor. Man sieht dem Film somit nicht nur sein Alter an, man hört es auch ganz deutlich. Die Dialoge stehen klar im Zentrum. Selbst wenn es eigentlich ordentlich knallen und rumsen sollte, geben sich die Bässe mehr als verhalten. Umgebungsgeräusche gehen oft unter und die Stimmen erdrücken selbst den Soundtrack von Dana Kaproff teilweise. Erstaunlicherweise klingt auch die verlustfreie, englischsprachige Stereo-Tonspur nur dezent besser. Insgesamt ist The Big Red One damit in der Kinofassung weder visuell noch akustisch ein Genuss. Angemerkt sei, dass die nur in SD vorliegende, restaurierte Fassung eine 5.1-Spur spendiert bekommen hat, die der Kinofassung überlegen ist. Es handelt sich allerdings um eine vollständige Neusynchronisation, über deren Qualität sich streiten lässt.

Die hier enthaltenen Extras entsprechen denjenigen, die 2005 auch auf der Special-Edition des Films auf DVD enthalten waren. Somit liegt das komplette Bonusmaterial in SD vor. Zur restaurierten Fassung gibt es auch einen Audiokommentar des Produzenten Richard Schickel. Die Doku „The Men Who Made the Movies: Sam Fuller“ beschäftigt sich fast eine Stunde lang mit dem 1997 verstorbenen Regisseur. In beinahe 50 Minuten geht es dann in „Der Wahre Ruhm: Die Restaurierung von The Big Red One um die Erstellung der restaurierten Schnittfassung. Zwölf Minuten nimmt sich „The Fighting First“ Zeit, um auf die wahren Hintergründe der im Film dargestellten Einheit einzugehen. Rund 20 Minuten kann man sich, wahlweise mit Audiokommentar, den Entstehungsprozess einzelner Szenen zu Gemüte führen. Weiterhin gibt es über eine halbe Stunde geschnittene Aufnahmen zu bestaunen. Einige Trailer und TV-Spots sowie ein Promo-Reel mit 30 Minuten Länge runden das Extrapaket gelungen ab.

The Big Red One sieht nach einem alten DVD-Master aus und liefert verwaschene Farben, schlechte Kontrast- und Schwarzwerte und einen generell sehr weichen Bildeindruck. Dass die inhaltlich wesentlich rundere restaurierte Fassung sogar nur in SD vorliegt, schmälert das Vergnügen zusätzlich. Die deutsche Mono-Tonspur der Kinofassung erweist sich als zweckmäßig, klingt aber selbst für einen Film von 1980 altbacken. Dafür liegt die Neusynchronisation der restaurierten Fassung in 5.1 vor. Wenigstens das Extramaterial, wenn auch komplett in Standardauflösung, fällt üppig aus. So klären die enthaltenen Dokus über die Entstehungsgeschichte der 2004er-Edition und die realen Hintergründe des Kriegsfilms auf. Eine Punktzahl zu vergeben ist angesichts der beiden enthaltenen Schnittfassungen schwierig. So wirkt die Kinoversion unfertig und gehetzt – erst die nach Fullers Tod entstandene, restaurierte Fassung überzeugt rundum. Gerade deswegen ist es umso ärgerlicher, dass jene nur in SD vorliegt. Im Ergebnis bleibt The Big Red One trotz oder vielleicht gerade wegen des geringen Budgets ein interessanter Kriegsfilm, der den Überlebenswillen der Soldaten ins Zentrum stellt. Leider kann man die Blu-ray nur denjenigen empfehlen, die nicht bereits die 2-Disk-DVD-Fassung von 2005 besitzen. Was Fans bleibt, ist die Hoffnung, dass Warner eventuell irgendwann in Zukunft auch nochmal die restaurierte Fassung in HD nachreicht. (anw) (weitere Reviews anzeigen)

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