Mit „Rio Bravo“ lieferte der legendäre Filmemacher Howard Hawks im Jahr 1959 ein Meisterwerk ab, welches nicht nur positiv aus seinem eigenen Genre, dem klassischen amerikanischen Western, heraussticht, sondern auch die Blaupause für zahlreiche spätere Filme lieferte. Was der Film zu bieten hat und wie sich die technische Seite der Disc schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Sheriff John Chance (J. Wayne) hat einen Mörder festgenommen und eingesperrt. Nun versucht der Bruder des Inhaftierten zusammen mit einer Reihe anderer Cowboys, sein Familienmitglied aus dem Gefängnis zu befreien. Gemeinsam belagern sie den Knast und wollen sich die Freilassung erschießen. Ein alter Freund, ein Säufer und ein jüngerer Scharfschütze stehen Chance zur Seite, um die Banditen aufzuhalten...
Die Handlung von Howard Hawks “Rio Bravo” passt im Grunde genommen auf einen Bierdeckel: Ein Böser Bursche wird eingesperrt, seine Freunde wollen ihn aus dem Gefängnis herausholen und der wackere Sheriff verhindert dies mit einer deutlich in der Unterzahl befindlichen Gruppe tapferer Recken. So weit, so simpel, und es wundert wohl niemanden, dass dieses Rezept in der Filmgeschichte immer und immer wieder neu aufgekocht wurde. So ist John Carpenters “Assault - Anschlag bei Nacht” grob betrachtet nichts anderes als ein gut gemachtes, in die damalige Gegenwart geholtes Remake von “Rio Bravo”, welches Carpenter einige Jahre später in “Ghosts of Mars” erneut aufgriff und in einen Science-Fiction-Action-Horrorstreifen verwandelte. Allerdings hat das Drehbuch von Leigh Brackett und Jules Furthman letztendlich dann doch noch mehr zu bieten, und macht “Rio Bravo” zu einer spannenden Angelegenheit, bei der Schwarz und Weiß zwar ganz klar und unmissverständlich skaliert werden und keinerlei Platz für Abgrenzungen bleibt, aber das macht nichts, denn auch wenn die Figuren sehr klischeehaft sind, fiebert man mit ihnen mit und kann sich gut in sie hineinversetzen.
In den Nebenhandlungssträngen bekommen wir mehr über die Hintergründe der handelnden Helden zu sehen, es gibt Liebesgeschichten, Streitereien und natürlich wird gesungen – immerhin sind mit Ricky Nelson und Dean Martin zwei weltbekannte Musiker mit von der Partie. So verfliegen die rund 2 ½ Stunden Laufzeit wie im Fluge, und wenn es am Ende zur Sache geht, fiebert man mit, selbst, wenn man den Film und den Ausgang kennt – und auch wenn nicht, ist der Ausgang relativ leicht vorherzusehen, denn immerhin haben wir hier einen amerikanischen Western vor der Nase, und dort gewinnt eigentlich immer das Gute, ganz gleich, wie stark auch die Bösen sind.
Nein, “Rio Bravo” ist sehr viel mehr als nur ein “guter” Western, der die Jahrzehnte überdauert hat und nichts von seinem Reiz verliert – er ist einer der BESTEN Western, die je gedreht wurden, zumindest auf amerikanischem Boden. Die Handlung ist spannend und bleihaltig, liebevoll und dramatisch, und selbst die mitten im Film eingestreuten Lieder wirken nicht albern oder deplatziert, sondern passen erstaunlich gut ins Geschehen. Dean Martin spielt einen Trinker und damit eine Rolle, die ihm nahezu auf den Leib geschrieben ist, Ricky Nelson ist der naive Frischling mit mehr Mut als Verstand und John “the Duke” Wayne ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Auch die übrigen Rollen sind hervorragend besetzt, die Spannungskurve ist gut, das Timing stimmt und die Aufnahmen, insbesondere auch die Außenaufnahmen in Old Tucson, sind eine wahre Augenweide. Perfektioniert wird das Ganze mit einer musikalischen Untermalung vom Feinsten. Ein Film für die Ewigkeit, den man sich immer und immer wieder ansehen kann, am besten in Begleitung.
Bildqualität
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Das feinkörnige Bild der beiliegenden Blu-ray Disc liegt im annähernd bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor. Die Schärfe bewegt sich dabei auf einem soliden Niveau und bildet auch kleinere Details überwiegend sauber ab, wobei Nahaufnahmen sogar häufig sehr gute Werte liefern, während Landschaftsaufnahmen mitunter etwas weicher und teilweise schwammig aussehen. Die Farben sind in kräftigen, leuchtenden Erdtönen gehalten und weitestgehend natürlich. Der Kontrast ist gut eingestellt und liefert sattes Schwarz, allerdings neigen helle Szenen leicht dazu zu überstrahlen. Altersbedingte Mängel sind selten und fallen nicht negativ ins Gewicht. Kurz gesagt: Eine solide, wenn nicht gar gute Blu-ray Umsetzung, die sich durchaus sehen lassen kann.
Tonqualität
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Der deutsche Ton liegt in Dolby Digital 1.0 vor und ist bestenfalls als zweckmäßig zu bezeichnen, leistet sich aber andererseits auch keine großen Ausfälle. Zumindest sind die Dialoge jederzeit gut verständlich und die wunderbare musikalische Untermalung von Dimitri Tiomkin klingt auch harmonisch. Die Umgebungsgeräusche besitzen eine gewisse Dynamik, allerdings wurden hier die Dialoge wie üblich stark priorisiert. Darüber hinaus befinden sich noch weitere Tonspuren und zahlreiche Untertitelspuren auf der Disc, die Sie bitte der Übersichtsseite entnehmen. Die deutsche Synchronfassung entstand bei der RIVA Synchron GmbH in München und ist mit Holger Hagen über Dean Martin, Ernst Konstantin über John Wayne, Hans Hessling über Walter Brennan und dem viel zu früh verstorbenen Gig Malzacher über Ricky Nelson hervorragend besetzt.
Ausstattung
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- Audiokommentar
- Ein Tribut: Howard Hawks’ Rio Bravo (33:23 Minuten)
- Old Tucson: Wo Legenden lebten (8:34 Minuten)
- Die Männer, die den Film schufen (55:02 Minuten)
- Kino-Trailer
Neben einem sehr informativen und hörenswerten Audiokommentar mit John Carpenter (der hier seine Inspiration für „Assault – Anschlag bei Nacht“ und „Ghosts of Mars“ fand) und Filmhistoriker Richard Schickel, enthält die Blu-ray Disc zwei informativ-unterhaltsame Dokumentationen, die sich ausführlich mit dem Film und dessen Entstehung beschäftigen und einen tiefen Einblick in die Arbeit des legendären Filmemachers Howard Hawks liefern. Hierbei kommen zahlreiche Filmemacher zu Wort, die von Hawks Schaffen beeinflusst wurden, und auch Hawks selbst kommt in Form von Archiv-Audiofiles zu Wort. Allein die beiden Dokumentationen rechtfertigen bereits die Anschaffung. Zu guter Letzt liefert das Kurzfeature „Old Tucson“ noch einen Überblick über die Legendäre Kulisse, die hier zum Einsatz kam.
Fazit
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Der Westernklassiker erstrahlt in einer ordentlichen Qualität, an der es nicht viel auszusetzen gibt. Akustisch muss man hingegen Abstriche machen. Das umfangreiche Bonusmaterial enthält sehenswerte Dokumentationen die für sich genommen bereits den Kauf rechtfertigen – allerdings bräuchte es einer derartigen Rechtfertigung gar nicht, da der Film für sich selbst spricht und auch heute noch ein sehenswerter, spannender und mitreißender Klassiker des Genres ist, der nichts von seinem Reiz verloren und zahlreiche Filmemacher inspiriert hat.
(Michael Speier)
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