Lange mussten die Fans des fiktiven CIA Agenten Jack Ryan nach Tom Clancy auf eine weitere Verfilmung warten. Nachdem Paramount bereits kurz nach Der Anschlag Interesse an einer weiteren Fortsetzung hatte und Sam Raimi als Regisseur vorgesehen war, wurden dennoch die ersten Pläne verworfen. Doch ab 2009 nahm das Projekt immer mehr Fahrt auf. Nachdem Kenneth Branagh auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, konnte letztendlich Jack Ryan: Shadow Recruit verwirklicht werden und erscheint nun auch auf Blu-ray für den Heimkino-Markt.
Story
Nachdem der Marine-Soldat Jack Ryan (C. Pine) bei einem Angriff in Afghanistan schwer verwundet wird, muss er in seiner Heimat erst mühsam wieder genesen. Dort lernt er nicht nur seine spätere Freundin Cathy (K. Knightley), sondern auch CIA-Agent Thomas Harper (K. Costner) kennen, der ihn für die Agency rekrutiert. Die kommenden Jahre soll er als Analyst an der Wall Street arbeiten, bis er zu seinem ersten Auslandseinsatz nach Moskau berufen wird, wo er als Spion dem einflussreichen Milliardär Viktor Cherevin (K. Branagh) auf den Zahn fühlen soll. Dieser hegt dunkle Pläne, denn Russland hat mit den Vereinigten Staaten immer noch eine Rechnung offen.
Nachdem 1990 mit Jagd auf Roter Oktober Alec Baldwin die Figur des Analysten spielen durfte, war es gerade Harrison Ford, der diesen Charakter in den beiden Filmen Die Stunde der Patrioten (1992) und Das Kartell (1994) bedeutsam formte. 2002 sollte Ben Affleck die Rolle in Der Anschlag übernehmen. Zwölf Jahre später ist nun Chris Pine (Star Trek: Into Darkness) an der Reihe, den smarten Agenten zu spielen und schlägt sich dabei sehr gut. Nachdem die bisherigen Filme der Reihe eher Thriller als Action Film waren, zeigt man sich in diesem Fall doch ein wenig Action-lastiger, wobei es dennoch keineswegs an Spannung mangelt. Allerdings sollte man nicht den Fehler begehen und den Film mit aktuellen Genrevertretern wie der Bourne Reihe, James Bond oder Mission Impossible vergleichen, denn dann wird die Enttäuschung gewiss groß sein.
Das ist letztendlich auch nicht der tatsächliche Grund, weswegen Jack Ryan: Shadow Recruit die großen Fußstapfen der vorherigen Filme der Reihe nicht ganz ausfüllen kann. Denn Regisseur und Darsteller Kenneth Branagh nimmt sich für die Charakterzeichnung des Protagonisten Jack Ryan sehr viel Zeit. Er zeigt ihn, wie er auf der Uni die Anschläge zum 11. September mit ansehen muss, bei seinem Einsatz in Afghanistan, in der Reha, bei der Anbandelung mit seiner künftigen Ehefrau Cathy oder seinen ersten Jahren als CIA Agent. Im Prinzip ist der ganze Film nahezu eine reine Charakterzeichnung von Jack Ryan, die seine Figur für etwaige Fortsetzungen prägt. Zwar wird dies auf eine unterhaltsame Weise dargestellt, lässt dafür aber Abwechslung vermissen. Vielen dürfte dabei auffallen, dass die Handlung dieses Films grundsätzlich auf keinem Buch Tom Clancys basiert. Lediglich einzelne Informationen zur Charakterbildung wurden übernommen. Dies stellt sich zum einen als Stärke mit Potential heraus, zugleich aber auch als Schwäche, denn gerade die toll recherchierten Geschichten des Schriftstellers, der zahlreiche Kontakte zum US-Militär pflegte, waren es, welche die Leinwandadaptionen so sehenswert werden ließen und eine Menge Charme besaßen. Zwar werden viele Elemente aufgegriffen, wie das scharfe analytische Denken Ryans oder die Rivalität zwischen den USA und Russland, aber dennoch wird nur ein guter, wenn auch gewiss nicht schlechter Unterhaltungswert geboten. Ob es eventuell ein Plus gewesen wäre, ebenfalls die Figur des Enforcers John Clark mit im Film zu integrieren, bleibt dabei rein spekulativ. Um den Cast nicht unerwähnt zu lassen: Neben Chris Pine liefern auch Keira Knightley, Kenneth Branagh und Kevin Costner eine gute schauspielerische Leistung ab, wobei vor allem Branagh als russischer Milliardär am meisten überzeugt.
Bildqualität
Das Bild schaut bis auf wenige Ausnahmen wirklich fantastisch aus. Nicht nur alleine, dass der leicht körnige Look (gedreht wurde standesgemäß auf Zelluloid) den Film organischer und weniger steril erscheinen lässt, bewegen sich Schärfe und Detailgrad auf einem sehr hohen Niveau. Das einzige wirkliche Manko sind die hin und wieder auftauchenden kurzen Unschärfen, die vermutlich aufgrund falsch gesetzter Fokuspunkte entstehen. Abgesehen davon leistet sich die HD-Umsetzung keinerlei Patzer. Die Farben sind stets natürlich, kräftig und klar bei sehr gut eingestelltem Kontrast. Der Schwarzwert liefert ein kräftiges Schwarz und bietet auch bei dunkleren Szenen bezüglich der Durchzeichnung keinen Grund zur Klage. Kompressionsspuren sind ebenfalls nicht aufgefallen.
Tonqualität
Leider muss der deutsch-sprachige Zuschauer mit einer Dolby Digital 5.1 Spur auskommen, die qualitativ nicht an das englische Pendant heranreicht, das in DTS HD Master Audio 5.1 auf die Disc gepresst wurde. In puncto Surroundaktivität gibt es dabei so gut wie nichts zu beklagen, da sämtliche Kanäle nahezu durchgehend mit dem Score sowie diffusen als auch direkten Hintergrundgeräuschen mit einbezogen werden. Doch gerade was die Dynamik und die Bässe anbelangt, machen sich deutliche Unterschiede bemerkbar, da das Original nicht nur deutlich natürlicher, sondern darüber hinaus auch erkennbar kräftiger (Stichtwort: Tiefbass und mittlerer Bass) abgemischt wurde, was sich gerade beim Finale bemerkbar macht. Abgesehen davon ist in beiden Varianten die Balance sehr ausgewogen, so dass auch die Dialoge durchgehend klar zu verstehen sind. Zwar ist der deutsche Ton weit davon entfernt schlecht zu sein, aber dass es besser geht, beweist die englische Originalspur sehr deutlich, die knapp an der Referenzmarke kratzt.
Ausstattung
- Audiokommentar mit Kenneth Branagh und Lorenzo di Bonaventura
- entfernte und erweiterte Szenen (HD; 5:03 min.)
- Jack Ryan: Der cleverste Typ im Raum (HD; 13:37 min.)
- Sir Kenneth Branagh: Der Zar des „Shadow Recruit“ (HD; 9:49 min.)
- Jack Ryan: Erst denken, dann handeln (HD; 5:19 min.)
- Alte Feinde sind zurück (HD; 21:13 min.)
Fazit
Die technische Umsetzung befindet sich wie bei einer aktuellen Produktion nicht anders zu erwarten auf einem hohen Niveau. Das Bild leistet sich aufgrund vereinzelter Unschärfen einen vermeidbaren Patzer und verfehlt die Höchstwertung nur knapp. Der deutsche Ton klingt nicht so überzeugend wie das englische Original, bietet aber dennoch eine gute Surroundkulisse sowie eine ausgewogene Abmischung. Das Bonusmaterial liegt komplett in HD vor und liefert einige interessante zusätzliche Informationen zum Film. Einstand für eine neue Jack Ryan Filmreihe betrachtet, bietet Jack Ryan: Shadow Recruit wirklich gute Unterhaltung, auch wenn sich Regisseur Kenneth Branagh dabei stark auf den Protagonisten konzentriert. Immerhin werden im Vergleich zu den bisherigen Filmen eine Action-lastigere Handlung sowie durchweg spannende Unterhaltung geboten, wobei auch die Schauspieler für zusätzliche Schauwerte sorgen. Zumindest besteht großes Potential für etwaige Fortsetzungen. (sah)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 & Dali Vocal / Rear: Dali Zensor 1