Heinz Rühmann ist eine Institution unter den deutschen Schauspielern. Der knapp nach der Jahrhundertwende, genauer gesagt 1902 auf die Welt gekommene Bayer spielte in über 100 Filmen mit, darunter bis heute bekannte Klassiker wie Die Feuerzangenbowle oder Charleys Tante. 1960 wurde in der schönen österreichischen Hauptstadt Wien die Geschichte rund um den braven Soldaten Schwejk verfilmt. Angelehnt ist der Film an das gleichnamige Buch des tschechischen Autors Jaroslav Hašek.
Story
Der kleine und leicht dickliche Schwejk (H. Rühmann) ist von Beruf Hundehändler. Damit ist ihm zwar kein Luxusleben vergönnt, für ein Bier und seine Wurst im Wirtshaus reicht es jedoch allemal. Mitten in diese kleine heile Welt bricht die Nachricht vom Ausbruch des Krieges herein. Es kommt wie es kommen muss, auch Schwejk wird trotz seines Rheumas ins Heer der K.u.K. – Monarchie eingezogen. Doch schon bei der ersten Musterung kommen Zweifel an seinem Leiden auf. Die Vermutung, einen reinen Drückeberger vor sich zu haben, liegt für die Verantwortlichen praktisch auf der Hand. Im Endeffekt hat er jedoch Glück und wird als Diener Oberleutnant Lukas (E. Stankonvski) zugeteilt. Dieser führt ein überschwängliches Leben voller Kartenspiele, Frauen und Alkohol. Auch Lukas hat es bis dato geschafft, sich dem Fronteinsatz zu entziehen. Doch er ahnt nicht, was ihm dank Schwejk alles wiederfahren wird.
Der brave Soldat Schwejk ist ein beliebtes literarisches Thema. Die Version mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle ist nicht die einzige Verfilmung, die es auf die Leinwand geschafft hat. Bekannt ist natürlich auch „Schwejks Flegeljahre“ mit Peter Alexander aus dem Jahr 1963 sowie die Miniserie „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ aus den 70ern mit Fritz Muliar. Letztere Fassung ist auch jene, die dem Original-Roman am nächsten kommt. Insofern sollte Rühmanns Interpretation mehr als „lose angelehnt“ angesehen werden. Regie führte Axel von Ambesser, der nach dem Zweiten Weltkrieg sicherlich einer der bekanntesten deutschsprachigen Regisseure war. Gedreht wurde wie schon angesprochen in Wien, Haupthandlungsschauplatz ist natürlich Prag. Obwohl einige Schilder an den Häuserfassaden ausgetauscht wurden, ist der wahre Drehort relativ schnell ersichtlich. Das Flair der ehemaligen Monarchie-Zeiten wird hervorragend wiedergegeben, ebenso passt das Mobiliar einwandfrei zur damaligen Zeit. Einzig die Eisenbahnwaggons, auf denen in Großbuchstaben „ÖBB“ steht, wirken etwas deplatziert. Zugeschnitten ist der gesamte Plot natürlich auf Schwejk und seine Beziehung zur Monarchie, zu sich selbst und natürlich zu seinem Freund und Vorgesetzten Oberleutnant Lukas.
Letzterer führt ein relativ wildes Leben. Die Damen an seiner Seite geben sich praktisch die Türklinke in die Hand. Er achtet penibel auf sein Äußeres und setzt alle möglichen Hebel in Bewegung, um nicht an die Front versetzt zu werden. Schwejk hingegen nimmt alle Dinge mehr oder minder als gegeben hin und bringt nicht nur seine Vorgesetzten aufgrund seiner ständigen Anekdoten zum Kochen. Unabhängig vom jeweiligen Themenbereich bedient sich Schwejk aus einem überaus üppigen Fundus diverser „Erfahrungsberichte“. Seinen Militärdienst erfüllt er mit stoischer Gelassenheit, und sei der Befehl auch noch so wiedersinnig oder gefährlich. An dieser Stelle ist auch die Kritik an der damaligen Befehlshierarchie zu bemerken. Jede Order wurde ohne jegliches Hinterfragen pflichtgemäß ausgeführt. Heinz Rühmann als Antiheld ist in bestechender Form, wobei die Rolle sicherlich nicht seine Allerbeste war. Die Dialoge mit Lukas sowie seine Verhaftung aufgrund des dringenden Verdachts der Spionage, sind auch heute noch genial und witzig, lassen jedoch die Kritik an der politischen und militärischen Führung relativ stark in den Hintergrund treten.
Bildqualität
- MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,33 : 1 – 16:9
- sehr klares und sauberes Bild
- so gut wie keine Verschmutzungen oder Fehler erkennbar, nur selten ist eine einzelne senkrechte Streifenbildung zu bemerken
- toller Kontrast
- sattes Schwarz, auch in dunklen Bereichen werden Details nicht verschluckt
- beachtliche Durchzeichnung sowie hoher Schärfegrad
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD MA 2.0
- leichtes Zischen bei s-Lauten
- kein Hintergrundrauschen oder andere Defekte feststellbar
- gut verständliche Dialoge, teils etwas blechern
- kleine Nebengeräusche werden gut und überraschend präzise wiedergegeben
- Dynamik in Ordnung
- musikalische Untermalung teilweise etwas schrill
Ausstattung
Leider sind keine Extras vorhanden.
Fazit
Technisch ist der Titel sehr gut geworden. Die Tonspur ist rauschfrei und sehr klar, das Bild wurde hervorragend restauriert. Bonusmaterial sucht man jedoch vergeblich. Der brave Soldat Schwejk ist sicherlich keine hochintellektuelle Kritik am damaligen K.u.K. –System. Ein paar Spitzen werden jedoch humoristisch verpackt und gut platziert. Insofern erhält man einen gut aufspielenden Heinz Rühmann in einer äußerst kurzweiligen Komödie. Die DVD kann somit ohne Bedenken ausgemustert werden. (maw)
Kaufempfehlung
Testgeräte
Beamer: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
Boxen: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620
FCR (SB), Teufel M5500 SW (Sub)
Mediacenter: HTPC