Die beiden finnischen Kriegsfilme Beyond the Front Line (2004) sowie die Fortsetzung Schlacht um Finnland aus dem Jahre 2007 von Regisseur Ake Lindman beleuchten den Zweiten Weltkrieg an der finnischen/russischen Front. Ersterer wurde bereits im Mai in HD released, letzterer erschien nun Mitte Juli auf Blu-ray. Gedreht wurde selbstverständlich in Finnland, die Hauptakteure – allesamt Finnen – sind in unseren Breiten eher unbekannt, dafür im Heimatland ziemlich namhaft (zum Beispiel Rauno Ahonen oder Riko Eklundh).
Story
Seitdem das deutsche Unternehmen Barbarossa – der Überfall auf die Sowjetunion – im Jahr 1941 seinen Anfang nahm, kämpft Finnland im Norden Europas ebenfalls den so genannten Fortsetzungskrieg gegen seinen übermächtigen Nachbarn. Aufgrund des erfolgreichen Zurückdrängens der Roten Armee zu Beginn, konnte die karelische Landenge (Ladoga See / Onega See – Fluss Svir) wieder von finnischen Truppen besetzt werden. Mehr als drei Jahre standen sich die Konfliktparteien anschließend in ihren Schützengräben in etwa gleichstark gegenüber ohne größere Kämpfe. Nach der Niederlage des Deutschen Reichs vor Moskau sowie in Stalingrad, vor allem aber der Verlust der Initiative aufgrund des Fehlschlages der Operation Kursk im Jahr 1943 sowie der immensen materiellen Überlegenheit der Sowjets, kollabierte die Front der Deutschen Wehrmacht 1944 fast vollständig. Nun rückte auch der finnische Frontabschnitt wieder mehr in den Mittelpunkt. Im Juni 1944 begann der Angriff der Roten Armee – die letzte große Schlacht um die Eroberung Finnlands.
Gleich vorweg – Schlacht um Finnland ist leider deutlich schwächer als der erste Teil. Beschränkte man sich in Beyond the Front Line noch auf die Geschichte einer einzelnen Einheit im Kampf hinter den feindlichen Linien, so fährt man in der Fortsetzung eindeutig große Geschütze auf. Das Gefühl, dass die Verantwortlichen so viel Inhalt wie möglich in den Plot hineinstopfen wollten, bestätigt sich spätestens nach der Begutachtung des Making-Ofs. Darin wird zugut deutsch bestätigt, dass die Geschichte eigentlich für drei Filme gedacht war, das Budget dies jedoch nicht möglich machte. So springt der Plot ständig zwischen mehreren Standorten und Einheiten umher. Vom Artellerie-Beobachter bis hin zum Panzerfahrer, vom Infanteristen bis zum Oberkommando – der Zuschauer erhält leider kaum die Möglichkeit, sich mit den Protagonisten zu identifizieren, mitzufiebern, ihre persönliche Geschichte kennenzulernen oder sich gar deren Namen zu merken. Insofern sieht man einen Haufen anonymer Soldaten, welche in bester Jogging-Manier heroisch in das feindliche Feuer laufen. Teilweise fallen die Darsteller schon tot um, noch bevor sie von Gewehr- oder Granatfeuer getroffen werden.
Generell sind die Gefechte nicht sonderlich gelungen. Dies liegt einerseits am Schnitt, aber auch am Ablauf der Kampfhandlungen, welche schlicht unrealistisch wirken. In bester Hollywood-Manier steigt eine Panzerbesatzung aus ihrem Koloss und metzelt ganz locker mit ein paar MG-Salven hunderte Rotarmisten nieder, die überhaupt nur als Statisten anzusehen sind und derartig unfähig wirken, dass wirklich die Frage aufkommt, wie diese „Stümper“ überhaupt den Krieg zu ihren Gunsten wenden konnten. Es ist schlicht respektlos, wenn der Gegner auf solch eine Weise dargestellt wird. Dafür aber hat man in Sachen Propaganda ganze Arbeit geleistet. Der Film wirkt wie ein Werbefilm für die finnische Armee. Verloren wird praktisch kein Wort über die deutsche Waffenhilfe, ohne denen ein Widerstand gegen die Rote Armee völlig undenkbar gewesen wäre. Zwar werden ein paar deutsche Sturmgeschütze und Flugzeuge gezeigt, insgesamt jedoch wirkt der ganze Ablauf im hohen Norden wie ein Alleingang oder eher Spaziergang der Finnen. Insgesamt wäre eine Fokussierung abermals auf lediglich eine Truppeneinheit und die Beleuchtung der Einzelschicksale die deutlich bessere Variante gewesen. Positiv zu erwähnen sind die Einblendungen der Landkarten, wodurch die Orientierung sehr vereinfacht wird. Erklärt wird allerdings nicht, warum bestimmte Orte oder Straßen unbedingt verteidigt werden müssen, beziehungsweise welchen taktischen Stellenwert diese Punkte besitzen.
Bildqualität
- MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,85:1
- erdige Farbgebung, Farben recht ausgewaschen
- flacher Kontrast
- Bild generell zu hell, selbst mitten in der Nacht sind Details in weiter Ferne, ohne Probleme zu erkennen
- Schärfe und Durchzeichnung während Panoramashots nur Mittelmaß – teilweise zu weich, Texturen oft etwas matschig
- Close-Ups doch deutlich besser, einige Aufnahmen richtig gut inklusive guter Detaildarstellung
- starkes und grobes Korn, Aufnahmen in Panzern beziehungsweise in Dunkelheit weisen ein deftiges Rauschen auf
Tonqualität
- deutsch und finnisch dts-HD MA 5.1
- leider nur mittelmäßige Dynamik – vor allem während Kampfszenen sind die Pegelunterschiede zwischen einer explodierenden Granate und normalen Dialogen viel zu gering
- gute Räumlichkeit während Gefechten inklusive vieler direktionaler Effekte, während ruhiger Abschnitten allerdings zu frontbezogen
- praktisch keine qualitativen Unterschiede zwischen O-Ton und Synchro, Dialoge wirken in Finnisch doch ein Stück natürlicher
- einwandfreie Dialogverständlichkeit
- Subwoofer leider nur selten gefordert – magerer Tieftonanteil
Ausstattung
- Making-Of
- Interviews mit Kriegsveteranen
- Trailer
Fazit
Leider bewegt sich der Film aus technischer Sicht nur im Mittelfeld. Beim Bild ist vor allem das teils extreme Korn und Rauschen anzuführen, dem Ton fehlt es ganz einfach an Dynamik. Die Extras sind alles in allem in Ordnung, eine kleine Doku zum Fortsetzungskrieg (wäre auch in Finnisch mit deutschen Untertitel völlig in Ordnung gewesen) sucht man leider vergebens. Schlacht um Finnland ist leider insgesamt nur mittelmäßig. Kameraführung, Schnitt aber auch der Plot sind einfach nicht besonders gelungen. Somit ist der Film wirklich nur für hartgesottene Genrefans geeignet, die ihre Sammlung komplettieren wollen. Alle anderen greifen besser zu „Beyond the Frontline“, welcher vieles besser macht. (maw)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620 FCR (SB)
Teufel M5500 SW (Sub)
HTPC