Super (2010) Blu-ray

Frank (R. Wilson) ist ein Versager, wie er im Buche steht: Ein lächerlicher Job als „Burgerbrater“ und eine Ansammlung von Demütigungen prägen ihn, einzig die Hochzeit mit seiner (ehemals drogensüchtigen) Frau Sarah (L. Tyler) und die Hilfe für einen Polizist sind nennenswerte Highlights in seiner tristen Leben. Als Sarah ihn dann für den Gangster Jacques (K. Bacon) verlässt, ist sein Leben endgültig ruiniert. Nach einer religiösen Vision in Form des lächerlichen christlichen Action-Helden „The Holy Avenger“ beschließt er, selbst ein Super-Held zu werden. Im Comicladen lässt er sich von der jungen Verkäuferin Libby (E. Page) Comics empfehlen, um sich für den Kampf zu rüsten. Als „The Crimson Bolt“ zieht er bald darauf mit einer Rohrzange bewaffnet durch die Straßen, um für „Gerechtigkeit“ zu kämpfen. Libby bekommt davon Wind und ist begeistert – sie will sich seinem Kampf sofort anschließen… Auch wenn der Trailer so wirkt, als sei Super eine Action-Komödie, gibt es hier leider nicht viel zu lachen, nimmt sich der Film doch immer wieder überraschend ernst und mutet stellenweise wie ein Drama an. Am ehesten geht der Film in den Momenten als humorvolle „Satire“ durch, in denen die amerikanischen christlichen Fundamentalisten ihr Fett weg bekommen, ist der christliche „Superheld“ The Holy Avenger doch herrlich überzeichnet. Leider sind die völlig schwachsinnigen „göttliche Visionen“ (riesige Tentakel schneiden Frank das Gehirn auf, sodass Gott ihn mit dem Finger berühren kann – was soll das?) dann der Grund dafür, dass Frank sich auf seinen gnadenlosen Feldzug gegen das „Verbrechen“ macht. Wenn Frank dann einem jungen Paar, das sich an einer Kinokasse vordrängelt, mit einer Rohrzange das Gesicht zu Brei schlägt, ist das allerdings eine Form von „Humor“, der mit dem Begriff „Gewöhnungsbedürftig“ noch nett umschrieben ist. Dabei versucht der Film, mit dramatischen Rückblenden, dem Charakter des Films eine gewisse Tiefe zu geben, was nicht nur erzählerisch völlig unpassend ist, sondern leider auch nicht den gewünschten Effekt erzielt: Im Grunde ist und bleibt Frank ein egoistischer Psychopath, der ohne Sinn und Verstand Spaß am Töten hat und mehr oder weniger drastisch Amok läuft. Sich mit so einem Charakter zu identifizieren, dürfe jedem normal denkenden Menschen ziemlich schwer fallen. Immerhin können die Schauspieler überzeugen: der starke Rainn Wilson ist wie gemacht für die Rolle des Versagers. Kevin Bacon bewegt sich zwar schwer an der Grenze zum Overacting, hat aber dafür einige wirklich tolle Momente. Besonders sticht Ellen Page hervor, die sich im Superheldkostüm als feuchter Traum aller Nerds präsentiert und ihren sexgeilen, permanent fluchenden und mordlustigen Charakter Libby überzeugend spielt. Der starke Cast ändert allerdings ebenso wenig wie der gelungene Soundtrack etwas daran, dass Super mit seinen eigenwilligen Tempowechseln, der seltsam unausgegorenen Stimmung, den teilweise extremen Gewaltdarstellungen und dem bewussten Brechen aller üblichen Filmkonventionen in der Summe scheitert. Nicht zuletzt aufgrund einiger wirklich verstörenden, regelrecht bösartigen und nicht wirklich witzigen (!) Szenen, dürfte Super den meisten Zuschauern schwer im Magen liegen, zumal man sich nach dem nihilistischen Ende (Friedrich Nitzsche hätte seinen Spaß damit gehabt) zwangsläufig fragen wird, was der Film - falls überhaupt - dem Zuschauer bitteschön sagen möchte.

• ACV-codiertes Bild im Ansichtsverhältnis von 1,85:1 (1920x1080p)
• komplett mit Red One 4K Digitalkamera aufgenommen
• meist sehr hohe Schärfe und sehr detailliertes Bild, vor allem in den Nahaufnahmen. Einige wenige Einstellungen fallen etwas weicher aus
• praktisch kein sichtbares Filmkorn, das Bild ist dadurch sehr klar und wirkt ziemlich plastisch
• sehr schöne, warme und gesättigte Farbgebung (besonders beeindruckend: das animierte Intro) mit tollem Schwarzwert
• keine Bildstörungen oder Kompressionsprobleme

Für einen Low-Budget Film sieht das Bild absolut hervorragend aus, hier gibt es nicht viel Anlass zur Kritik.

• deutsche und englische DTS-HD MA 5.1 Tonspur, qualitativ auf Augenhöhe
• in den ruhigen Szenen wenige Surround-Effekte, in den Action-Sequenzen angemessene Surroundkulisse und gute Räumlichkeit
• passender, recht aggressiver Bass bei Explosionen und Schüssen
• hervorragende Dialogverständlichkeit und ein Soundtrack, der sich sehr gut ins Gesamtklangbild einfügt

Bezüglich des Sounddesigns kann es Super nicht mit aufwendigen Action-Produktionen aufnehmen, schlägt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten aber mehr als ordentlich. Die Qualität der Blu-ray Tonspur ist gut.

• Audiokommentar des Regisseurs, der mit Herzblut fast jedes Detail der Produktion erläutert
• das macht den Film zwar nicht besser, trotzdem ist der Kommentar aber für interessierte durchaus einen Blick wert
• 18-Minütiges Making-Of in HD, das den üblichen Konventionen (Interviews, Aufnahmen vom Dreh usw.) folgt und nicht uninteressant ist
• mehrere Film-Trailer

Das Mediabook des Films verfügt über viele weitere Extras, lag uns hier aber nicht zum Test vor. Die Wertung bezieht sich auf die Single Blu-ray, die für sich genommen etwas mager ausgestattet ist, aber immerhin über einen guten Audiokommentar verfügt.

Technisch kommt Super trotz des geringen Produktionsbudgets auf einer sehr ordentlichen Blu-ray daher, die mit wirklich hervorragendem Bild und zumindest gutem Ton niemanden wirklich enttäuschen wird. Wer besonderen Wert auf Extras legt, sollte sich das Mediabook besorgen, den die Single Blu-ray kann, bezogen auf die Ausstattung, nicht besonders Punkten. Super ist ein „Love-it-or-hate-it“-Film, der sich nicht entscheiden kann, ob er Satire, Drama, Komödie oder Actionfilm sein möchte. Wirklich gut funktioniert keines der Elemente, zu unausgegoren ist das ultrabrutale, verstörend humorfreie und moralisch mitunter verwerfliche Gesamtpaket. Der Film ist gewissermaßen das Kontrastprogramm seines Titels. Wer offen für Filme weit abseits des Mainstreams ist, extrem schwarzen Humor mag und mit Superhelden-Comics generell etwas anfangen kann, mag einen Blick auf den Film riskieren können, für allen anderen stellt der thematisch ähnlich gelagerte, aber deutliche rundere Kick-Ass die bessere Alternative dar. (jos) (weitere Reviews anzeigen)

TV: Philips 40“ 8505 3D-Fernsehr Blu¬ray Player: Panasonic BDT110EG 3D AV¬Receiver: Onkyo 608 Boxensystem: Teufel System 5 THX Select