Mit der Fantasykomödie “Die Besucher” gelang Regisseur Jean-Marie Poiré im Jahr 1993 ein Überraschungshit, der insbesondere in seinem Heimatland, aber auch hierzulande eine enorme Fangemeinde besitzt und ein absoluter Publikumserfolg war. Fünf Jahre später folgte die Fortsetzung “Die Zeitritter – Auf der Suche nach dem heiligen Zahn”, welche erneut von Jean-Marie Poiré inszeniert wurde und im Grunde genommen eine Art Remake darstellt (ebenso wie das 2001 vom gleichen Regisseur und mit den gleichen Hauptdarstellern produzierte US-Remake “Just Visiting”, welches nicht in diesem Set enthalten ist). Im Gegensatz zum 2016 nachgeschobenen Abschluss der Trilogie “Die Besucher – Sturm auf die Bastille”, waren die ersten beiden Filme bislang hierzulande nur auf DVD erhältlich, doch das ändert sich nun, denn Tobis Home Entertainment bringt jetzt im Vertrieb von LEONINE alle drei Filme der Trilogie in einer Box in den Handel, womit die ersten beiden Filme der Reihe ihre deutsche Blu-ray Premiere feiern. Was die Filme zu bieten haben und wie sich die blauen Scheiben in technischer Hinsicht schlagen, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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"Die Besucher" (9/10)
Als Dank dafür, dass der edle Ritter Godefroy, seine Gefährlichkeit, seine Furchtlosigkeit, oder auch einfach Güllefrosch, der Verpetzte genannt, seinem König den Kopf und vielleicht mehr gerettet hat, darf er nun die schönste Frau des Landes freien. Unglücklicherweise gerät er auf dem Weg mit einer Hexe aneinander, die ihn dazu bringt, seinen zukünftigen Schwiegervater zu erschießen, den er mit einem Bären verwechselt. Glücklicherweise kennt der senile Zauberer Eusaebius einen Zaubertrank, der den Ritter in die Vergangenheit befördern soll, um das Unheil zu verhindern. Leider wirkt der Zaubertrank nicht ganz wie gewünscht, und Godefroy landet, gemeinsam mit seinem gerissenen Diener mitten im 20. Jahrhundert …
Der Film von Regisseur Jean-Marie Poiré darf mit Fug und Recht als Meisterwerk betitelt werden – auch, wenn man davon in der deutschen Fassung vieles nicht mehr mitbekommt. Im Original ist der Film ein wortgewaltiges Fantasyspektakel, welches auf zahlreichen Ebenen funktioniert, mit den Unterschieden zwischen der Ritterzeit und der Gegenwart spielt, dabei ohne Ende Gesellschaftskritik beinhaltet und mit den beiden Charakterdarstellern Jean Reno und Christian Clavier obendrein hervorragend besetzt wurde. Kein Wunder, dass diese fantastische Komödie bis heute einer der erfolgreichsten Filme des französischen Kinos ist. Die geschliffenen Dialoge, die aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit bereits zu zahlreichen Wortwitzen und Verwechslungen führen, ließen sich allerdings nur bedingt ins Deutsche übersetzten, weshalb man hierzulande einen anderen Weg einschlug; Wie bei den Bud Spencer und Terence Hill Filmen setzte man auf eine teils stark übertrieben alberne Synchronisation, die in jedem Satz ein albernes oder derbes Wortspiel enthält, alles in Lächerliche zieht und den Film wie eine Schenkelklopfer-Klamotte aussehen lässt. Teilweise schießt der Film derart über das Ziel hinaus, dass er in dieser Version ausgesprochen anstrengend wird, wenn man keine extreme Vorliebe für derartige Kalauer besitzt. Dennoch verhalf gerade diese übertriebene Art dem Film dazu einen enormen Kultstatus aufzubauen, der bis heute zahlreiche Anhänger hat. Die einige Zeit später erschienene neue Synchronfassung, die sich mehr am Original orientierte und deutlich ernster ausfiel, fiel indessen beim Publikum durch, obwohl sie neben ihrer Treue zum Original über ausgesprochen fähige Synchronsprecher wie etwas Peer Augustinski über Jean Reno verfügte. Beide Synchronfassungen sind auf der Blu-ray Disc enthalten, so dass man sehr gut vergleichen und die Unterschiede erkennen kann – man bekommt also im Grunde genommen zwei unterschiedliche Filmversionen des Titels. Leider ist der Film nach wie vor gekürzt, wenn auch nur um eine einzige, im Grunde genommen unbedeutende Szene am Anfang, in welcher ein Ritter im Kampf seinen Kopf verliert.
"Die Zeitritter" (6/10)
Der zeitreisende Ritter Godefroy de Montmirail ist in arger Bedrängnis: Sein heimtückischer Knappe ist mit dem kostbaren Familienschatz, dem heiligen Zahn der seligen Rolande, ins 20. Jahrhundert ausgebüchst. Diese bizarre Reliquie sichert seit Generationen den Fortbestand der Familie, garantiert sie doch ihren weiblichen Besitzern ausgesprochene Gebärfreudigkeit. Und da der Ritter zufällig gerade auf Freiersfüßen wandelt, will er das Kleinod natürlich um jeden Preis wieder haben. (Pressetext Tobis Home Entertainment/LEONINE)
Die fünf Jahre später erschienene Fortsetzung bedient sich einer ähnlichen Ausganssituation und wenn man böse wäre, könnte man fast sagen, es handle sich eher um ein Remake, als um eine Fortsetzung, die nun mit besseren technischen Mitteln und einem höheren Budget gesegnet die gleiche Geschichte erneut erzählt. Allerdings ist dem nicht ganz so, denn auch wenn sich einiges wiederholt erzählt der Film die Geschichte des ersten Teils weiter, und weist auch einige Charakterentwicklungen auf, die sich insbesondere auf die Rolle des Knappen niederschlagen. Leider erreicht der Film dabei nicht einmal annähernd den feinen Witz und die Gesellschaftskritik des Vorgängers, sondern konzentriert sich vielmehr auf Slapstick und Albernheiten – diesmal auch im französischen Original. Das mag man gut finden oder auch nicht, Fakt ist jedenfalls, dass dieser Film auf seine Weise auch noch recht unterhaltsam ist, aber eben deutlich plumper und oberflächlicher bleibt.
"Die Besucher – Sturm auf die Bastille" (3/10)
Man möchte meinen, dass Ritter Godefroy (J. Reno) und sein Diener Jacquouille (C. Clavier) aus ihren Erfahrungen gelernt haben und Fehler nicht wiederholen, doch damit liegt man völlig daneben. Die beiden haben es tatsächlich ein weiteres Mal geschafft, eine Zeitreise anzutreten, und das obwohl sie bereits 2 Mal im 20. Jahrhundert waren und sich dort alles andere als souverän angestellt haben. Dieses Mal setzen die beiden noch einen drauf und landen im Jahr 1793 mitten in der Französischen Revolution. Das Land im Umbruch, die Menschen in Aufruhr und mitten drin die beiden Chaoten aus der Zukunft, die es noch nicht einmal hinbekommen ihre schlechten Angewohnheiten abzulegen. Wird es den beiden trotzdem gelingen, ein drittes Mal aus dem Schlamassel zu entkommen?
Der Abschluss der Trilogie wurde von uns bereits hinreichend besprochen. Die entsprechende Rezension finden Sie hier.
Bildqualität
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Die Qualität der drei Filme entspricht leider nicht einmal im Entferntestem dem, was man sich von einer aktuellen Blu-ray erhoffen würde. Lediglich der inhaltlich eher durchwachsene dritte Teil der Trilogie erreicht Werte, die dem Medium würdig sind. Da es sich auch hierbei um ein Repack handelt, verweisen wir an dieser Stelle auf die bereits vor einiger Zeit veröffentlichte Rezension, welche Sie hier nachlesen können.
Teil 1 und 2 weisen hingegen zahlreiche Mängel auf, wobei die Restauration noch weitestgehend das geringste Übel ist. Altersbedingte Beschädigungen, Verschmutzungen und ähnliches wurden entfernt. Leider wirken die ersten beiden Filme im Großen und Ganzen dennoch wie gut hochskalierte DVDs; Die Schärfe bewegt sich auf einem durchschnittlichen Niveau und weist immer wieder Unschärfen auf, die Farben wirken blass und kraftlos und er Kontrast ist auch nicht ganz optimal eingestellt. Dunkle Flächen wirken grau, aber nie Schwarz, hellen Flächen fehlt es hingegen an Strahlkraft. Kurz gesagt: Die Qualität der ersten beiden Filme lässt zu keiner Zeit erkennen, dass sich hier eine Blu-ray Disc im Player dreht. Andererseits waren die DVDs aus dem Jahr 2009 im Vergleich deutlich schlechter, weshalb sich ein Upgrade in diesem Fall definitiv lohnt, auch wenn das Endergebnis nicht das ist, was man sich erhofft hätte.
Tonqualität
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Sowohl "Die Besucher" als auch "Die Zeitritter - Auf der Suche nach dem heiligen Zahn" liegen in der deutschen Synchronfassung (respektive in den deutschen Synchronfassungen, denn bei "Die Besucher" sind, wie bereits erwähnt, beide Synchronfassungen mit an Bord) nur in dts-HD Master Audio 2.0 vor. Die französischen Tonspuren liegen ebenfalls in dts-HD Master 2.0 vor, wobei Teil 1, also "Die Besucher" obendrein noch eine 5.1 Abmischung erhalten hat, die aber im Großen und Ganzen eher unauffällig bleibt und die hinteren Kanäle nur selten ins Geschehen mit einbezieht. Die Dialoge sind in allen Fassungen gut und klar verständlich und klingen verhältnismäßig frisch. Bei den Umgebungsgeräuschen sieht das allerdings schon wieder anders aus, denn diese sind oftmals zu leise abgemischt und stellenweise überhaupt nicht zu hören. Gut zu bemerken ist dies bei der Ankunft in unserer Zeit, wenn Godefroy und sein Diener das Postauto zerlegen. Hier hört man manche Schläge gar nicht und auch ansonsten fehlt es hier an allen Ecken und Enden. Die Musik bleibt ebenfalls sehr wechselhaft und ist stellenweise zu laut, in anderen Szenen fast nicht hörbar abgemischt. Hier hätte es deutlich mehr Feinarbeit oder einfach nur etwas Bearbeitung benötigt, die man sich offenkundig gespart hat.
Was die Akustik des dritten Teils angeht, möchten wir auf das bereits vorhandene Review verweisen.
Ausstattung
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Während man bei den ersten beiden Filmen auf Bonusmaterial verzichtet hat (mit Ausnahme der beiden Synchronfassungen bei Teil 1, welche explizit als Bonusmaterial deklariert werden) enthält Teil 3 das gleiche Bonusmaterial, welches bereits auf der Blu-ray Einzelveröffentlichung enthalten war. Dabei handelt es sich um ein knapp halbstündigen „Making Of“, in welchem die Hintergründe des Films und dessen Daseinsberechtigung erläutert werden, womit das „Making of“ ein gutes Stückweit auch den Zweck eines Werbefilms erfüllt. Besonders tragisch ist hierbei, dass die DVD-Veröffentlichungen seinerzeit Outtakes, Interviews, Behind-The-Scenes Material und ähnliches enthielten, die hier nicht mehr enthalten sind.
Fazit
So löblich und erfreulich es auch ist, dass die beiden ersten Filme von Jean-Marie Poirés Zeitreise-Trilogie endlich hierzulande auf Blu-ray Disc veröffentlicht werden, so ernüchternd ist auch leider die Umsetzung. Teil 3 war und ist seit Jahren erhältlich und dürfte bereits in zahlreichen Filmsammlungen vorhanden sein - aber das ist noch das geringste Übel. Die Qualität, in der man uns die ersten beiden, deutlich besseren Titel der Reihe, präsentiert, ist leider weit von dem entfernt, was man sich wünschen würde, und was (zumindest der erste Film) verdient hat. Es ist erstaunlich und traurig, dass der Film, bei dem es sich immerhin um einen der erfolgreichsten (und besten!) französischen Filme aller Zeiten handelt, derart Stiefmütterlich behandelt wird. Teil 2, der qualitativ deutlich abfällt, liegt in einer ähnlichen Qualität vor, und lediglich der grottenschlechte Abschluss der Trilogie schaut so aus, wie man es von einer aktuellen Blu-ray Disc erwarten darf. Zudem ist der erste Teil der Reihe nach wie vor um eine Szene gekürzt, was ebenfalls ein Unding darstellt, aber nicht anders zu erwarten war. Im Gegensatz zur DVD bietet die Blu-ray Umsetzung zwar eine enorme Verbesserung, aber dennoch bleibt leider noch reichlich Luft nach oben. Gerade angesichts des 30 Jährigen Jubiläums des Films, hätte man sich etwas mehr Mühe geben können. So schmeckt das Ganze ein wenig danach, als wollte man aus dem Film schnell und möglichst ohne großen Aufwand Geld herausschlagen.
(Michael Speier)
(weitere Reviews anzeigen)
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