Katzenmenschen (1942) Blu-ray

Im Zoo lernt die junge Serbin Irena Dubrovna (Simone Simon) den Geschäftsmann Oliver Reed (Kent Smith) kennen und verliebt sich in ihn. Zwar heiraten die beiden bald darauf, aber Irena verweigert sich ihrem Ehemann, da in ihrer Heimat eine alte Legende besagt, dass sich die Frauen ihres Dorfes bei Erregung in ein Raubtier verwandeln und den Mann töten. Oliver glaubt seiner Frau nicht und bringt sie in die Obhut eines Psychiaters (Tom Conway). Ihr Mann hingegen sucht Trost bei seiner Kollegin Alice (Jane Randolp), wodurch Irenas Eifersucht geweckt wird ... “Katzenmenschen“ wartet mit einigen für die Entstehungszeit ungewöhnlichen Punkten auf, die auch aus heutiger Sicht noch den einen oder anderen verwundern dürften. Zum einen wäre da die Prämisse des verheirateten aber enthaltsamen Ehepaars, wobei der Grund für die Verweigerung seitens der ausländischen Frau in der Angst vor einer serbischen Volkssage begründet liegt, die im modernen New York der damaligen Gegenwart so fremd und unglaublich erscheint wie heute. Nun wäre es ein leichtes gewesen dem Zuschauer den wahren Kern dieser Angst optisch zu präsentieren, aber gerade der Verzicht darauf, alles in deutlichen und eindeutigen Bildern zu zeigen, macht „Katzenmenschen“ auch heute noch zu einem Highlight des phantastischen Films. Letztendlich bleibt vieles der Phantasie des Zuschauers überlassen. Genau mit dieser Art des Nicht-zeigens machten sich Val Lewton und Jaques Tourneur einen Namen und gingen mehr oder weniger in die Filmgeschichte ein, zumindest aber erarbeiteten sie sich damit einen Namen im Genre des Horrorfilms, und selbst heute noch werden Stilmittel und Kniffe kopiert. So sehen wir im hier vorliegenden Titel den vermutlich ersten Einsatz eines heute so bezeichneten „Jumpscares“, welcher damals als Reminiszenz auf den ersten Einsatz eines derartigen Filmtricks als „Lewton Bus“ bezeichnet wurde. War die Kritik zur Erstaufführung auch gemischt, so spielte der Film doch binnen kürzester Zeit seine enorm geringen Kosten um ein Vielfaches wieder ein und ebnete den Weg für weitere Produktionen dieser Machart: Kurze Laufzeit, geringes Budget und ohne explizite Darstellungen von Gewalt. Ein Erfolgsrezept, dass mit „Katzenmenschen“ seinen Anfang nahm. Der Film gilt heute als Meisterwerk, gehört zu den bedeutendsten Vertretern des Genres, und wurde als „kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam“ in das National Film Registry aufgenommen. Es folgten mehrere Fortsetzungen und ein Remake mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle, doch keiner der Nachfolger konnte der Klasse und dem Inszenierungsstil des Originals auch nur ansatzweise gerecht werden. Bis zum fulminanten und erschreckenden Finale, welches – nach Vorgabe von Lewton – bereits nach etwas mehr als einer Stunde stattfindet, bekommen wir eine auch heute noch ausgezeichnete Charakterzeichnung der Hauptfiguren zu sehen, eine sich langsam steigernde Furcht vor dem Unbekannten und zahlreiche Momente voller Atmosphäre. Die Szene im Schwimmbad beispielsweise ist ein herrliches Beispiel dafür, wie leicht man mit dem Spiel aus Licht und Schatten und dem gezielten Einsatz von Geräuschen Angst erzeugen kann, die einen packt und nicht mehr loslässt. Allerdings solle man hier keineswegs einen klassischen Monsterfilm erwarten, bei dem in Nahaufnahme Gräueltaten gezeigt werden, denn wie bereits erwähnt, war es das Ansinnen von Val Lewton genau das Gegenteil der einschlägigen Universal-Titel zu präsentieren. Und so spielt sich fast alles im Kopf des Zuschauers ab. Das mag dem einen vielleicht zu wenig sein und den anderen mitunter überfordern, aber lässt man sich darauf ein, erlebt man die Grundessenz eines Grusels, den es heute in dieser Art kaum bis gar nicht mehr gibt.

Das nahezu glasklare Schwarz-Weiß-Bild befindet sich im Ansichtsverhältnis von 1,33:1 auf der Disc und sieht wahrlich prachtvoll aus. Die einzelnen Grauschattierungen gehen perfekt ineinander über und zeichnen ein Bild, das kaum besser sein könnte, gerade wenn man das Alter von rund 80 Jahren und das sehr geringe Budget von 150.000 Dollar in die Rechnung mit einbezieht. Die Schärfe ist in vielen Szenen vorbildlich, während – wie damals üblich – die Nahaufnahmen der Damen ein wenig weicher, leicht weichgezeichnet sind. Altersbedingte Mängel gibt es nahezu keine, und der Einzige Fehler, auf den an dieser Stelle hingewiesen wird, der aber nicht in die Bewegung mit einfließt, ist ein kleiner „Bildhopser“ in der Restaurantszene in der 42. Minute. Möglicherweise lag das aber auch an der Testdisc, die zum Vergleich auf zwei Playern abgespielt wurde und in beiden Fällen besagtes Fehlerchen aufwies.

Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master Audio vor. Die deutsche Tonspur in 2.0 Mono, die englische in 1.0. Optional lassen sich Untertitel in beiden Sprachen zuschalten. Der deutsche Ton klingt sehr sauber, fast schon steril, mit sehr dynamischen Umgebungsgeräuschen und glasklaren Stimmen. Die Musik von Ray Webb klingt hingegen ein kleinwenig dumpf. Die englische Sprachfassung wirkt im Vergleich deutlich angestauber, aber auch wesentlich authentischer und wärmer. Simone Simon wird in der deutschen Synchronfassung von Angela Stresemann gesprochen, deren Stimme deutlich härter und brachialer klingt als Simons zierliches, niedliches Originalstimmchen. Über Ken Smith hören wir Volkert Kraeft, Tom Conway erhielt die deutsche Stimme von Hans Sievers und Susanne Beck spricht Jane Randolph.

- 2 Audiokommentare - Interview mit Jacques Tourneur (26:37 Minuten) - Interview mit John Bailey (16:58 Minuten) - Deutscher Vor-/Abspann - Originaltrailer - Deutscher Trailer Das Bonusmaterial besteht aus zwei Interviews – einem zeitgenössischen mit Regisseur Jacques Tourneur und einem aktuelleren mit John Bailey. Darüber hinaus wurden dem Film noch zwei sehr informative und hörenswerte Audkommentare spendiert, einmal von Filmhistoriker und Horrorexperte Dr. Rolf Giesen und einen weiteren von Regisseur Lars Dreyer-Winkelmann – beide in deutscher Sprache und über das Bonusmenü aufrufbar, nicht über die Tonauswahl. Abgerundet wird das Bonusmaterial mit einigen Trailern zu Titeln aus dem Programm des Publishers, sowie aus dem Trailer zum Hauptfilm in deutscher und englischer Sprache, sowie dem alten deutschen Vor- und Abspann. Als weiterer Bonus liegt dem Keep Case ein umfangreiches und informatives, aber auch großzügig bebildertes Booklet bei, welches einige Hintergrundinformationen bietet. Das Keep Case selbst steckt, wie üblich bei Titeln von „Filmjuwelen“ in einem stabilen Schuber. Der FSK-Aufkleber befindet sich auf der Einschweißfolie und das Keep Case ist mit einem Wendecover ausgestattet.

Der Film zählt zu den richtungsweisenden Horrorfilmen und wird allgemeinhin als Meisterwerk anerkannt, und dass, obwohl er auf vieles verzichtet, was einen Horrorfilm damals wie heute auszeichnet. Die Handlung ist kurz und knackig, verzichtet auf explizite Darstellungen und lässt den Horror im Kopf des Zuschauers entstehen, während die Kamera unheilvolle Schattenspiele einfängt und den ersten Jumpscare der Filmgeschichte präsentiert. Ein Film, der in keiner gutsortierten Horrorfilmsammlung fehlen darf. Vor allem, weil auch die Veröffentlichung hervorragend gelungen ist. Glasklares Bild und gut verständlicher Ton, einige interessante und informative Extras und als i-Tüpfelchen mit Booklet und Schuber. Was will man mehr? (Michael Speier) (weitere Reviews anzeigen)

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