Liebe auf den ersten Biss Blu-ray

Graf Dracula (George Hamilton) hat es nicht leicht. Zuerst wird er von der kommunistischen Partei Rumäniens aus dem eigenen Schloss gejagt und dann müssen er und sein insektenfressenden Diener Renfield feststellen, dass sie ein Relikt längst vergessener Zeiten sind, vor denen sich niemand mehr fürchtet. Zu allem Überfluss ist der Graf auch noch in das Fotomodel Cindy (Susan Saint James) verliebt, und so reist er nach Amerika, um die Liebe seines Lebens zu erobern. Unglücklicherweise entpuppt sich diese als äußerst schwierige Person und darüber hinaus hat ihr Psychiater Dr. Rosenberg (Richard Benjamin) ebenfalls ein Auge auf die junge Dame geworfen - und dieser ist ein direkter Nachfahre des Vampirjägers Van Helsing… Ausgerechnet George Hamilton, der stets für seine makellose und beinahe schon übertriebene Bräune berühmt war, schlüpft in die Rolle des untoten Vampirkönigs und kokettiert mit seiner charmanten Art, wobei er nicht nur den Fürsten der Finsternis, sondern gleichzeitig auch sich selbst auf den Arm nimmt. Genau deshalb ist der Film und der ihm innewohnende Humor auch so gut, weil er eben nicht einfach nur plump und albern ist, sondern vor allen Dingen auch augenzwinkernd und selbstironisch. Doch nicht nur Hamilton nimmt sich selbst aufs Korn, auch seine Filmpartnerin Susan Saint James parodiert ihr Modelleben und ihre Karriere, indem sie alle Masken fallen lässt und dem Zuschauer – und dem einigermaßen entsetzten Grafen – einen nüchternen Blick hinter die Kulissen beschert. Der größte Humorfaktor ist allerdings das Zusammenspiel von Hamilton und Arte Johnson, der in der Rolle des insektenfressenden, buckelnden Dieners Renfield jeden einzelnen Satz zu einem komödiantischen Schmankerl macht, indem er seinen Herrn mit stets zur Situation passenden Huldigungen anspricht und in jeder möglichen Situation als Sonderling brilliert. Ja, der Film macht Spaß, ist enorm witzig und dabei dennoch harmlos, so dass man ihn problemlos mit der ganzen Familie anschauen und sich köstlich amüsieren kann. Vor diesem Grafen Dracula hat wahrlich niemand mehr Angst, und wenn er als Klassischer „Fish out of Water“ durch New York stolziert und an bessere Zeiten zurückdenkt, während der trottelige Vampirjäger von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen springt und grandios daran scheitert dem „Unhold“ den Garaus zu machen, dann kommt man aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Ob Dracula mit der politischen Entwicklung konfrontiert wird und nun aufgrund seiner aristokratischen Herkunft der neue Klassenfeind ist, der Graf eine Beerdigung in Harlem crasht, oder ob er die Auswirkungen zu spüren bekommt, wenn er einen Betrunkenen beißt - der Film strotzt nur so vor genialen Einfällen, die einen immer wieder zum Lachen bringen. Es gibt viele Dracula-Filme und es gibt viele Parodien, aber diese hier, gehört auch nach fast 45 Jahren zu den Besten.

Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und schaut dem Alter entsprechend gut aus. Die Schärfe ist durchgängig auf einem hohen Niveau, auch wenn es keine echten Highlights zu nennen gibt. Die Farben sind satt und kräftig, der Kontrast gut eingestellt und auch in dunklen Szenen erlaubt sich die Präsentation keine großartigen Mängel. Altersbedingte Fehler, Beschädigungen, Verschmutzungen und ähnliches wurden, mit Ausnahme einer weniger Pixelblitzer, fast vollständig entfernt. So entsteht unterm Strich ein Seherlebnis, an dem nicht viel auszusetzen gibt.

Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache in LPCM 2.0 vor, wobei die deutsche Tonspur gleich doppelt vorliegt – einmal in der alten Kinosynchronisation, die unter der Dialogregie und nach einem Dialogbuch von Arne Elsholtz bei der Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke entstand, und in der Elsholtz in mehreren kleineren Rollen selbst ans Mikro trat. Über George Hamilton hören wir hier Claus Wilcke, Harry Wüstenhagen lieh Richard Benjamin seine Stimme und wenn Susan Saint James den Mund öffnet, hören wir hier Viktoria Brams. Darüber hinaus befindet sich auch noch die inzwischen etwas bekanntere TV-Synchro mit Madeleine Stolze über Susan Saint James, Michael Brennicke über George Hamilton, Arne Elsholtz über Richard Benjamin und Thomas Fritsch über Dick Shawn mit auf der Disc. Die Kinosynchronisation ist dabei aus mehrerlei Hinsicht vorzuziehen. Zum einen klingt sie deutlich angenehmer, harmonischer und allgemein besser als die etwas sterile TV-Synchronisation, und zum anderen sind die Sprecher deutlich besser, auch wenn in der TV-Version namhafte und bekannte Stimmen erklingen.

Im Bonusmaterial finden wir leider nur den Originaltrailer zum Film, sowie ein paar Trailer zu anderen Titeln des Publishers. Dafür wurde der Veröffentlichung ein Wendecover mit alternativem Coverartwork ohne FSK-Siegel spendiert.

Qualitativ ist die Blu-ray Disc absolut in Ordnung und zeigt sich in Bild- und Tonqualität auf einem soliden Niveau, welches keinen Anlass zur Kritik bietet. Leider wurde auf Bonusmaterial verzichtet, was die Gesamtnote natürlich ein wenig nach unten drückt. Der Film selbst bietet auch heute noch einen entwaffnenden, warmherzigen Humor mit allerlei Spitzen auf das Genre, und ist die vermutlich beste Dracula-Parodie der Filmgeschichte. Für Freunde des harmlosen Humors ist dieser Film daher uneingeschränkt zu empfehlen. (Michael Speier) (weitere Reviews anzeigen)

Panasonic TX-L47ETW60 Sony UBPX700 Sony HT-S20R