Die bis heute beliebte Produktionsgesellschaft Hammer machte sich vor allem auch Dank der zahlreichen und zumeist gelungenen „Dracula“-Verfilmungen mit Christopher Lee und Peter Cushing einen Namen, doch noch bevor die beiden legendären Darsteller als Dracula und Doktor Van Helsing aufeinander losgingen, standen die beiden als Baron Frankenstein und dessen Monster gemeinsam vor der Kamera. Auch diese Reihe brachte es auf sechs Filme, wobei Christopher Lee lediglich im ersten als Monster in Erscheinung trat und Peter Cushing im fünften Teil der Reihe (Frankensteins Schrecken, 1970) in seiner Rolle als Baron Frankenstein aussetzte. Der erste (und beste) Teil der Reihe, Frankensteins Fluch aus dem Jahr 1957, entstand unter der Regie von Terence Fisher, wurde im Januar von Hansesound im Vertrieb von Soulfood erstmals in Deutschland als Blu-ray Version im Mediabook veröffentlicht. Nun legt man auch die Keep Case Variante nach. Was der Film zu bieten hat und wie sich die technische Umsetzung der blauen Scheibe im Test schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Baron Victor Frankenstein (Peter Cushing) ist von dem Gedanken besessen den Tod zu besiegen und den perfekten Menschen zu erschaffen: Mit den Händen eines Bildhauers und dem Gehirn eines Genies. Mit der Hilfe seines ehemaligen Hauslehrers und Freundes Paul Krempe (Robert Urquhart) kreiert er aus Leichenteilen einen Körper, den er mittels Elektrizität wiedererwecken will. Zwar gelingt das Vorhaben, doch das Wesen (Christopher Lee) ist unberechenbar und nicht zu kontrollieren. Schon bald gelingt Frankensteins Schöpfung die Flucht und das Unheil nimmt seinen Lauf...
Das Hammer es mit den literarischen Vorlagen nicht allzu genau nimmt dürfte bei Fans bekannt sein und die Wenigsten stören. Anders verhält es sich auch nicht bei der hier vorliegenden ersten Hammer-Verfilmung des „Frankenstein“-Themas nach dem weltberühmten Roman von Mary Shelley. Lediglich die Tatsache, dass ein Mann namens Frankenstein aus Leichenteilen einen neuen Menschen zusammenbaut und diesen zum Leben erweckt, wurde bei dieser Verfilmung beibehalten. Der Rest stammt aus der Feder des bekannten Drehbuchautoren Jimmy Sangster, welcher später ebenfalls als Regisseur für Hammer arbeitete. Die Regie übernahm Terence Fisher, und die beiden Hauptrollen wurden von Peter Cushing und Christopher Lee gespielt. Das gleiche Erfolgsquartett war auch zwei Jahre später für „Dracula“ verantwortlich und 1959 kam es erneut für „Die Rache der Pharaonen (The Mummy) zusammen.
Der Film an sich ist zwar nicht sonderlich innovativ und eine Figurenentwicklung findet nahezu überhaupt nicht statt, aber der Film hat dennoch zahlreiche Punkte, die ihn zu einem Klassiker machen und das Genre bis heute prägten. Zum einen wäre da die wundervolle Atmosphäre, die den meisten Gothic-Horrorfilmen dieser Zeit innewohnt, aber von Hammer quasi definiert wurde. Die Kulissen, die Kostüme, die Kameraführung, die Beleuchtung und natürlich die unverwechselbare Musik von James Bernard – all das fügt sich zu einem klassischen „Chiller-Thriller“ zusammen, welcher obendrein mit viel Erotik und fantastischen Make-Up-Effekten gepaart zu überzeugen versteht.
Die Handlung ist indessen, obwohl sie von der Vorlage abweicht, weitestgehend bekannt. Frankenstein baut aus Leichenteilen einen neuen Menschen zusammen und erweckt diesen zum Leben. Neu ist hierbei, dass sich sein Freund und Kollege, welcher hier als sein ehemaliger Hauslehrer und im Grunde genommen Ziehvater eingeführt wird, gegen ihn wendet und versucht den besessenen Baron aufzuhalten. Auch neu ist, dass der Fokus auf dem Wissenschaftler liegt, während das Monster nur wenig Screentime zugesprochen bekommt, und – ebenfalls im Gegensatz zur Vorlage – von Grund auf Böse und Gewalttätig ist. Auch der Baron besitzt keinerlei sympathische Eigenschaften, und wenn überhaupt, so bietet sich lediglich Paul, der Hauslehrer und Vertraute des Barons, als Identifikationsfigur für den Zuschauer an. Allerdings bleibt er in dieser Hinsicht zu blass und uninteressant.
Einzig was das Aussehen des Monsters angeht, orientierte man sich bei Hammer mehr als alle anderen Verfilmungen (die von Kenneth Branagh aus dem Jahr 1994 mal ausgenommen) an der literarischen Vorlage, und auch wenn Boris Karloffs Maske aus der Universal-Verfilmung von 1931 inzwischen allgemein eher mit Frankensteins Monster assoziiert wird, ist Christopher Lees Make-Up deutlich erschreckender und realistischer, auch wenn man die Ränder der Maske, insbesondere am Hals, deutlich erkennt – aber andererseits wurde ja auch der Kopf des Wesens ausgetauscht, womit man diesen Übergang wohlwollende erklären könnte. Trotz dieser kleinen und großen Mängel sollte man dieser ersten Frankenstein-Verfilmung von Hammer aber eine Chance geben, denn alles in allem bietet sie perfekte Unterhaltung für einen gemütlichen Wochenendnachmittag.


Bildqualität

Tonqualität
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Der Ton befindet sich in deutscher und englischer Sprachfassung in LPCM 2.0 auf der Disc. Optional lassen sich deutsche Untertitel hinzuschalten. Die Dialoge sind jederzeit glasklar und deutlich zu verstehen, auch wenn der Ton grundsätzlich ein wenig dumpf klingt, aber nicht in einem störenden Maß. Die Musik und Hintergrundgeräusche vermischen sich zu einem harmonischen Gesamtbild, in welchem die Dialoge zwar priorisiert werden, aber nie zu laut klingen.
Die herrlich-nostalgische deutsche Synchronisation bringt hervorragende Stimmen der damaligen Zeit zurück: Über Peter Cushing hören wir Hans Nielsen, Hazel Court wird von Eleonore Noelle gesprochen und in weiteren Rollen erfreuen uns Erik Jelde, Klaus W. Krause, Wolfgang Kieling und der unvergessene Hans Clarin als Junger Baron Frankenstein.

Ausstattung
Leider gibt es bei dieser Veröffentlichung keinerlei Bonusmaterial, wenn man einmal von dem Originaltrailer zum Film sowie Trailer zu anderen Titeln des Publishers absieht. Immerhin wurde der Veröffentlichung ein Wendecover spendiert, auf welchem sich ein alternatives Artwork ohne FSK-Siegel befindet. Die Rückseite ziert dann das Artwork der ursprünglichen Verpackung, diesmal allerdings ebenfalls ohne Flatschen. Dafür sind auf der Rückseite des Wendecovers natürlich weder Inhaltsangabe noch Produktspezifikationen zu finden.
Fazit
Die Blu-ray Disc aus dem Hause Hansesound ist qualitativ auf einem sehr hohen Niveau und präsentiert den 65-Jahre-alten Klassiker zeitgemäß in bester Bild- und Tonqualität. Lediglich das Fehlen jedweder Extras ist ein wenig ärgerlich.
Der Film selbst markiert den Anfang der erfolgreichen Zusammenarbeit des Hammer-Erfolgs-Quartetts Peter Cushing und Christopher Lee mit Regisseur Terence Fisher und Autor Jimmy Sangster. Trotz einiger Abweichungen von der Romanvorlage bietet „Frankensteins Fluch“ perfekte Unterhaltung für Fans des Gothic-Horrors.
(Michael Speier)
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