In der langen Filmgeschichte mutierten immer wieder ganze Völkerscharen zu mordlustigen Gewalttätern und blutrünstigen Zombies. Umwelteinflüsse, mörderische Viren und monströse biologische Kampfstoffe lösten die Apokalypse aus. Dabei reichte das Spektrum in der jüngeren Vergangenheit von den besseren Vertretern des Genres, wie zum Beispiel I am Legend, bis hin zu billigen Trittbrettfahrern a la Against the Dark. In diesen Machwerken durften Mimikverweigerer und Haudrauf-Knallchargen wie Steven Seagal, das Publikum in den Schlaf spielen. Breck Eisner wagte sich an die Neuverfilmung des George R. Romero Werkes The Crazies aus dem Jahre 1973. Romero übernahm bei diesem Remake den Part des geschäftsführenden Produzenten. In dem folgenden Review erfahren Sie, ob Eisners Neuinterpretation auch eine alternative Therapie für Schlafstörungen darstellt.
Story
Amerikanische Kleinstädte scheinen immer wieder magisch, das Unheil anziehen zu können. So kommt es auch in dem beschaulichen Ogden Marsh zu seltsamen Ereignissen. Gerade erfreuten sich die Bürger noch an einem gepflegten Baseballspiel, als plötzlich Rory Hamill (M. Hickman) mit einer Schrotflinte die ländliche Idylle abrupt unterbricht. Sheriff Dutton (T. Olyphant) bleibt keine andere Wahl, er muss ihn in Notwehr erschießen. Auch bei anderen Einwohnern kommt es in der Folge zu merkwürdigen Verhaltensänderungen. Gewaltbereitschaft und zügellose Brutalität breitet sich immer mehr aus und erreicht auch bald Duttons schwangere Frau Judy (R. Mitchell) Gibt es einen Zusammenhang mit dem Absturz einer Transportmaschine? Dutton versucht der Sache mit seinem Deputy Russell Clank (J. Anderson) auf den Grund zu gehen. Als die Lage zu eskalieren droht, taucht das Militär auf und riegelt die Stadt ab. Der Kampf um das nackte Überleben hat begonnen.
Sozialkritische Elemente in Filmproduktionen sind keine Erfindung der letzten Zeit. Schon Fritz Lang stellte sich mit Metropolis dieser Thematik. In den 60er Jahren erschien mit Planet der Affen ein anderer Vertreter. Endzeitszenarien und sich auslöschende Populationen fanden immer wieder den Weg auf die Leinwand. In den folgenden Jahren wurden mit Soylent Green und Der Omega-Mann weitere Filme dieses Genres veröffentlicht. Sie versuchten u.a. alle mehr oder weniger die Frage zu beleuchten, wohin sich eine Zivilisation entwickeln kann, wenn man sie und ihre „Führer“ gewähren lässt. Eisner bedient sich auch dieser Elemente. Allerdings sind sie hier nur das Gerüst für den Schocker. Die Kritik an den „Mächtigen“ tritt hier nur oberflächlich auf und bedient die üblichen Klischees. Mal wieder ist es das Militär, wer sonst, das die Kontrolle über einen Kampfstoff verliert und jetzt mit allen Mitteln Schadensbegrenzung betreibt. Kollateralschäden inklusive.
The Crazies hat aber auch gar nicht den Anspruch einen weltverbesserlichen Zeigefinger missionarisch in die Wunden gesellschaftlicher Missstände zu legen. Der Film will nur unterhalten. Das gelingt dem Streifen über weite Strecken durchaus auch recht ordentlich. Während Romero die Geschichte aus Sicht der Zivilisten und des Militärs erzählte, entschied sich Eisner den Fokus hauptsächlich auf die Flüchtenden zu richten. Dadurch wird es den Zuschauern ermöglicht, einen engeren Bezug zu dem Schicksal der kleinen Gruppe aufzubauen. Das Militär wird zu einer düsteren Bedrohung. Bis auf einen jungen Soldaten mit Gewissen, agiert der restliche Militärapparat brutal und kalt. Befehl ist Befehl! Moral ist im Sold nicht enthalten.
Die Darsteller erledigen ihren Job routiniert bis sehr gut und glaubhaft. Hier handelt es sich allerdings auch nicht um ein vermeintlich cinematographisches Feinkost-Häppchen, das einer epischen Performance überambitionierter Strasbergjünger bedarf. Wer differenziertere Betrachtungsweisen vorzieht, sollte besser zu anderen Filmen greifen. Allen anderen Filmfreunden verspricht The Crazies trotz einiger Logiklöcher 101 Minuten solide Unterhaltung.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1080p, Ansichtsverhältnis 2,40:1 / 16:9, 50 GB Blu-Ray
- zum Teil kräftige, aber nicht knallige Farben. Eine meist dezente, dunklere Farbpalette
- künstlicher Look aufgrund der Licht- und Farbgestaltung.
- guter Schwarzwert verschluckt kaum Details.
- gute Schärfe und Detailzeichnung, manchmal ein zu weiches Bild.
- guter Kontrast
- keine durchgehend gute Plastizität
Tonqualität
Deutsch, Englisch DTS-HD MA 5.1
- Dialoge gut verständlich
- gute Dynamik
- gute Räumlichkeit
- präzise Wiedergabe
Ausstattung
- Making of: Paranormal Pandemics
- Vorlage von George A. Romero
- The Crazies Motion Comic Episode 1 und 2
- Storyboard Galerie, Trailer
Fazit
The Crazies überzeugt durch eine technisch sehr gute Umsetzung. Sowohl das Bild, als auch der Ton sind auf einem hohen Niveau, ohne allerdings Referenzklasse zu erreichen. Die paranoide Stimmung des Plots wird durch die atmosphärische Bild- und Tonkomposition gekonnt über die Kleinstadt und die idyllischen Weiten des Mittleren Westens gestülpt.
Eisner gelang ein unterhaltsamer Ausflug in die Abgründe menschlicher Urängste. Er verzichtete dabei fast völlig auf sozialkritisches Geschwätz und schulmeisterliche Belehrungen. Zum Glück! Bei dieser Umsetzung des Stoffes würden ethische Parolen lächerlich wirken und nur Stammtischsoziologen und Hobbymoralisten glaubhaft erscheinen. Eisner verzichtet allerdings auch nicht auf klischeehafte Sequenzen. Ein Hauch Buddy-Kitsch darf bei Dutton und Clank ebenso wenig fehlen, wie eine Prise Blutrache in Form der infizierten Frau Hamills und ihres Sohnes. Sieht man von diesen dramaturgischen Standardzutaten aus dem Hollywoodbaukasten und einigen Ungereimtheiten ab, dann bekommt der Gruselfan genau das, was er erwartet hat. Einen soliden Psychotrip, der zu den besseren Vertretern des Genres zählt. (um)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
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