Jojo Rabbit (2019) Blu-ray

1944 hat es der zehnjährige Jojo (R. G. Davis) geschafft endlich in die Hitlerjugend aufgenommen zu werden, wo er sich erhofft, endlich seinen größten Traum zu erfüllen und dabei helfen zu dürfen, Juden zu verfolgen. Doch bereits die angeordnete Aufgabe einen Hasen zu ermorden lässt ihn zurückschrecken und kostet ihn die Achtung seiner Klassenkameraden und seines Offiziers Kapitän Klenzendorf (S. Rockwell). Glücklicherweise bleibt ihm der Zuspruch seines imaginären Freundes Adolf Hitler (T. Waititi) erhalten, der mit seiner quirligen Art immer wieder Freude in das triste Leben des Jungen bringt und ihn ermutigt sich mittels einer Granate den gebührenden Respekt zurückzuerobern. Natürlich geht dieser Plan schief und lässt Jojo schwer verletzt zurück, was diesen jedoch nicht davon abhält, seinen Traum weiter akribisch zu verfolgen. Schließlich entdeckt er eines Tages, dass seine Mutter Rosie (S. Johansson) hinter einer geheimen Tür im Zimmer seiner verstorbenen Schwester, die 15-jährige Jüdin Elsa (T. McKenzie) versteckt hält. Um seine Mutter vor einer Exekution für dieses Verbrechen zu bewahren und mehr über den „Feind“ in Erfahrung zu bringen, beschließt Jojo seine Entdeckung vorerst für sich zu behalten und sich der gefährlichen Kreatur in seinem Haus vorsichtig zu nähern. Zu seiner Überraschung versucht die Jüdin nicht sein Blut zu trinken und während er sein Wissen über ihre Rasse zu erweitern sucht, kommen sich die beiden immer näher, was schließlich Jojos komplette Welt auf den Kopf stellt... „Jojo Rabbit“ ist einer jener Filme, die man sich gerne ansehen möchte, aber unter Umständen ein wenig Angst davor hat. Vom Trailer her (und wenn man sich die Vita des Regisseurs Taika Waititi so anschaut) schaut der Film nach einer kurzweiligen, saukomischen und vor allem sarkastischen Komödie aus. Die Prämisse des endenden zweiten Weltkriegs und des versteckten Judenmädchens hingegen lässt vermuten, dass der Film unter Umständen auch sehr tragisch, dramatisch und keineswegs „leicht“ sein könnte. Aber keine Sorge, der Film ist einfach nur wunderschön, herzergreifend und vor allem wirklich, wirklich witzig. Ja, es kommt zu dramatischen Momenten. Ja, es kommt zu tragischen Todesfällen. Und ja, das Ende lässt unter Umständen den einen oder anderen Kloß im Hals zurück, aber alles in allem ist „Jojo Rabbit“ sehr warmherziges Wohlfühl-Kino, bei dem auch herzlich gelacht werden darf und muss. Allein die Tatsache dass Regisseur Taika Waititi in der Rolle des (eingebildeten) Adolf Hitler auftritt – und hier hat der Filmemacher bereits vorab auf seinem Twitter-Account bekanntgegeben dass er schlichtweg die Idealbesetzung für diese Rolle ist, da man Hitler kaum besser beleidigen könnte als dadurch, dass er von einem „Polynesischen Juden“ dargestellt wird – ist einfach nur saukomisch. Seine (leider viel zu seltenen) Auftritte in dieser Rolle gehören zu den Highlights des Films, wobei es schwer ist hier überhaupt irgendwelche Highlights auszumachen, weil der Film einfach rundum gelungen ist. Es beginnt schon damit dass während des Vorspanns Bilder von Jubelnden Massen gezeigt werden, während im Hintergrund ein Beatles-Song läuft, um so die Wirkung der Propaganda-Veranstaltungen und der Auftritte Hitlers vor dem Volk zu veranschaulichen und in einen Kontext zu setzen. Weiter geht es mit einer sehr überspitzten (oder etwa Nicht?!) Darstellung der Hitler-Jugend und eines völlig desillusionierten Ausbilders. Die Dialoge zwischen dem komplett verblendeten Jojo und dem cleveren Judenmädchen sind ebenfalls großartig und regen zum Nachdenken an, genau wie der restliche Film, der trotz teils albernen Humors auch nachdenklich stimmt. Das alles funktioniert aber auch dank der hervorragenden Darsteller, und hier haben wir auch ein ganzes Arsenal begabter Mimen am Start, die allesamt komplett überzeugen. Den Anfang macht natürlich der Titelheld Jojo, der von Jungstar Roman Griffin Davis so glaubwürdig gespielt wird, dass der Knabe in Zukunft hoffentlich noch häufiger vor der Kamera stehen wird. Auch sein Gegenpart, die Jüdin Elsa, wird hervorragend gespielt, und zwar von der begabten Thomasin McKenzie. Ein weiteres Highlight ist Sam Rockwell in der Rolle des desillusionierten und zynischen Hauptmanns Klenzendorf, an dessen Rockzipfel stets der unterwürfige Alfie Allen zu finden ist, dessen Rolle ein wenig an seine Paraderolle des Theon Greyjoy aus „Game of Thrones“ erinner, nur eben fein säuberlich herausgeputzt. Scarlett Johansson brilliert als Mutter Rosie und Rebel Wilson sorgt für ein paar Lacher als Fräulen Rahm, die kein Problem damit hat die Kinder in den Krieg, beziehungsweise den sicheren Tod zu schicken. Alles in allem ein hervorragender Cast, der dem Film sehr gut tut.

Das Bild liegt im annähernd Bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und schaut wirklich prächtig aus. Die Schärfe bewegt sich überwiegend auf einem sehr hohen Niveau und bildet auch kleinere Details sauber ab, ohne dabei zu übertrieben zu wirken. Die warmen Farben sind satt und angenehm, schießen allerdings teilweise ein wenig zu sehr über das Ziel hinaus und wirken dadurch etwas zu bunt, aber das passt andererseits perfekt zum Film. Der Kontrast ist gut eingestellt, allerdings hätte der Schwarzwert etwas tiefer sein dürfen. Glücklicherweise wird er nur selten benötigt.

Der Ton befindet sich in deutscher und zahlreichen anderen Sprachfassungen in dts 5.1 auf der Disc. Darüber hinaus befinden sich auch noch eine tschechische, eine spanische und eine polnische Sprachfassung in Dolby Digital 5.1 auf dem Datenträger. Lediglich die englische Originaltonspur kam in dts-HD Master 5.1 auf der Disc. Optional lassen sich zahlreiche Untertitel hinzuschalten. Akustisch bekommen wir ein angenehmes Klangerlebnis geboten, das überwiegend vollkommen zufriedenstellend ist. Genrebedingt fehlt es ohnehin an Möglichkeiten für Surroundeffekte, aber die, die wir zu hören bekommen, sind sauber abgemischt und gut zu orten. Darüber hinaus bleiben die Dialoge jederzeit gut verständlich und angenehm. Einzig zum Ende hin, wenn die Bomben und Schüsse fallen, zeigt sich, dass die deutsche Tonspur im direkten Vergleich etwas schwach auf der Brust ist. Die Bässe bleiben in unserer Sprachfassung verhältnismäßig zahm, während sie in der Originalfassung ordentlich Kraft vorweisen können. Die deutsche Synchronfassung entstand bei der FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH in Berlin nach einem Dialogbuch von Michael Schlimgen unter der Regie von Axel Malzacher, der im Film auch über Billy Rayner in der Rolle des Herrn Frosch zu hören ist. Auch ansonsten bekommen wir bekannte und fähige Sprecher zu hören, wie etwa Marius Claren über Taika Waititi als Adolf Hitler (der in gewisser Weise sogar weitaus komischer wirkt als Taika in der Originalfassung), Dietmar Wunder über Sam Rockwell als Hauptmann Klenzendorf, Luise Helm über Scarlett Johansson als Rosie sowie Yamuna Kemmerling, Amadeus Strobl, Patrick Giese und Klan Weichert.

- Audiokommentar - Entfallene Szenen (8:57 Minuten) - Spaß am Set (3:26 Minuten) - Hinter den Kulissen von Jojo Rabbit (29:46 Minuten) - Kinotrailer - Teaser Trailer Das Bonusmaterial erlaubt uns einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen und zeigt anschaulich wie viel Spaß es offenbar macht, mit Regisseur Taika Waititi zu arbeiten. Das wird auch beim Audiokommentar mit dem Regisseur klar, welcher zwar allerhand erläutert, aber eben auch recht witzig-unterhaltsam ausgefallen ist. Während des Kommentars telefoniert der Regisseur mit seinen Darstellern und bezieht sie so ins Geschehen mit ein, und das, obwohl – wie er selbst sagt – vermutlich eh niemand den Kommentar anhören wird. Obendrauf bekommen wir natürlich auch noch die obligatorischen Trailer und auch an ein Wendecover wurde gedacht.

Bild und Ton der Blu-ray Disc spielen in der Oberliga mit, erreichen aber leider keine Spitzenwerte. Das Bild ist etwas zu bunt, aber alles in allem passt das Ganze perfekt zur Stimmung. Akustisch hätte es gern etwas mehr Feinschliff geben dürfen. Das Bonusmaterial macht Laune und vermittelt nebenbei einen Eindruck von der Produktion. Besonders empfehlenswert ist hier der kurzweilige Audiokommentar. Der Film selbst ist ein herzerwärmender „Gute Laune“-Film mit etwas Tiefgang und regt hie und da zum nachdenken an. Im Mittelpunkt steht allerdings ganz klar der Spaß, und auch wenn es stellenweise etwas dramatisch wird dominiert der Humor, ohne dabei zu sehr mit dem Zeigefinger zu wedeln. Diesen Film sollte man sich keineswegs entgehen lassen. (Michael Speier) (weitere Reviews anzeigen)

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