Als Fans von Trash-Filmen kommt man um ein paar Namen nicht herum, und Genre-Ikone Roger Corman gehört sicherlich ganz vorne mit dazu. Viele seiner Filme sind inzwischen legendär, manche verschwanden in der Versenkung. Nun bringt das Label Anolis zum Start der neuen Reihe phantastischer Filme den von Corman produzierten und unter der Regie von Allan Holzman entstandenen Alien-Clon Mutant – Das Grauen im All aka „Forbidden World“ auf Blu-ray Disc auf den Markt, und wir werfen an dieser Stelle einen Blick auf diese vergessene Perle des Trashfilms, und nehmen dabei auch gleich die technischen Attribute der Disc in Augenschein.
Story
Auf dem Planeten Xerbia versuchen Wissenschaftler einen Organismus zu züchten, der den Hunger der Welt in den Griff bekommen soll. Allerdings läuft das Projekt aus dem Ruder, und das geschaffene Wesen beginnt damit, die auf dem Planeten stationierten Wissenschaftler und Arbeiter aufzufressen. Zum Glück hat der Föderationsheld Mike Colby (Jesse Vint) gerade seine letzte Mission erfolgreich beendet, und so kann er – gemeinsam mit seinem Roboterfreund – zur Hilfe eilen, sich dem Monster entgegenstellen und ganz nebenbei die Frauen beglücken...
Ja, Mensch, was ist das denn für ein zusammengeklauter Flickenteppich von Weltraumfilm-Versatzstücken?! Gleich in den ersten paar Minuten bekommen wir dreist nachgemachte Szenen aus allen möglichen Filmen zu sehen, die ihrerzeit im Genre für Furore sorgten: Weltraumschlachten, Kryptoschlaf, klassische Musik, und ein Roboter, der das Kind eines Stormtroopers und eines Zylonen aus der alten Kampfstern Galactica Serie sein könnte. Gleich nach dem eigentlichen unsinnigen Sternenkrieg (der am Ende der deutschen Fassung gleich ein zweites Mal gezeigt wird... weil´s so schön war!) geht’s für unseren Helden, der übrigens ein Mitglied der Föderation ist, auf den Planeten Xerbia, wo ein fehlgeleitetes Experiment aus dem Ruder gelaufen ist, und schon befinden wir uns mitten in einem typischen „Alien“-Szenario.
Auch wenn sich das Ganze ziemlich trashig und uninspiriert liest, ist das Endergebnis doch – zumindest für Genrefreunde – im höchsten Maße unterhaltsam. Nicht nur, dass aufgrund der Masse an nachgemachten Szenen so manche Erinnerung wachgerufen wird, es ist auch so, dass der Film – für einen billig produzierten B-Movie – über ein paar sehr gelungene Effekte verfügt. Abgetrennte Gliedmaßen, übel entstellte Opfer, jede Menge Schleim und Eingeweide, und (echte!) Tierkadaver sorgen für anständigen Ekel – einfach Herrlich!
Auch ansonsten kommen Genrefreunde hier voll auf ihre Kosten. Der Held ist stumpfsinnig, obercool und kaltschnäuzig, die Mädels gut gebaut (was sie auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter Beweis stellen) und „willig“, und das Monster… nun ja. Natürlich wird hier nicht nur blankgezogen, sondern auch kräftig kopuliert, und die weiblichen Darsteller – darunter unter anderem das David Hamilton Model Dawn Dunlap und June Chadwick aus „V – Die Außerirdischen Besucher kommen“ – bieten dabei ordentlich was fürs Auge. Ganz nebenbei gelingt es Regisseur Holzman sogar, ein gutes Maß an Spannung zu integrieren, so dass man hier mit Fug und Recht von einem – dem Umständen entsprechenden – guten schlechten Film reden kann. Treu der Devise: So schlecht, dass er schon wieder gut ist!
Zugegeben: Die darstellerischen Leistungen bewegen sich auf einem relativ niedrigen Niveau, die Dialoge sind teilweise absurd, und nicht jeder Effekt kann überzeugen, aber genau darin liegt doch auch ein gutes Stückweit der Reiz solcher Filme. Und wenn man bedenkt, wie absurd und gleichzeitig einfallsreich das Monster zur Strecke gebracht wird, sieht man wieder einmal, warum Roger Corman (der Einfall kam nämlich von ihm!) zu den größten seines Fachs gehört.
Bildqualität
Optisch spielt der Film nicht ganz in der Oberliga, schneidet aber im Vergleich mit Titeln ähnlichen Alters und Budget sehr gut ab. Die Schärfe des grobkörnigen Bilds bewegt sich fast permanent im oberen Mittelfeld und zeigt hin und wieder – insbesondere während Nahaufnahmen – auch kleinere Details. Die Farben sind zwar recht kräftig, sind jedoch leicht rotstichig, wodurch die Natürlichkeit etwas Federn lässt. Der Schwarzwert ist recht wechselhaft und verschluckt nicht selten in dunklen Szenen viele Details. Auch das Kontrastverhältnis ist nicht ganz ideal, und lässt den Film überwiegend etwas zu flach erscheinen. Positiv zu verzeichnen ist hingegen die Restauration, denn altersbedingte Fehler, Verschmutzungen und Beschädigungen lassen wurden fast vollständig entfernt. Für einen niedrig budgetierten Film dieses Alters eine akkurate Präsentation, allerdings sind wir so etwas von Anolis auch nicht anders gewohnt.
Dieser Bewertung liegt die Bildqualität der längeren deutschen Schnittfassung zugrunde.
Tonqualität
Der Film in seiner amerikanischen Fassung mit einer Lauflänge von 77:10 Minuten sowie in der längeren deutsche Kinofassung (81:34 Minuten) auf der Disc aufgespielt. Die vorzuziehende und im Bonusmaterial zu findende deutsche Kinofassung verfügt dabei lediglich über eine deutsche Tonspur im Format dts-HD Master 2.0, klingt alles in allem aber sehr anständig und klar. Die amerikanische Version des Films verfügt zusätzlich noch über eine Tonspur in englischer Sprache des gleichen Formats. Akustisch bleibt der Titel eher unauffällig, was zum größten Teil auch daran liegt, dass weder die hinteren Kanäle, noch der Subwoofer ins Geschehen mit einbezogen werden. Die Dialoge klingen allerdings recht frisch und sauber, störende Hintergrundgeräusche oder altersbedingtes Rauschen und Kratzen glänzt durch Abwesenheit, und der typische 1980er-Syntesizer-Soundtrack gliedert sich schön in das Geschehen ein. Möchte man überhaupt einen Kritikpunkt ansetzten, dann sind die Dialoge im direkten Verhältnis vielleicht etwas zu dominant, aber das geht durchaus in Ordnung. Die englische Tonspur hingegen klingt etwas muffig und angestaubt, und auch die Dialogverständlichkeit ist hier nicht ganz so ideal.
Ausstattung
- Deutschsprachiger Audiokommentar
- Deutsche Kinofassung (81:34 Minuten)
- Amerikanische Schnittfassung
- Making Of „Forbiden World“ (34:12 Minuten)
- John Carl Buechler: Die Spezialeffekte (14:19 Minuten)
- Roger Corman über „Mutant“ (6:24 Minuten)
- Amerikanischer Kinotrailer
- Deutscher Kinotrailer
- Werberatschlag
- 2 Bildergalerien
- Behind the Scenes Bildergalerie
- Directors Cut Fassung (78:35 Minuten)
- Audiokommentar
Fazit
Erneut beschert Anolis uns eine hochwertige Veröffentlichung in einem mehr als angemessenen Rahmen. Der erste Titel der neuen Reihe namens „Phantastische Filmklassiker“ verfügt über eine anständige Bild- und Tonqualität, zumindest wenn man Budget und Alter des Films in Betracht zieht. Auch das Bonusmaterial kann mehr als nur überzeugen, und erfreut das Fanherz mit allerhand Hintergrundinformationen und einem deutschsprachigen Audiokommentar. Auf der DVD findet sich obendrein noch der (qualitativ leider eher unterdurchschnittliche) Directors Cut mit einem Audiokommentar des Regisseurs, so dass wir wirklich alles an Extras bekommen, was es zu diesem Film gibt. So muß das sein!
Der Film selbst ist ein Fest für 1980er-Sci-Fi-Trash-Fans. Die altbekannte 08/15-Alien-Story wurde mit gelungenen Gore-Effekten, reichlich nackter Haut und einem obercoolen „Weltraum-Cowboy“ aufgewertet. Wer an solchen Filmen Spaß hat, kommt voll auf seine Kosten.
(Michael Speier)
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