Mit Deadly Games – Stille Nacht/Tödliche Nacht, der seinerzeit auch unter dem Titel „Game Over“ oder „Alleine gegen den Weihnachtsmann“ vermarktet wurde, bringt das Label Cinema Obscura im Vertrieb der Alive AG nun nach knapp 30 Jahren einen Film auf den Markt, auf den manch einer seit VHS Zeiten gewartet haben dürfte. Der Streifen wurde im Jahr 1990 auf Videocassette veröffentlicht und seitdem nur ein paar Mal im Fernsehen gezeigt, das letzte Mal vor 17 Jahren. Obwohl der Film im Grunde genommen genau in mein „Beuteschema“ fällt, war er selbst mir bis vor kurzem gänzlich unbekannt. Grund genug also, und den Film endlich einmal zu Gemüte zu führen, auch wenn Weihnachten inzwischen hinter uns liegt. Werfen wir nun also trotzdem einen Blick auf den, in Fankreisen als Kultfilm verehrten, Weihnachtsthriller von Regisseur und Drehbuchautor Rene Manzor.
Story
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Es ist Heiligabend und der technisch hochbegabte Thomas (A. Musy) weiß nicht so Recht, ob er noch an den Weihnachtsmann glauben soll oder nicht. Da seine Mutter arbeiten muss, ist der Kleine mit seinem sehbehinderten Großvater ganz alleine in dem großen Haus, als plötzlich der Weihnachtsmann (P. Floersheim) durch den Kamin hereinkommt. Allerdings handelt es sich bei dem Mann mit dem roten Umhang keineswegs um den echten Weihnachtsmann, sondern um einen geistig verwirrten Irren, was Thomas gleich bei dessen Ankunft feststellt, als der Weihnachtsmann unversehens den Familienhund tötet. Nun beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, doch Thomas kennt das Haus nicht nur besser, er weiß sich auch durchaus zur Wehr zu setzen.
Inhaltlich erinnert Rene Manzors Film in vielerlei Hinsicht an den ein Jahr später entstandenen Weihnachtsfilm Kevin Allein Zu Haus. Auch dort muss sich ein kleiner Junge gegen Eindringlinge mit finsteren Absichten zur Wehr setzen, und greift dabei zu recht drastischen Mitteln. Trotzdem ist „3615 code Pere Noel“, wie der Film im französischen Original heißt, etwas völlig anderes. Es beginnt bereits damit, dass der hier vorliegende Film in keiner Weise witzig ist!
In erster Linie lebt der Film von der packend in Szene gesetzten Konfrontation zwischen dem 10-jährigen Thomas und dem irren, als Weihnachtsmann verkleideten Eindringling, der auch vor Mord nicht zurückzuschrecken scheint. Mittendrin befindet sich noch der hilfsbedürftige Großvater, den der Junge um jeden Preis beschützen muss. Das erstaunliche daran ist, dass der Film dabei zu jeder Zeit glaubwürdig bleibt. Das „Kind“ verfügt über eine bestechende Intelligenz, welche den Jungen befähigt, sich gegen den körperlich überlegenen Eindringling zur Wehr zu setzen. Technisch versiert, clever und mit dem Mut der Verzweiflung spielt er seinen Heimvorteil aus, wobei er stets überzeugend agiert – eine hervorragende darstellerische Leistung des jungen Alain Musy! Dass der erwachsene Bösewicht den Fallen und Kniffe des Knirpses auf den Leim geht wird dadurch erklärt, dass sich der falsche Weihnachtsmann offenbar geistig auf dem Niveau eines Kindes bewegt, was ihn irgendwo sogar zu einer tragischen Figur macht. Kein Vergleich also zu den beiden Schurken aus den „Kevin“-Filmen, die eher durch Tollpatschigkeit zum Opfer ihrer Taten werden. In beiden Fällen ist übrigens die Mutter, hier gespielt von Brigitte Fossey, auf dem Weg nach Hause, nichtsahnend welchen Gefahren sich der Sohn ausgesetzt sieht. Hier wird das Ganze sogar dadurch verschärft, dass eine unbedachte Äußerung der Mutter den Jungen Glauben macht, er selbst sei an dem Unglück Schuld, so dass der Film auch noch eine psychologische Note verliehen bekommt, die für ein denkwürdiges Finale sorgt.
All diese Zutaten vermischt Drehbuchautor und Regisseur Manzor zu einem stimmigen Schocker, der auch heute noch an die Substanz geht. Von der ersten bis zur verstörenden letzten Minute überzeugend, dabei hervorragend gefilmt und mit einer stimmigen Atmosphäre versehen, ist Deadly Games in der Tat ein Geheimtipp, der nun endlich auch einer breiten Masse zugänglich gemacht wird, und den es sich zu entdecken lohnt.
Bildqualität
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Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 1.85:1 vor und besitzt eine stete, feine Körnung, die jedoch zu keiner Zeit negativ ins Gewicht fällt. Die Schärfe bewegt sich auf einem anständigen Maß, allerdings ist das Bild stellenweise sehr weich und setzt vereinzelt auf den Einsatz von Weichzeichner, so dass alles etwas verträumt-verwaschen ausschaut, was allerdings so gewollt ist. In Nahaufnahmen lassen sich trotzdem zahlreiche Details erkennen. Helle Flächen strahlen ein wenig, dafür ist der Schwarzwert aber auch sehr sauber und tief. Besonders positiv fallen die kräftig strahlenden Farben auf, die dem Film einen ganz besonderen Look verleihen. Altersbedingte Mängel, Verunreinigungen, Beschädigungen und ähnliches wurde vollständig entfernt, so dass der Film, abgesehen von den Stilmitteln, fast so ausschaut, als handle es sich hier um eine aktuelle Produktion. Erstklassige Arbeit!
Tonqualität
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Der Ton liegt in deutscher und französischer Sprachfassung im Format PCM 2.0 vor und holt das Optimum aus den begrenzten Möglichkeiten heraus. Die Dialoge sind jederzeit glasklar verständlich und klingen frisch, als wären sie gestern erst aufgezeichnet worden. Die Mischung aus Hintergrundgeräuschen, Musik und Dialogen ist sehr harmonisch, auch wenn die Dialoge ganz klar im Vordergrund stehen und das Geschehen dominieren. Störende Hintergrundgeräusche, Rauschen oder ähnliche altersbedingte Beeinträchtigungen gibt es nicht, und so kann der Ton in jeder Hinsicht als gelungen bezeichnet werden.
Ausstattung
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Auf der Blu-ray Disc befinden sich neben einem animierten Kurzfilm nur noch eine Handvoll Trailer zum Film sowie eine umfangreiche Fotogalerie.
Fazit
Bild und Ton des fast 30 Jahre alten Streifens bewegen sich auf dem bestmöglichen Niveau. Das farbenfrohe Bild und der saubere Ton lassen das Alter kaum erkennen, und besonders die kräftigen Farben sehen ganz ausgezeichnet aus. Zusätzlich zum Film bekommen wir eine enorme Fülle an Bonusmaterial, welches für sich genommen bereits die Anschaffung lohnt. Besser hätte man diesen Film kaum präsentieren können.
Der Film selbst dürfte wohl am ehesten unter die Kategorie „Geheimtipp“ fallen, und es lohnt sich in der Tat, diesen Film zu entdecken. Ein Weihnachts-Home-Invasion-Thriller, auf den ganz gewiss einige gewartet haben. Doch auch für komplette Neulinge lohnt sich der Film, denn er kann auch heute noch vollends überzeugen, und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
(Michael Speier)
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