Reine Nervensache Blu-ray

Dr. Ben Sobel (B. Crystal) arbeitet als Psychiater in der New Yorker Vorstadt. Spaß macht ihm seine Arbeit nur bedingt, denn die meiste Zeit gilt es, einsame und unglückliche Hausfrauen zu kurieren. Durch einen Zufall bekommt er allerdings einen neuen Patienten, und zwar den Mafiaboss Paul Vitti. Zwar verweigert Sobel zuerst seine Dienste, allerdings wird er recht schnell davon „überzeugt“, dass es wohl gesünder sei, den gefürchteten König der Unterwelt zu betreuen. Dieser fühlt sich nicht nur schlecht, immer wieder überkommen ihn Angst- und Panikattacken, ebenso kämpft er mit Erektionsproblemen. Da Vitti Sobel während den Sitzungen so gut wie alle Mafiageheimnisse erzählt, wird der Therapeut bald zur Zielscheibe für verfeindete Mafiaclans, aber auch das FBI findet ihn zunehmend interessanter. Die Story erinnert nicht nur an die US Fernsehserie Die Sopranos, sie ist auch recht einfach gestrickt. Der Grund, warum der Film trotzdem derart einschlägt, ist die phantastische darstellerische Leistung der beiden Hauptdarsteller. Nicht nur Dialoge funktionieren phänomenal und jagen von einer Pointe zur nächsten, so dass der Zuschauer fast einem durchgehenden Lachanfall verfällt, auch die Mimik beider ist stellenweise unübertroffen. Dabei sind gerade die Szenen während den therapeutischen Sitzungen rundherum gelungen. Hier passt einfach jeder Satz und jedes Wort ineinander, wodurch eine tolle Symbiose entsteht. Auch wenn sich Sobel bis zum Ende weigert, für Vitti zu arbeiten und diesem zu helfen, so steht er ihm doch immer wieder mit Rat zur Seite und kann so zum Kern des Problems vorstoßen, ohne jedoch mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Die vielen Anspielungen auf den Mafiafilm schlechthin Der Pate, sind natürlich nicht ganz zufällig gewählt. Gerade der Umstand, dass De Niro auch in diesem Film eine gewichtige Rolle innehatte, verleiht dem Film einen zusätzlichen Schub Komik. Ebenso die zu Hauf vorhandenen, typischen Klischees und Anspielungen auf Unarten des Gangstermilieus verhelfen dem Film zu einer fortwährenden Komik, die bis heute ihres Gleichen sucht. Ein komödiantisches Meisterwerk erster Klasse.

Das im VC-1 Codec präsentierte Bild weist ein Ansichtsverhältnis von 1,78 : 1 auf. Gleich zu Beginn fällt ein recht starkes Korn auf, welches allerdings nur zu Beginn während der Rückblende derart intensiv auffällt und als Stilmittel eingesetzt wird. Ebenso sind die Farben in dieser Szene etwas ausgewaschen und das Bild sehr weich gezeichnet. Wechselt der Film in die Gegenwart, verschwinden die oben angeführten Mängel fast zur Gänze, dafür treten andere unangenehme Effekte in den Vordergrund. Die Liste der negativen Attribute führt ganz klar das extrem starke Blackcrushing an. In dunklen Szenen verschwinden praktisch sämtliche Details von dunklen Objekten, wie den Anzügen der Darsteller. Dieses Problem betrifft auch diverse Außenszenen, welche in der Nacht gedreht wurden. So sind Objekte im Hintergrund kaum auszumachen, kleine Einzelheiten können überhaupt nicht mehr erkannt werden. Die Farbgebung ist stellenweise derart kräftig, dass eine leichte Übersättigung eintritt und Hautfarben in den roten Farbbereich abrutschen. Ebenso fehlt es meist an dem letzten Rest Schärfe – das Bild ist durchgehen recht weich gehalten, starke Unschärfen kommen allerdings nie vor. Alles in allem ein mittelmäßiger Transfer, besonders das Absaufen der Details in dunklen Bildabschnitten sorgt für massive Abzüge in der Wertung. Positiv anzuführen sind in jedem Fall die kräftigen Farben und der gute Kontrast. Das Schwarz ist durchgehend satt und tief, die Durchzeichnung für einen inzwischen elf Jahre alten Film ebenfalls gut. Das Korn ist durchgehend vorhanden und verleiht dem Bild eine gute Plastizität.

Die deutsche Dolby Digital 5.1 Spur ist sehr frontlastig geraten. Durch die Dialoglastigkeit sind natürlich keine großen Effekte zu erwarten. Die Räumlichkeit ist dadurch nur in geringem Maße zufriedenstellend. Zwar wird auch die Filmmusik immer wieder auch von den hinteren Lautsprechern unterstützt, ebenso fliegen während der Schießereien ein paar Kugeln durch das Wohnzimmer, ansonsten herrscht hinter dem Zuschauer eiserne Stille. Typische großstädtische Hintergrundgeräusche sind leider nicht vorhanden. Dialoge sind durchgehend klar und verständlich, sind aber wie die gesamte Tonspur etwas zu leise abgemischt. Der Subwoofer hat während der 103 minütigen Spieldauer nicht viel zu tun und überlässt die Arbeit zum Großteil den Lautsprechern.

Fans von Zusatzmaterial kommen nicht ganz auf ihre Kosten. Zwar gibt es ein Special mit verpatzen Szenen, dieses ist aber nur in Englisch und SD gehalten und hat eine recht schlechte Bildqualität. Ansonsten sind noch 2 Audiokommentare auf der Blu-ray zu finden, bei denen sich sowohl die Darsteller, als auch der Regisseur und Drehbuchautor zu Wort melden dürfen. Diese sind durchaus informativ und stellenweise ganz witzig. Trotzdem wird ein Making Of doch schmerzlich vermisst.

Die technische Seite fällt bei Reine Nervensache nicht allzu gut aus. Der Ton ist nur Mittelmaß und mit der DVD vergleichbar, das Bild weist massive Schwächen in dunklen Bildbereichen auf, stellt aber doch eine Verbesserung zum alten Medium dar. Die Extras fallen doch etwas mager aus, die Story ist dafür ein richtiger Kracher. Der immer wieder unfreiwillig zu spontanen Sitzungen gerufene Therapeut, benötigt den Film über sehr viel Geduld, verdient sich aber mit zunehmender Dauer Vittis Respekt. Lisa Kudrow, bekannt aus Friends, aber auch Joe Viterelli überzeugen in ihren Nebenrollen durchaus und runden den Film sehr gelungen ab. Bei diesem Film kommt wohl jeder Filmliebhaber auf seine Kosten und sollte trotz der nicht berauschenden Technik in jedem Filmregal zu finden sein. Daher ergeht dank der beiden phänomenalen Hauptdarsteller trotzdem eine Kaufempfehlung. (maw)

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