Mit "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" erscheint nun eine weitere Verfilmung der Kinderbücher des Schriftstellers Hugh Lofting, deren 1967er Verfilmung mit Rex Harrison von Regisseur Richard Fleischer inzwischen fast schon legendär ist. Diesmal wird allerdings nicht gesungen, und in die Rolle des mit den Tieren sprechenden Philanthropen schlüpft Robert Downey Jr.. Der Rechteinhaber Universal Pictures bringt den Titel sowohl auf Blu-ray und Ultra HD Blu-ray in einfachen Keep Cases in den Handel, die 3D-Version wird aber nicht für den Heimkinomarkt erscheinen. Damit verzichtet man seitens eines Majors erneut darauf ein mutmaßliches 3D-Highlight zu veröffentlichen, und trägt diese Technik einen weiteren Schritt zu Grabe. Ob der Film sich lohnt, und wie die technische Seite der Blu-ray Disc ausgefallen ist, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Der Arzt Dr. John Dolittle (R. Downey jr.) entdeckt, dass er mit Tieren sprechen kann. Als die junge Königin Victoria (J. Buckley) an einer mysteriösen Krankheit zu sterben droht, macht er sich auf, ein Heilmittel zu finden und nutzt dabei seine außergewöhnlichen Fähigkeiten…
In den Vereinigten Staaten von Amerika genießt der mit den Tieren sprechende Doktor Dolittle, nicht zuletzt dank der genialen Musicalversion von 1967, einen enormen Kultstatus, dem selbst das schändlich-peinliche Machwerk mit Eddie Murphy aus dem Jahr 1998 und die daran anknüpfenden Fortsetzungen keinen Abbruch taten. Nun schlüpft also der „Iron Man“ Robert Downey jr. in die Rolle des Sonderlings und weil man die Geschichte schon kennt oder diese inzwischen nicht mehr spannend genug zu sein scheint (zumindest schien Regisseur und Drehbuchautor Stephen Gaghan das anzunehmen), wird mal gleich eine komplett neue Handlung mit völlig neuen Charakteren ersonnen, was an sich ja nicht schlecht ist, aber eben im Grunde genommen auch nicht nötig. Naja, immerhin blickt Gaghan auch auf zwei Oscarnominierungen und einen gewonnen Goldjungen für seine Drehbücher zurück, allerdings kann man „Traffic“ und „Syriana“ nicht unbedingt als familientaugliche Fantasyunterhaltung bezeichnen. Und eines ist sicher: Für dieses Drehbuch wird es wohl keinen Filmpreis geben, höchstens einen „fruchtigen“.
Die Geschichte die hier erzählt wird ist zwar spannend, aber eigentlich simpel und ohne große Überraschungen. Weniger noch! Man hofft und ahnt dass die ganze Zeit etwas bestimmtes geschieht, aber letztendlich hofft man vergeblich. Schade.
Doktor Dolittle begibt sich auf die Suche nach einem Wunder-Heilmittel für die Königin von England, während ihm einerseits der verhasste Konkurrent Mudfly (Martin Sheen) auf den Fersen ist, und die von ihm zu behandelnden Tiere ihre Streitereien miteinander austragen und er dem jungen Tommy Stubbins (Harry Collett) sein Handwerk beibringen möchte. Als wäre das noch nicht genug bekommt er es auch noch mit einem Piratenkönig zu tun, der ein persönliches Interesse daran hat, den kauzigen Doktor Dolittle tot zu sehen. Am Ende bekommen wir sogar noch Drachen zu sehen, dafür verzichtet der Film auf die wundervollen Wesen wie das „Zieh-mich-drück-mich“ und die Riesen-Meeresschildkröte.
Bei einem Film wie diesem würde man (häufig zu Recht) annehmen, dass die animierten Tiere jedem leibhaftigen Schauspieler locker die Show stehlen, und ehrlich gesagt sind die Tiere auch das Hauptaugenmerk des Films, vor allem weil sie so realistisch aussehen und dank der genialen Schauspieler, die den Tieren im Original ihre Stimmen und ihren Charakter liehen, ist die Illusion auch nahezu perfekt. Besonders John Cena als Eisbär, Rami Malek als feiger Gorilla und Emma Thompson als Papagei Polynesia sind echte Highlights, während auch die Nebenfiguren wie die „Don-Corleone-Ameise“ ihre großartigen Momente haben. Leider ist die Geschichte sehr sprunghaft inszeniert und das Ende kommt so plötzlich, dass man fast den Eindruck hat, jemand hätte plötzlich die Lichter ausgemacht und den Vorhang zugezogen um der Crew mitzuteilen, dass sie doch bitte bald zum Ende kommen möge.
Hauptdarsteller Robert Downey jr. dominiert den Film dennoch genau so, wie er es bei jedem seiner Filme macht, und leider sind seine Rollen (zumindest wenn es um Blockbuster wie diesen geht) fast immer gleich, so dass sich inzwischen leichte Ermüdungserscheinungen bemerkbar machen. Ähnlich wie sein „Sherlock Holmes“ ist auch sein „Dr. Dolittle“ im Prinzip nur ein verkleideter Tony Stark mit all seinen Attitüden, nur dass er hier eben mit Tieren redet (eines davon wird von Tom „Spider-Man“ Holland gesprochen). Abgesehen davon macht er seine Sache gut, und wenn man bedenkt dass sich viele Leute seine Filme aus genau diesem Grund ansehen, kann man ihm, beziehungsweise dem Regisseur und dem Produzenten, auch gar keinen Vorwurf deswegen machen. An die Herzlichkeit und den verschrobenen Charme von Rex Harrsion reicht Downey jr. aber zu keiner Zeit heran, und auch die Nebenfiguren, die immerhin von großartigen Mimen wie Martin Sheen und Jim Broadbent gespielt werden, bleiben verhältnismäßig blass, beziehungsweise agieren nah am Overacting. Die einzige Ausnahme bildet hier Antonio Banderas als Piratenkönig Rassouli – dieser spielt nicht nah an der Grenze, sondern ein ganzes Stück darüber hinaus, und hat sichtbar viel Spaß an diesem Theater, was erfreulicherweise auch hervorragend zum Film passt, denn auch der ist total übertrieben, albern und vor allem bombastisch!
Was man dem Film auch zu Gute halten muss ist seine handwerkliche Perfektion. Die Kulissen schauen verblüffend echt aus, die Kostüme sind wunderschön und auch die Tiere wirken so lebendig wie es nur möglich ist. Einzig wenn die Tiere ihre Mäuler, Schnauzen und Schnäbel zum Gespräch bewegen schwindet der Zauber ein wenig, aber hey – wir haben es hier mit einem Fantasyfilm zu tun, und nicht mit einer Tierdokumentation. Fast könnte man den Eindruck bekommen, dass es sich hier um einen hochbudgetierten Disney-Film handelt, wofür auch die leere aber süßliche Handlung und die Kulissen sprechen würde, allerdings handelt es sich dann doch „nur“ um eine Universal Produktion. Schade eigentlich, denn Disney hätte dem Film vielleicht etwas mehr Spielzeit eingeräumt, was der sprunghaften Handlung und dem abrupten Ende zugute gekommen wäre, und außerdem hätten wir höchstwahrscheinlich auch eine 3D-Heimkinoveröffentlichung bekommen.
Bildqualität
Das makellose Bild liegt im Bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und ist schlicht und ergreifend sagenhaft. Die Schärfe bewegt sich durchgängig auf einem Top-Niveau und bildet jedes noch so kleine Detail messerscharf ab, was besonders in den Nahaufnahmen und den Trickbildern mit Insekten zur Geltung kommt. Aber auch die „echten“ Darsteller werden makellos und detailverliebt abgebildet. Jedes Haar, jede Falte und jede Hautpore sind mühelos zu erkennen. Dazu kommen knallige, brillante Farben, die zwar stellenweise kunterbunt ausfallen, dabei aber dennoch (oh, Wunder!) weitestgehend natürlich bleiben. Der Kontrast ist nahe an der Perfektion und lässt das Bild so lebendig und plastisch aussehen dass es – insbesondere in Hellen Szenen – fast so aussieht, als sähe man aus dem Fenster. Dieser allzu realistische Look mag dem einen oder anderen nun vielleicht aber auch vor den Kopf stoßen, da dadurch ein wenig der „Zauber des Kinos“ verschwindet, aber objektiv betrachtet ist das Bild phänomenal. Auch der Schwarzwert ist sauber und ordentlich, hätte allerdings stellenweise etwas knackiger ausfallen dürfen. Dafür verschlucken selbst dunkelste Flächen keinerlei Details. Alles in allem eine Referenzwürdige Leistung, die uns hier von Universal Pictures Home Entertainment präsentiert wird.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in bombastischem Dolby Atmos (mit deutschem und englischem Dolby True HD 7.1 Kern) vor, und hier haben wir endlich auch einmal eine Disc, welche die Möglichkeiten komplett ausschöpft. Sämtliche Kanäle werden ins Geschehen mit einbezogen, die zahlreichen Surroundeffekte verteilen sich großartig und entführen den Zuschauer in eine andere Welt. Der Subwoofer wird in einem ungeahnten Maße ins Geschehen mit einbezogen, ohne dabei übertrieben auf die Tube zu drücken und jüngeren Zuschauern den Filmspaß madig zu machen. Auch die großartige Musik von Starkomponist Danny Elfman geht ins Ohr und sorgt zuweilen für eine echte Gänsehaut. Dabei bleiben die Dialoge stets frisch und gut verständlich, selbst im größten Gewusel. Ferner befinden sich noch eine türkische Dolby Digital 5.1 Tonspur und je eine Dolby Digital Plus 7.1 Tonspur in französischer und italienischer Sprache. Optional lassen sich Untertitel in zahlreichen Sprachen hinzuschalten.
Die deutsche Synchronfassung entstand unter der Regie von Marius Clarén nach einem Dialogbuch von Klaus Bickert bei der FFS Film & Fernseh-Synchron GmbH in Berlin und ist nicht nur hervorragend gelungen sondern darüber hinaus auch perfekt besetzt. Glücklicherweise wurde hier nicht wie so oft der Fehler gemacht und auf B-Promis gesetzt, sondern man entschied sich weitestgehend für begabte Synchronsprecher, die den Sprechern der Tieren auch in „normalen“ Rollen ihre Stimme leihen. Als da wären Dennis Schmidt-Foß über John Cena, Udo Schenk über Ralpf Fiennes als Tiger Barry, Marius Clarén über Kumail Nanjiani als Strauß Plimpton und Christian Zeiger über Tom Holland als Hund Jip. Robert Donwney jr. Wurde wie gewohnt von Tobias Meister gesprochen, Bernd Vollbrecht lieh wie immer Antonio Banderas seine Stimme und über Michael Sheen hören wir Marcus Off.
Ausstattung
- Mit den Tieren sprechen (5:05 Minuten)
- RDJ & Harry: Lehrmeister und Lehrling (3:30 Minuten)
- Ein guter Arzt werden (2:54 Minuten)
- Antonio Banderas: Piratenkönig (2;59 Minuten)
- Der böse Dr. Müdfly (2:00 Minuten)
- Ein äußerst ungewöhnliches Haus (3:58 Minuten)
Im Bonusmaterial finden sich leider nur sechs kurze Werbefilmchen, welche die einzelnen Darsteller und ihre Figuren etwas näher beleuchten, aber weder einen großen Informationswert besitzen, noch sonderlich interessant sind, wenn man den Film erst einmal gesehen hat. Als Appetitanreger sind sie natürlich durchaus zu gebrauchen, aber wer wirklich etwas über den Film, dessen Entstehung oder die Hintergründe erfahren möchte, der wird diese nicht auf der Disc finden.
Fazit
Bild und Ton der blauen Scheibe aus dem Hause Universal Pictures Home Entertainment erfüllen mühelos die höchsten Ansprüche, die man an eine Blu-ray Disc stellen kann und machen diesen Film zu einem Fest für Augen und Ohren. Hier bekommen nicht weniger als Referenz zu hören und zu sehen, und das ist auch gut so, denn der Film als solches taugt nur bedingt, und wäre die Technik nicht so atemberaubend, würden einem die enormen Mängel der Handlung und die banale Story wohl wesentlich deutlicher auffallen. So aber kann man sich einfach zurücklehnen und genießen und für anderthalb Stunden in eine andere Welt eintauchen. Leider ist das Bonusmaterial sehr übersichtlich und nichtssagend, sonst hätte es eine rundum gelungene Veröffentlichung sein können. Ach ja, dass hier wieder einmal auf eine 3D-Veröffentlichung verzichtet wurde ist schlichtweg eine Gemeinheit!
(Michael Speier)
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