Spawn - Director's Cut Blu-ray
ReviewTodd McFarlane etablierte sich Ende der Achtziger, Anfang der
Neunziger Jahre als viel beachteter Comiczeichner im amerikanischen
Marvel Verlag. Mit seinem unglaublich dynamischen und
detailverliebten Zeichenstil verpasste er zum Beispiel den
monatlich erscheinenden Serien
The Incredible Hulk und
Spider-Man eine völlig neue visuelle
Ausrichtung. Doch McFarlane strebte bald nach mehr kreativer
Unabhängigkeit, die bei den großen Publishern nur bedingt gegeben
ist. So gründete er zusammen mit einigen anderen Zeichnern Image
Comics. Hier behielten die Kreativen die volle Kontrolle über ihre
eigenen Serien. Im Jahre 1992 erschien die erste Ausgabe von Todd
McFarlanes Superheldensaga
Spawn, die sogleich
einschlug wie eine Bombe. Eine derartige Mischung aus Horror,
Fantasy, Action und Crime hatte es bis dahin noch nicht gegeben.
Was nicht zuletzt auch an der expliziten Gewaltdarstellung lag.
Fünf Jahre später, in einer Zeit also, in der Comicverfilmungen
noch nicht an der Tagesordnung waren, entschied man sich,
Spawn auch in die Lichtspielhäuser zu
hieven.
Story:
Al Simmons (M. J. White) ist ein gnadenloser Agent im Dienst des
amerikanischen Geheimdienstes. Skrupellos und effizient erfüllt er
seine Aufträge. Dennoch pflegt er mit seiner geliebten Ehefrau
Wanda ein normales Privatleben. Als Simmons schließlich doch das
Gewissen drückt und er aus seinem blutigen Job aussteigen möchte,
schickt ihn sein Boss Jason Wynn (M. Sheen) auf eine letzte Mission
nach Nordkorea, die jedoch in einem Hinterhalt endet. Völlig
entstellt und ohne Erinnerung daran, was eigentlich passiert ist,
erwacht Al in der New Yorker Gosse. Zu seinem Entsetzen stellt er
fest, dass mittlerweile fünf Jahre vergangen sind. Wanda hat wieder
geheiratet und eine Familie gegründet. Außer sich vor Zorn und
Schmerz kennt Simmons nur noch einen Gedanken: Rache an Jason Wynn.
Seine seltsamen neuen Fähigkeiten, die er zunehmend an sich
feststellt, kommen ihm da gerade recht. Doch ein übergewichtiger
kleiner Clown hat ganz andere Pläne.
Zu seiner Zeit war die Comicserie
Spawn
revolutionär und entwickelte sich schnell zu einer echten
Alternative zu den konventionellen und im Grunde immer gleichen
Superheldengeschichten. Düster, brutal und komplex wie nie zuvor
schildert sie die Abenteuer des „Hellspawn“, der sich nicht nur mit
irdischen Mächten, sondern sogar mit Himmel und Hölle gleichermaßen
anlegt. Der Zeichenstil McFarlanes setzte ebenso Maßstäbe, wie der
andauernde Kampf um eine selbstbestimmt Existenz des von allen
Seiten bedrängten Titelhelden. Wie gelingt es nun einem knapp
100minütigen Film, diese Geschichte, welche sich im Comic über
Jahre entwickelt, angemessen umzusetzen? Die Antwort ist ebenso
kurz wie ernüchternd: gar nicht.
Der Plot der Verfilmung hetzt in atemberaubender Geschwindigkeit
von einem Höhepunkt zum nächsten. Langeweile kommt dabei zwar nicht
auf. Für eine solide Charakterzeichnung bleibt aber freilich keine
Zeit. Wie gerne hätte vielleicht auch der Filmfreund, der nicht mit
den Comics vertraut ist, mehr über den mysteriösen Cogliostro
erfahren? Oder wer ist eigentlich dieser Höllenfürst Malebolgia
genau? Auch die „menschlichen“ Darsteller füllen lediglich die
Hülle, die ihnen das Klischee vorgibt. Die Geschichte wird im
Eiltempo abgespult. Lediglich der auf die Dauer extrem nervige
Clown erhält für seine wenig unterhaltsamen Witzchen unangemessen
viel Raum. Ebenso wird nur allzu schmerzlich deutlich, warum sich
Comicverfilmungen erst zu Beginn des neuen Jahrtausends endgültig
durchgesetzt haben. Das liegt natürlich zu allererst daran, dass
bis dahin die computeranimierten Effekte noch nicht so weit
fortgeschritten waren, um den Eskapismus der gezeichneten Helden
auch in bewegte Bilder umzusetzen. Das sieht man bei
Spawn nur allzu deutlich. Vor allem die Szenen in
der Hölle sind dermaßen schlecht animiert, dass es einen in erster
Linie vor den groben Texturen gruselt und nicht etwa vor dem
Höllenfürsten selbst.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,78:1, Auflösung
1080p
-
kaum HD-würdige Schärfe und Detailzeichnung
-
schwache Kontrastwerte
-
keine Plastizität
-
in einzelnen Szenen recht deutliches Bildrauschen
-
guter Schwarzwert, der kaum Details verschluckt
-
ausgewogene Farbgebung
-
keine Verschmutzungen oder altersbedingte Bildfehler
erkennbar
Wie beim Film, reicht es auch beim Bild nur zu Mittelmaß. Vor allem
die fehlende Detailzeichnung fällt hier negativ ins Gewicht.
Tonqualität:
-
Deutsch Dolby Digital 5.1
-
auch in Actionszenen klar verständliche Dialoge
-
Surroundkanäle werden durchgängig angesprochen
-
die Effekte erklingen allerdings wenig differenziert
-
gute Dynamik
-
Subwoofer wird kaum gefordert
-
teils nervige und unpassende Filmmusik
Die Tonspur erfüllt zwar Standardansprüche, reißt aber ebenfalls
keine Bäume aus. Besonders negativ fällt hier die plärrende
Filmmusik auf, die in keiner Weise zur düsteren Atmosphäre des
Films passt.
Ausstattung:
-
Audiokommentar u. a. mit Todd McFarlane und Regisseur Mark
Dippé
-
Making Of (ca. 22 Min.)
-
Kapitel und Verse – Todd McFarlane über Spawn (ca. 20
Min.)
-
Skizzen und Storyboards
-
Original Skizzen von T. McFarlane
-
Konzept- und Skizzengalerie
-
Vorschau auf den animierten Spielfilm
-
Musikvideos
US-Kinotrailer Recht interessant sind hier lediglich der
Audiokommentar und das Feature „Kapitel und Verse“, in dem sich
Todd McFarlane deutlich und engagiert über das „Corporate America“
auslässt. Das Making Of erfüllt nur Promozwecke. Alle Extras liegen
in Standard Definiton vor
Fazit:
Technisch überzeugt die vorliegende Blu-ray nur bedingt. Die
Bildqualität erfüllt nur eingeschränkt hochauflösende Ansprüche.
Der Ton ist solide. Das Zusatzmaterial gewährt nur einen
oberflächlichen Einblick in den Produktionsprozess.
Spawn, der Comic, brachte Anfang der Neunziger Jahre
frischen Wind in die eingefahrene Welt der Superhelden. Das lässt
sich von
Spawn, dem Film leider nicht behaupten.
Viel zu oberflächlich wird die eigentlich hochkomplexe Geschichte
um den eigenwilligen Soldaten der Hölle abgehandelt. Eine fundierte
Charakterentwicklung findet nicht statt. Letztlich stellt sich die
Frage, wohin die 40 Millionen Dollar Produktionskosten geflossen
sind. Sicher nicht in die teils armseligen CGI-Effekte. Bleibt nur
zu hoffen, dass die geplante Neuverfilmung aus den Fehlern der
Vergangenheit lernt.
Kurzbewertungen:
Story: 6/10
Bild: 6/10
Ton: 7/10
Extras: 5/10
Gesamt*: 6/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.
Kaufempfehlung: 6/10
Die Kaufempfehlung der Spawn Blu-ray
wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung
der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)