Der französische Regisseur Jean Jacques Annaud hat sich inzwischen
einen beachtlichen Ruf erarbeitet. Dank seiner bekannten und
erfolgreichen Produktionen wie zum Beispiel
Sehnsucht nach
Afrika (1976) sowie
Sieben Jahre in
Tibet (1997) ist er sozusagen ein Garant für
Filme, deren Thema zumindest nicht aus alltäglichem Themenstoff
besteht.
Black Gold aus dem Jahr 2011 tanzt an
dieser Stelle etwas aus der Reihe. Der Abenteuerfilm, dessen Plot
sich um die ersten Ölfunde auf der arabischen Halbinsel dreht,
beruht auf dem Roman
The Great Thirst aus dem Jahr 1957
des Schweizers Hans Ruesch. Neben Antonio Banderas und Mark Strong
sind außerdem Tahar Rahim sowie die indische Schönheit Freida Pinto
mit von der Partie.
Story
Grossansicht
Zu Beginn der 30er Jahre ist die arabische Halbinsel geprägt durch
einzelne Stämme, die jeweils ein gewisses Gebiet beherrschen. Einig
sind sich diese in ihrem Handeln nicht, oftmals gibt es Konflikte
und aufkeimende Kämpfe. Inmitten dieses mehr oder minder Chaos
herrscht Nesib über sein kleines Reich. Das Land ist arm, bietet es
doch außer Sand, Hitze und Wind keine Rohstoffe oder
Handelsprodukte. Doch dies sollte sich ändern als die texanische
Ölfirma Texan-Oil in der Niemandsland-Steppe, dem Gelben Gürtel, Öl
findet. Nesib ist begeistert vom schwarzen Gold und beschließt die
Ausbeutung der Ressource und deren Verkauf ins Ausland. Und
tatsächlich, es zieht Reichtum ein, Schulen und Krankenhäuser
werden gebaut, die Stadt erhält sogar elektrisches Licht. Doch der
tief isolationistisch geprägte Sultan Amar sieht dies mit Argwon,
fürchtet er doch die stetige Infiltration durch Ausländer, die das
Land, den Glauben und die Menschen lediglich ausbeuten wollen. Da
beide auf ihrem Standpunkt verharren, scheint ein neuerlicher
Konflikt unvermeidbar.
Ohne gutem Sitzfleisch ist
Black Gold kaum zu
schaffen. Zwar ist die Laufzeit von 130 Minuten nicht derartig
exorbitant, der schleppende Plot trägt jedoch daran die
Hauptschuld. Geschlagene 40 Minuten wird der Zuschauer mit einer
langwierigen Einleitung konfrontiert, welche gespickt mit 08/15
Floskeln ist (Jeder Mann soll a) Palme pflanzen b) Brunnen graben
c) Kind zeugen) und teils richtig lähmend wirkt. An dieser Stelle
wird auch der junge Mann Auda vorgestellt, der im Grunde nur seine
Bücher im Kopf hat. Er soll später noch eine gewichtige Rolle
einnehmen – dazu später mehr. Hat man die erste dreiviertel Stunde
überstanden, gewinnt der Film endlich an Fahrt – der Konflikt
zwischen Amar und Nesib scheint unausweichlich. Doch auch an dieser
Stelle gibt es Kritik zu vermelden, denn die zwei Charaktere sind
zu einseitig und vorhersehbar. Diese Vorhersagbarkeit trübt den
Gesamteindruck und setzt sich auch bei anderen Figuren genauso
fort.
Grossansicht
Als Auda von Nesib zwecks Vermittlungen zu Amar geschickt wird,
mutiert der schüchterne Bücherwurm anschließend praktisch zu Rambo
himself. Generell ist in
Black Gold ein starker
amerikanischer Einfluss zu bemerken. Während der Kämpfe
Wackelkamera, ultraschnelle Schnitte (damit auch ja kein Kehlen
durchbohrender Messerhieb verpasst wird) sowie ultraschmalzige
Musik, während Kamel und Reiter von Gewehrsalven niedergemäht
werden. Die schauspielerische Leistung ist in Ordnung, Tahar Rahim
als Auda jedoch geht sang und klanglos unter. Ständig ein
desinteressierter Blick, doch vereinzelt versucht er sogar mit
großer Gewalt ein paar Tränchen herauszudrücken, wenn‘s denn wieder
mal besonders traurig wird. Die Landschaftsaufnahmen (gedreht wurde
übrigens in Katar und Tunesien) sind schön anzusehen, die
CGI-Effekte jedoch erinnern teilweise an das Trash-Genre. Alles in
allem ein mittelmäßiger Abenteuerfilm mit einigen Längen, der an
große Vorbilder wie „Lawrence von Arabien“ aber bei weitem nicht
herankommt.
Bildqualität
-
MPEG-4 /AVC, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 2,35:1 –
16:9
-
kräftige Farben mit hohem Sättigungsgrad
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teils starker Gelbstich
-
feines Korn
-
Durchzeichnung wechselnd; während dunkler Szenen deutlich
schwächer, Shots in heller Umgebung sehr gut
-
Schärfe bis auf wenige Ausnahmen einwandfrei
-
sehr guter Schwarzwert – Details saufen jedoch teilweise stark
ab
Grossansicht
Der Transfer ist sehr gut gelungen. Das Blackcrushing ist zwar in
manchen Szenen nervig, meistens jedoch spielt das Geschehen sowieso
12 Uhr mittags in der Wüste. Die Durchzeichnung schwankt, während
CGI-Implementierungen passt die gesamte Bildkomposition nicht
(teilweise nicht ganz scharf, Durchzeichnung unterschiedlich).
Davon abgesehen gibt es keinen Grund zur Kritik.
Tonqualität
-
Deutsch dts 5.1, Englisch dts-HD MA 5.1
-
Unterschiede zwischen englischem und deutschem Track kaum
vorhanden (Stimmen wirken in der HD-Spur etwas prägnanter mit mehr
Volumen und Dynamik)
-
sehr gute Dialogverständlichkeit, Stimmen werden von der
gesamten Front wiedergegeben
-
während mancher Szenen etwas zu centerbezogen
-
sehr gute Räumlichkeit auch während ruhiger Abschnitte
-
vereinzelte direktionale Effekte
-
wenige dafür äußerst exakte Subwoofereinsätze
-
leicht nervige Musik
Die Tonspur überzeugt vor allem durch die tolle Räumlichkeit.
Einige wenige Szenen sind zwar etwas zu centerlastig, diese sind
jedoch in der absoluten Minderheit. Die Stimmen erklingen in der
englischen Spur natürlicher und realer. Der einzige echte
Kritikpunkt betrifft den Score. Zwar versuchte man eine Anlehnung
an große Epen der Filmgeschichte, dies ging jedoch daneben. Nach
einiger Zeit nervt die penetrante Musik doch erheblich.
Ausstattung
Das knapp 40 minütige Making Of ist das einzige Bonusmaterial. Die
Hintergrundinfos sind zwar ganz interessant, etwas
Selbstbeweihräucherung darf jedoch auch nicht fehlen.
Fazit
Grossansicht
Auf der technischen Seite gibt es nur wenig Grund zur Kritik.
Sowohl Bild wie auch Ton sind sehr gut gelungen und überzeugen
trotz einiger kleiner Mängel. Das Making Of ist für Fans des Films
sicherlich interessant und sehenswert.
Black Gold
wollte mit Epen a la „Lawrence von Arabien“ in einem Satz genannt
werden. Der Versuch ging jedoch kräftig daneben. Der Grund dafür
sind nicht nur die vielen etwas eigenartigen Wendungen, sondern
auch die viel zu langwierige Einführung, wobei das Ende wieder in
die Schnulzigkeit verfällt. Da kann auch Mister Pussy Banderas
nicht mehr viel retten.
Story 6/10
Bild 8/10
Ton 8/10
Extras 4/10
Overall 6/10
Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620 FCR (SB)
Teufel M5500 SW (Sub)
HTPC