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Zitat von Ghost Rider
Naja Skyfall hat eben vieles richtig gemacht und war insgesamt
klassischer und künstlerischer als seine Vorgänger. Es wäre schon
ärgerlich wenn man diesen Fortschritt aufgibt.
Spectre wird sich in jedem Fall mit Skyfall messen müssen.
Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich hoffe, dass
sich "SPECTRE" nicht mit "Skyfall" wird messen lassen müssen.
Vielmehr hoffe ich, dass für Bond 24 bspw. "Casino Royal",
"Feuerball" oder auch "In tödlicher Mission" als Messlatte dienen
werden.
Und was war an SF denn "künstlerischer" als in anderen Bond-Filmen?
Das Farbenspiel beim Kampf im Wolkenkratzer vielleicht? Mag sein,
geholfen hat dieses Schattenspiel aber eher nicht, sollte man daran
interessiert gewesen sein, zwischen Bond und dem Bösewicht
unterscheiden zu können.
Dass "Skyfall" aber auch noch klassischer als seine (Plural)
Vorgänger gewesen sein sollte, kann ich nun wirklich nicht
nachvollziehen. Es sei denn, du meinst den DB5 und einige kleine
Anspielungen auf das Franchise insgesamt.
Ansonsten ist SF ein toller Actionfilm mit einer durchaus
gelungenen Story und düsterer Atmosphäre. Nur, er ist kein guter
"Bond" der "eben Vieles richtig macht", sondern vielmehr ein
durchschnittliches 007-Abenteuer, das leider zu Vieles falsch
macht, im Bezug auf den Agenten ihrer Majestät.
Ob das nun die Auswahl der Locations betrifft - außer Istanbul, des
grässlichen urbanen Brachlandes samt Ruinen und dem Hafen von
Macau, gibt's für den Großteil des Films nur noch das verregnete
London und ein weiteres trübes Stückchen England - oder auch die
Charaktere des Streifens.
Wäre das Bond-Girl: Da geht's ja nicht nur ums Aussehen, sondern
darum, 007 einen weiblichen Part zur Seite zu stellen, der weite
Teile der Geschichte mit trägt oder sogar entscheidend daran
beteiligt ist. Das wurde bis Skyfall auch in allen vorangegangen
Teilen der Reihe so gehandhabt. Warum die Drehbuchautoren und wohl
auch der Regisseur der Meinung waren, bei SF derart von der Linie
abweichen zu müssen, wird deren Geheimnis bleiben. Jedenfalls ist
ein sog. Bond-Girl, das kaum 15 Sätze sprechen darf, ca. 5 - 10
MIn. Screentime bekommt und anschließend mir nichts dir nichts
abgeknallt wird, ohne dass Bond auch nur die geringste Chance
gehabt hätte, sie zu retten, keines, das diesen Namen auch verdient
hätte. An diesem mMn großen Mangel leidet der Film als "Bond-Film"
sehr deutlich. Da wird einem richtiggehend warm ums Herz, wenn man
an "Casino Royal" denkt. Anscheinend ist man aber dabei, zumindest
diesen Fehler zu korrigieren, da bekanntlich mit Lea Seydoux und
Monica Bellucci zwei tatsächliche Schauspielerinnen für "SPECTRE"
verpflichtet wurden, die kaum bloße Statisten sein werden.
Zudem mag es sicherlich politisch äußerst korrekt sein, wenn nun
endlich angedeutet wird, dass Bond durchaus schon die eine oder
andere gleichgeschlechtliche Erfahrung hinter sich gebracht hat,
lange genug hat's ja gedauert.
Auch die vielgepriesene "Verletzlichkeit" von Bond in SF ist mMn
eher fragwürdig. Emotionen durfte 007 auch schon in anderen Filmen
der Reihe zeigen, allerdings ohne dabei zur weinerlichen
Halb-Schwuchtel zu mutieren, die sich dem Suff hingibt, nur weil
andere Agenten ihre Arbeit machen. Bond ist und war ein
zielstrebiger und harter Problemlöser, den an Männern nur
interessiert, auf welcher Seite sie stehen und der sich einen Drink
genehmigt, weil es ihm schmeckt oder es die Etikette
verlangt.
Das sind für mich die entscheidenden Punkte, warum "Skyfall" kein
guter "Bond", sondern ein aufs jüngere Publikum und somit auf
Massentauglichkeit zugeschnittener Actioner ist. Dass dieser
Beitrag dennoch der erfolgreichste der gesamten Reihe ist, wundert
mich dabei wenig.
Für "SPECTRE" erwarte ich deshalb einen wesentlich interessanteren
und anspruchsvolleren weiblichen Part, weiters einen
umfangreicheren Lokalkolorit, eventuell mit "Mr. Hinx" einen Gegner
wie etwa "Donald Grant" oder natürlich dem "Beißer" und last but
not least einen vielschichtigen, hintergründigen, möglicherweise
sogar genialen, Bösewicht.
Diese Erwartungen scheinen ja nicht ganz unbegründet zu sein, und
um wieder auf den Beginn meines Betrags zurückzukommen: "SPECTRE"
darf und sollte sich zukünftig gerne mit dem einen oder anderen
Teil der Filmreihe zu messen haben, nur bloß nicht mit "Skyfall".