TEST: Brütal
LegendEigentlich ist Entwickler-Legende Tim Schafer ein friedfertiger
Mensch. Seine bisherigen Projekte wie etwa die Adventures „Grim
Fandango“, „Day of the Tentacle“ und „Full Throttle“ oder das
Jump’n'Run „Psychonauts“ kamen gänzlich ohne blutige
Gewaltdarstellungen aus. Diese Zeiten sind jetzt vorbei: In „Brütal
Legend“ fliegen die Körperteile und rote Lebenssaft fließt in
Strömen. Kein Wunder, dass die USK hier das dicke „Ab 18“-Siegel
auf die Packung klebte.
Number of the Beast
Trotzdem ist „Brütal Legend“ keine tumbe Metzelorgie. Es ist ein
feiner Cocktail aus Strategie- und Action-Einlagen in einem
unglaublich atmosphärischen Open-World-Szenario. Aber letztlich ist
es nicht das Genre, was „Brütal Legend“ ausmacht – es ist das Spiel
selbst. „Brütal Legend“ ist die Spiel gewordene Hommage an Rock-
und Metal-Musik. Und welcher Hollywood-Schauspieler versprüht Metal
wie kein zweiter? Natürlich Jack Black! Der Tenacious D-Frontmann
leiht Eddie Riggs seine Stimme und seine Mimik und Gestik.
Doch fangen wir von vorne an: Eddie Riggs ist Roadie einer
furchtbar schlechten Glamrock-Metal-Band. Bei einem Bühnenunfall
kommt er ums Leben, wird aber von der Feuerbestie Ormogöden in eine
fremde rockige Parallelwelt gezogen. „Brütal Legend“ erzählt
Geschichte einer Revolution gegen den gierigen Herrscher Doviculus
und seine Glamrock-Püppchen. Roadie Eddie Riggs verwandelt sich im
Laufe dieser Story zum Anführer der Rebellen.
The Metal
„Brütal Legend“ nimmt für seine abgefahrene Metal-Welt die
Klassiker der Musik-Genres als Inspiration. Kenner der Materie
freuen sich über Anspielungen von Plattencovern und anderen
Artworks. Noch viel cooler präsentiert sich der Soundtrack: Über
100 Tracks von bekannten Bands wie Motörhead, Judas Priest, Black
Sabbath oder In Flames wurden in das Spiel eingebaut. Dieser
Soundtrack untermalt das martialische Geschehen mehr als passend:
Bereits nach wenigen Spielminuten schnappt sich Eddie eine riesige
Streitaxt und mäht damit seine Widersacher nieder.
Wieder einige Momente später greift sich der Roadie eine E-Gitarre
und ruft mit ihr Blitze vom Himmel. Dabei ist das Kampfsystem
denkbar einfach: Es genügt jeweils eine Taste, um die Axt zu
schwingen oder die Gitarre aufheulen zu lassen. Praktisch: Im
späteren Verlauf könnt ihr eure Waffen weiter aufrüsten. Beim
„Hüter des Metal“ Ozzy Osbourne holt ihr euch eine schärfere Klinge
oder motzt euren „Teufel“ auf.
Metal-Legenden im Spiel
Was das ist? Gleich zu Beginn schraubt sich Eddie aus Einzelteilen
einen fetten Hot Rod zusammen. Spielt ihr in einem Mini-Game das
passende Gitarrensolo, erscheint die Wagen und ihr braust damit
durch die Botanik. Natürlich hat Ozzy einige coole Upgrades parat:
Ein fetter Rammbock lehrt Glam-Rock-Pussys das Fürchten, mit einem
MG räumt ihr selbst größere Widersacher problemlos aus dem
Weg.
Neben diesen Extras könnt ihr auch Statuen für die unterirdischen
Höhlen von Ozzy einkaufen oder Eddie neue Aktionen verpassen – die
Möglichkeiten sind vielschichtig. Neben Ozzy Osbourne geben
übrigens Rocklegenden wie Lemy (Motörhead) oder Rob Halford (Judas
Priest) ihr Stelldichein.
Run to the hills
In der abgefahrenen Welt von „Brütal Legend“ gibt es viel zu tun:
Neben der Hauptstoryline verdient ihr euch in Nebenmissionen so
genannte Feuertribute – die Währung im Spiel. Mal müsst ihr euren
Verbündeten beim Aufstellen eines Hinterhalts helfen, dann karrt
ihr Bierfässer zur nächsten Party. Leider wiederholen sich die
Mini-Aufgaben recht häufig. Dafür wirkt die Metal-Welt sehr
lebendig: Überall wuseln Patrouillen durch die Gegend, seltsam
Tiere treiben sich in den Wäldern herum.
Was sich zunächst wie ein simples Hack&Slay anhört, wechselt
nach einigen Spielstunden zu einem handfesten Strategiemix. Im
Bühnen-Battle müsst ihr auf Fan-Gysiren Shops aufbauen, um
Einheiten zu produzieren. Mit Hilfe der Schultertasten schickt ihr
neue Leute in die Schlacht oder dirigiert eure Mannen. Allerdings
hat das Spieldesign einige Tücken: Während die Taktik-Einlagen troz
fehlender Übersicht ordentlich funktionieren, gibt es Probleme bei
Schleich- und Teamaktionen.
Zu viele Wiederholungen
Wollt ihr mit euren Einheiten interagieren, reagiert das Spiel
schlecht bis gar nicht. So ist es häufig recht fummelig, die
richtigen Einheiten für den jeweiligen Job zu finden. Außerdem
verliert „Brütal Legend“ trotz der grandiosen Atmosphäre und des
tollen Humors an Fahrt – die Missionsstruktur wiederholt sich
leider zu oft.
Ein Wort zur Synchronisation: Es sind glücklicherweise die deutsche
und die englische Tonspur auf der Blu-Ray enthalten. Die deutsche
Sprachausgabe ist zwar gut, aber nicht ordentlich abgemischt.
Außerdem macht es deutlich mehr Spaß, Jack Black in den
Zwischensequenzen zuzuhören.
Gelungen sind hingegen die Mehrspieler-Modi: Hier spielt ihr mit
bis zu acht Mann in Bühnenschlachten gegeneinander. Hier werden
gleich drei unterschiedliche Fraktionen mit jeweils eigenen
Gitarrenmoves aufgefahren – sehr schön!
Wertung: 8.0 Nicht perfekt, aber ungeheuer spaßig:
„Brütal Legend“ hat leider einige kleine Designschwächen, die sich
trotz aller Detailverliebtheit stark auf den Spielspaß auswirken.
Die recht monotonen Missionabläufe können selbst von den tollen
Zwischensequenzen nicht aufgefangen werden. Der Strategiemix
funktioniert leider nicht hundertprozentig. Trotzdem wollen wir
„Brütal Legend“ all jenen ans Herz legen, für die Metal die einzig
wahre Religion ist. Denn dann werdet ihr – auch dank Jack Black –
über die Schwächen im Gameplay getrost hinweg blicken.
Quelle:
www.play3.de